Lasst uns ueber Liebe reden
und
Blautönen neu gestrichen worden, vor den Fenstern hingen statt Vorhängen
trendige graue Metallrollos, und große, bequeme Sitzsäcke luden zum Lümmeln
ein. Die handgewebten Hanfmatten, die auf dem Parkettboden lagen, waren mit
CDs, Computerspielen, DVDs, Musikzeitschriften und Bibliotheksbüchern über das
Leben der Rastafaris und das Übel der Massentierhaltung übersät. Serena und
Aaron hockten in seinem zerwühlten edwardia- nischen Himmelbett und soffen
Champagner aus den edelsten Kristallgläsern ihrer Mutter - und zwar, wie Blair
geahnt hatte, in Unterwäsche. Serena hatte, um genau zu sein, eines von Aarons
schlabbrigen grünen Schul-T-Shirts mit dem Aufdruck »Bronxdale Athletics« an,
unter dem ihr weißer Satinslip von La Perla hervorblitzte.
Naja,
wenigstens war es hübsche Unterwäsche.
Blair
wollte gerade nach dem Anlass der kleinen Party fragen, als Serena losjubelte:
»Aaron ist drin. Er ist in Harvard!«
Blair
starrte sie an. Ein Schwall Gallensaft brannte in ihrer Speiseröhre. Es war
schon schmerzhaft genug, mit der Fülle goldblonder Haare auf Serenas Kopf
konfrontiert zu werden und zu wissen, dass ihre eigenen Haare gerade irgendwo
auf der 57. Straße im Müll verrotteten, aber das unerträglich selbstzufriedene
Grinsen auf Aarons von Dreadlocks umrahmtem Gesicht weckte in Blair das
Bedürfnis, in hohem Bogen auf seinen blöden, garantiert nicht von ausgebeuteten
Kindern gewebten Teppich zu kotzen.
»Hol dir
einen Sitzsack«, sagte Aaron freundlich. »Und falls du Champagner willst«,
erzeigte auf einen Kaffeebecher mit Harvard-Logo, der auf seinem Schreibtisch
stand, »der da müsste ziemlich sauber sein.«
Serena
wedelte mit einem cremefarbenen Briefbogen. »Hier, hör mal: Sehr geehrter Mr
Rose«, las sie laut vor. »Wir haben Ihre Bewerbungsunterlagen geprüft und
freuen uns, Sie im nächsten Semester als Studierender an unserer Universität
begrüßen zu dürfen...«
Blair
hatte vor ihrem Frisörtermin fast nichts gegessen und diese
Aaron-ist-der-Tollste-Feier war definitiv zu viel für ihren flauen Magen. Von
Rechts wegen war sie diejenige, die heute ihren Brief
mit der Bestätigung ihres Studienplatzes in Yale hätte öffnen sollen, aber die
Studienberaterin der Constance-Billard-Schule hatte ihr nach dem missrate- nen
Gespräch von einer vorzeitigen Bewerbung abgeraten. Das Studium in Yale war
Blairs größter Lebenstraum - neben der Hochzeit mit Nate Archibald und ihrem
fortan glücklichen Leben in der efeuumrankten Backsteinvilla gleich an der
Fifth Avenue, die sie sich schon ausgesucht hatte -, aber jetzt würde sie wie
die größten Lahmärsche aus ihrem Jahrgang bis April warten müssen, bis sie
wusste, ob sie überhaupt angenommen war. Es war unfair und gemein.
Aaron
trank einen Schluck Champagner. »Tut mir Leid, Blair.« Normalerweise achtete er
immer darauf, sie ja nicht zu verletzen, aber er war gerade viel zu stolz auf
sich, um sensibel zu sein. »Ich werde mich bestimmt nicht bei dir dafür
entschuldigen, dass ich es geschafft hab. Ich hab mir das verdient.«
Na klar.
Und der gigantische Anbau ans naturwissenschaftliche Institut, den die
Baufirma seines Vaters dem Campus letztes Jahr gestiftet hatte, hatte natürlich
gar nichts damit zu tun.
Blairs
Lippen wurden schmal. »Vielleicht hast dus ja vergessen, Arschloch«, zischte
sie. »Aber wenn du mich am Abend vor meinem Bewerbungsgespräch nicht in diesem
widerlichen Motelzimmer wach gehalten und dazu überredet hättest, dein
Scheißbier zu trinken und klebriges Dreckszeug zu fressen, hätte ich heute auch
einen Brief von Yale bekommen.«
Aaron
verdrehte die Augen. »Ich hab dich nicht dazu überredet, den Dozenten zu
küssen.«
Serena
unterdrückte ein Kichern und Blair schoss einen wütenden Blick auf sie ab.
»Sorry.«
Serena guckte schuldbewusst. »Ach komm, Blair«, sagte sie mit einschmeichelnder
Stimme. »Du bist Jahrgangsbeste, die nehmen dich hundertpro. Du musst doch nur
noch bis April warten.«
Blair
guckte weiter giftig. Sie hatte aber keinen Bock, bis April zu warten. Sie
wollte es jetzt wissen.
Aaron
zündete sich eine seiner Kräuterzigaretten an, legte den Kopf in den Nacken und
blies fiauchringe an die Decke. Er strahlte die lässige Überheblichkeit eines
Menschen aus, der weiß, dass er das letzte Halbjahr an der High- school im
permanenten Champagnerrausch verbringen kann und trotzdem in Harvard studieren
wird. Der kleine Scheißer.
»Tja,
Leute.« Er gähnte. »Ich muss jetzt leider
Weitere Kostenlose Bücher