Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan
diese Woche, dachte ich.
»Tempe, wenn es dir auch nur die allerwinzigsten Umstände macht, brauchst du es nur zu sagen, und ich habe diese Reise schneller storniert als –«
»Ich will nur wissen, wie viel elterliche Kontrolle erwartet wird.«
»Elterliche Kontrolle?« Sie schien überhaupt nicht zu wissen, was ich meinte.
»Führung? Elterliche Aufsicht? Es ist ein einsamer Job, aber irgendjemand muss ihn ja machen.«
»Tempe, Kit ist neunzehn. Du kannst Mama spielen, bis du schwarz wirst, aber dieser Junge hat Feuer im Hintern, und das wirst du ihm kaum löschen. Er soll sich nur einmal täglich melden, damit sicher ist, dass er körperlich gesund ist und nicht von der Polizei gesucht wird. Und dass er nicht die Wohnung als Versammlungszentrum für minderjährige Säufer missbraucht. Weißt du, er ist ja nicht gerade in der Partridge-Familie aufgewachsen.«
An die Partridge-Familie hatte ich überhaupt nicht gedacht.
»Aber das heißt nicht, dass du ihm alles durchgehen lassen sollst. Sorge dafür, dass er seine Sachen in Ordnung hält und hin und wieder das Geschirr wäscht.«
Ich stellte mir die Klamotten vor, die sich in meinem Wohnzimmer stapelten.
»Weißt du was? Ich rufe ihn selber an und mache ihm klar, dass deine Wohnung kein Zwischenlager für irgendwelchen Krempel ist, den er anschleifen will.«
»Wie lange bleibst du in Mexiko?«
»Zehn Tage.«
»Was ist, wenn er nach Hause will, bevor du zurück bist?«
»Kein Problem. Howie hat ihm ungefähr elfhundert Kreditkarten gegeben. Du musst ihm nur klarmachen, dass eine frühe Rückkehr Austin und nicht Houston bedeutet, und lass ihn nicht losfahren, wenn er ganz furchtbar niedergeschlagen ist. Du kannst das doch sehr gut, große Schwester. Und du weißt, dass er ganz verrückt ist nach dir.«
Süßholz raspelnde Harry.
»Ich werde daran denken, wenn er Omas Silber versetzt. Viel Spaß. Und hinterlass eine Nummer, wo man dich erreichen kann.«
Als ich auflegte, erschien Claudel in der Tür, und sein Gesicht war so angespannt, dass die Haut über den Knochen fast zu platzen schien.
Toll.
»Bonjour, Monsieur Claudel.«
Ich erwartete keine Begrüßung und bekam auch keine.
»Sie waren unbefugt im Gefängnis.«
»Hat Mr. Dorsey Ihnen von unserer Unterhaltung erzählt?«, fragte ich unschuldig.
»Sie haben meinen Gefangenen befragt.«
»Ist er Ihr persönliches Eigentum?«
»Sie gehören nicht zum Morddezernat, sind nicht einmal Detective.« Claudel bemühte sich, seine Stimme neutral zu halten. »Sie haben keine Befugnis, sich in meinen Fall zu mischen.«
»Dorsey hat mich gerufen.«
»Sie hätten ihn an mich verweisen sollen.«
»Er rief mich an, weil er das Gefühl hatte, dass Sie ihm nicht zuhören.«
»Er benutzt Sie nur, um meine Ermittlungen zu stören.«
»Warum ziehen Sie denn nicht einmal in Erwägung, dass Sie auf der falschen Spur sein könnten, Claudel?«
»Das ist nicht Ihr Ressort, und ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig.«
»Dorseys Verhaftung ist eine ziemlich wackelige Sache.«
»Aber es ist meine wackelige Sache, Madame, nicht Ihre.«
»Sie sind überzeugt, dass Cherokee von Bikern ermordet wurde«, sagte ich neutral. »Und ich bin vorübergehend der Carcajou zugewiesen.«
»Ich tue, was ich kann, um das zu ändern«, sagte Claudel mit kaum verhüllter Empörung.
»Wirklich.« Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg.
»Ich werde darüber mit Ihnen nicht diskutieren, Ms. Brennan. Halten Sie sich aus meinen Ermittlungen heraus.«
»Ich nehme von Ihnen keine Befehle an.«
»Das werden wir sehen.«
»Wir haben schon einmal zusammengearbeitet, und das mit gutem Erfolg.«
»Das macht Sie noch nicht zum Detective und berechtigt Sie nicht, in einen Fall einzugreifen, der mir zugewiesen wurde.«
»Sie können gar nicht überschätzen, wie sehr Sie mich unterschätzen, Monsieur Claudel.«
Er richtete sich auf, öffnete den Mund und atmete einmal tief ein. Als er dann wieder redete, war seine Stimme ruhig.
»Jede weitere Diskussion ist sinnlos.«
Da war ich seiner Meinung.
Er ging zur Tür, den Rücken so steif wie ein Dressurreiter. Doch dann drehte er sich noch einmal um, hob das Kinn und sagte durch die Nase: »Da ist nur noch eins, das ich Ihnen sagen sollte, Ms. Brennan.«
Ich wartete.
»George Dorsey wurde heute Morgen des heimtückischen Mordes angeklagt.«
Obwohl seine Worte wie Eis waren, spürte ich die Hitze seines Zorns quer durchs Zimmer. Dann war er verschwunden.
Ich atmete
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