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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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meisten Kinder mit Spaltwirbel, die so genannte Spina bifida, haben einen Hydrozephalus.«
    »Spina bifida entwickelt sich aus einem Defekt des Neuralrohrs?«
    »Ja. Das Problem tritt in den ersten Wochen der Reifung auf, oft bevor die Frau weiß, dass sie schwanger ist. Das Neuralrohr, aus dem sich Gehirn und Rückenmark entwickeln, entwickelt sich nicht richtig, was zu unterschiedlichen Graden permanenter Schädigung führt.«
    »Wie häufig ist das?«
    »Eindeutig zu häufig. Schätzungen zufolge leidet eins von tausend der in den USA geborenen Babys an Spina bifida, und ungefähr eins von siebenhundertfünfzig der in Kanada geborenen.«
    »Ich habe keine Wirbel gefunden und kann deshalb nicht sagen, ob meine junge Dame an Spina bifida litt.«
    Russell nickte und fuhr dann mit ihrer Erklärung fort.
    »Es gibt neben Spina bifida noch viele andere Ursachen für einen Hydrozephalus.« Sie zählte sie an den Fingern ab. »Er kann Folge einer Hirnblutung sein. Die Entzündungen und Ablagerungen in Folge einer Gehirninfektion, wie zum Beispiel Meningitis, können Abflusskanäle blockieren. Tumore können zu Kompression oder Anschwellen von Gehirngewebe und somit zu Abflussbehinderungen führen. Ebenso gewisse Arten von Zysten. Und der Hydrozephalus kann familiär bedingt sein.«
    »Er ist also vererbbar?«
    »Ja. Obwohl das sehr selten vorkommt.«
    »Wo kommt nun dieser Shunt ins Spiel?«
    »Es gibt keine Möglichkeit, einen Hydrozephalus zu heilen oder zu verhindern. In den letzten vierzig Jahren war die erfolgreichste Behandlungsmethode die Implantation eines Shunts. Der, den Sie mir gebracht haben, ist ein bisschen überholt, aber eigentlich ziemlich typisch.
    Die meisten Shunts sind einfach nur flexible Schläuche, die in die Ventrikel implantiert werden, um die Flüssigkeit abzuleiten. Sie bestehen aus einem System von Schläuchen mit einem Ventil, das die Abflussrate kontrolliert und einen Rückfluss verhindert. Die frühen Shunts leiteten die angesammelte Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit in eine Halsvene und dann ins rechte Atrium, den rechten Vorhof des Herzens. Diese nennt man ventrikulo-atriale Shunts oder VA-Shunts. Sie werden gelegentlich noch verwendet, aber es gibt Probleme mit ihnen, darunter Infektionen und selten auch Herzversagen auf Grund einer Blockade von Blutgefäßen in der Lunge durch Blutgerinnsel, die sich von der Katheterspitze des Shunts lösen. Die meisten modernen Shunts leiten die Flüssigkeit in die Bauchhöhle ab. Man nennt sie ventrikulo-peritoneale oder VP-Shunts.«
    Sie deutete auf das Ding, das ich aus dem Schädel gezogen hatte.
    »Das ist ein VP-Shunt. Beim lebenden Patienten hätten Sie ertasten können, wie der untere Teil des Schlauchs unter der Haut, die die Rippen überspannt, in die Bauchhöhle fuhrt. Dieser Teil des Shunts fehlt.«
    Ich wartete, dass sie fortfuhr.
    »Die Bauchhöhle ist groß und kann normalerweise jede beliebige vom Shunt angelieferte Menge aufnehmen. Ein weiterer Vorteil einer Ableitung in den Bauch besteht darin, dass die Bewegungen der Verdauungsorgane die Katheterspitze bewegen. Diese Bewegung verhindert eine Blockade oder Einbettung in Narbengewebe.«
    »Wann werden diese Dinger implantiert?«
    »Sobald der Hydrozephalus diagnostiziert wurde. In der Bauchhöhle eines Neugeborenen können über neunzig Zentimeter Schlauch verlegt werden. Wächst das Kind, rollt der Schlauch sich auf und passt sich so der veränderten Körperlänge an.«
    »Ich habe im Schädel ein kleines Loch gefunden, in der Nähe der Nahtstelle zwischen Scheitel- und Schläfenbein.«
    »Das ist ein Bohrloch. Es wird bei der Operation gebohrt, um das obere Ende des Shunts ins Gehirn einzuführen. Sie werden normalerweise hinter den Haaransatz gelegt, entweder oben an der Stirn oder hinter dem Ohr oder am Hinterkopf.«
    Dr. Russells Blick huschte zu einer runden Metalluhr auf ihrem Schreibtisch und dann wieder zu mir. Ich hätte gern noch erfahren, welche Schwierigkeiten durch einen Wasserkopf verursacht werden konnten, aber ich wusste, dass die Zeit der Frau beschränkt war. Das würde ich schon selbst recherchieren müssen.
    Ich nahm meine Jacke, und sie steckte den Shunt wieder in das Gefäß. Wir standen gleichzeitig auf, und ich dankte ihr für ihre Hilfe.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer die junge Dame ist?«, fragte sie.
    »Noch nicht.«
    »Soll ich Ihnen ein wenig Lektüre über den Hydrozephalus zuschicken? Es gibt gewisse Probleme im Zusammenhang mit dieser Krankheit, die Ihnen

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