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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Drogen transportieren, und falls es zu einer Razzia kommt, sind sie Meister dann, Belastungsmaterial verschwinden zu lassen. Einige erweisen sich auch als sehr effektive Spione. Sie arbeiten bei Behörden, Telefongesellschaften, Archiven, überall, wo sie Zugang zu nützlichen Informationen haben. Einige der Alten Damen lassen Waffen oder Grundstücke auf ihren Namen eintragen, entweder weil es ihrem Partner verboten ist oder um seinen Besitz vor dem Zugriff des Staates zu bewahren.«
    Roy sah auf die Uhr.
    »An diesem Punkt möchte ich für heute Schluss machen. Einige sind eben erst von der CUM zu uns gestoßen, es kann also sein, dass wir noch eine von diesen Sitzungen abhalten.«
    CUM. Communauté Urbaine de Montréal Police. Ich fragte mich, warum Claudel an diesem Treffen nicht teilgenommen hatte.
     
    Während ich zum Labor fuhr, waren meine Gedanken wieder bei dem Teenager aus St. Basile und Carolyn Russells Erläuterungen.
    Konnte das Mädchen ein Opfer dieses Biker-Wahnsinns geworden sein? Irgendetwas an ihr ließ mir keine Ruhe, und wieder einmal versuchte ich zusammenzusetzen, was ich über sie wusste.
    Das Mädchen war als Teenager gestorben, also kein Kind mehr, aber auch noch keine Frau. Ihre Knochen verrieten nichts darüber, wie sie gelebt hatte. Der Wasserkopf konnte vielleicht helfen, sie zu identifizieren.
    Das gut verheilte Bohrloch deutete daraufhin, dass die Implantation des Shunts schon länger zurücklag. Hasste sie dieses Implantat? Lag sie nachts im Bett und tastete den Schlauch ab, der unter ihrer Haut verlief? Litt sie unter anderen körperlichen Problemen? Quälten ihre Altersgenossen sie? War sie eine gute Schülerin? Eine Aussteigerin? Würden wir medizinische Unterlagen eines vermissten Mädchens aufspüren, die uns bei der Identifikation dieses Schädels helfen würden?
    Im Gegensatz zu vielen anderen namenlosen Toten hatte ich bei ihr kein Gefühl dafür, wer sie war. Das Mädchen. So nannte ich sie inzwischen in meinen Gedanken. Das Mädchen in der Vipers-Grube.
    Und warum hatte man sie auf dem Clubgelände begraben? Stand ihr Tod in Verbindung mit den Morden an Gately und Martineau, oder war sie nur eins der vielen Opfer in der grausigen Tradition der Biker-Gewalt gegen Frauen? Hatte man ihr Leben mit Vorbedacht beendet, oder war sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, wie die kleine Emily Anne Toussaint?
    Während ich mich durch den Stoßverkehr schlängelte, spürte ich wieder Schmerz und Wut. Schmerz über ein nur zum Teil gelebtes Leben, Wut über die Gefühllosigkeit derer, die es genommen hatten.
    Und ich dachte an Andrew Ryan mit seinen himmelblauen Augen und ihrer brennenden Intensität. Schon sein Geruch hatte mich einmal glücklich gemacht. Wie hatte ich nur seine andere Seite übersehen können, sein Doppelleben? Konnte es wirklich so sein? Mein Verstand sagte mir, ja. Bertrand schwor, dass es stimmte. Warum weigerte sich mein Herz, es zu glauben?
    Meine Gedanken bewegten sich in nutzlosen Kreisen. Mein Nacken tat mir weh, und ich spürte ein Zucken im linken Auge.
    Ich bog auf die Parthenais ein und fuhr in eine Parklücke. Dann lehnte ich mich zurück und zwang mich zum Abschalten. Ich brauchte eine Ruhepause.
    Ich würde Claudel berichten, was ich erfahren hatte, und dann würde es für mich das ganze Wochenende lang keine Knochen und keinen Gedanken an Ryan geben. Ich würde nichts Ernsthafteres tun, als Roys Biker-Broschüre durchzublättern. Ich würde lesen, einkaufen und zu Isabelles Party gehen. Aber gleich am Montag würde ich einen zweiten Schwur ablegen. Ich würde weiter nach Emily Annes Mörder suchen, und ich würde außerdem einen Namen für das Mädchen in der Vipers-Grube finden.

13
    Als ich nach Hause kam, war es schon nach sieben.
    Im Labor hatte ich die Knochen und den Shunt verstaut und dann Claudel angerufen, um ihm zu berichten, was ich von Russell erfahren hatte. Wir beschlossen, dass ich alle Fälle der letzten zwanzig Jahre, in denen es um unvollständige Skelette ging, recherchieren sollte. Er würde mit seiner Liste der vermissten Mädchen weitermachen. Wenn keiner von uns bis Montag etwas fand, wollten wir den Fall in den CPIC-Computer eingeben. Und wenn auch das nichts brachte, würden wir in das amerikanische NCIC-System gehen.
    Das klang wie ein Plan.
    Nachdem ich mich umgezogen und kurz mit Birdie gesprochen hatte, ging ich zur McKay, stieg hinauf in das Fitness-Studio im obersten Stock und trainierte eine Stunde lang.

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