Lasst uns ueber Liebe reden
die
hände tief in den manteltaschen vergraben, die madison
avenue entlangschlich und ganz untypi- scherweise sehr besorgt guckte. V und D knutschend bei shakespeare
books, ganz in der nähe der nyu - herzig, die beiden, was? B, die bei sigerson
morrison in noho schuhe
anprobierte. S im fetch auf der bleecker street, wo sie ihrem lieblingsköter ein weiteres
unwiderstehliches hundejäckchen kaufte. J und ihre
neuefreundin E kichernd vor dem regal mit hygieneartikeln bei duane
reade. ach, die jugend! und zuletzt A, der sich
in einem kleinen namenlosen plattenladen auf der 3. straße mit alten
reggae- scheiben eindeckte, klar - er braucht ja musikalische untermalung für
all die vielen stunden, die er in den nächsten monaten blaumachen kann.
eure mails
F: hey lästerschwester,
der typ,
der früher immer in dieser pizzabude dope verkauft hat, ist angeblich
von den bullen hochgenommen worden und muss jetzt als lockvogel im park seine
alten Stammkunden ans messer liefern,
spürhund
A: wow,
spürhund,
das
klingt sehr nach einem drehbuch für eine billig- fernsehproduktion. da kann man
nur hoffen, dass keiner unserer freunde mitspielt.
gg
F: hallo
gossipG,
ich hab total vergessen, dir zu
schreiben, dass ich die kleine aus der neunten mit dem riesenvorbau bei meinem
schönheitschirurgen Im Wartezimmer gesehen hab. sie hat sich so einen fotoband
angeguckt, der »die busen der stars« heißt, echt wahr, die hat sich da voll die
brüste rausgesucht, die sie gern haben würde,
plappermaul
A: liebes
plappermaul,
das
ist ja alles höchst interessant, aber sag doch maul, äh, mal: was hast du eigentlich beim doc gewollt?
gg
als wäre
unser leben nicht schon aufregend genug...
nachdem das bewerbungselend
endlich ein ende hat, können wir uns auf etwas wirklich wichtiges
konzentrieren: die fashion week. sie
beginnt schon am freitag, und alle leute, die ich toll finde - einschließlich
mir selbst -, werden da sein, man sieht sich in der ersten reihe!
ihr
wisst genau, dass ihr mich liebt
gossip.girl
jungdichter
bekommt einen Vorgeschmack auf rühm
Auf dem
Weg zur Riverside-Knabenschule blieb Dan am Dienstagmorgen am Zeitungsstand
Ecke 79. Straße und Broadway stehen, um sich die Valentins-Sonderausgabe des Neiv
Yorker sowie einen großen Becher schwarzen Kaffee zu kaufen, der
schmeckte wie vor drei Jahren aufgebrüht - also so, wie er ihn liebte. Auf dem
Titelblatt des New Yorker war eine Zeichnung der Arche Noah, die im New Yorker
Hafen mit der hoch aufragenden Silhouette der Freiheitsstatue im Hintergrund
vor Anker lag. Am Bug der Arche stand »The Love Boat« und alle Tiere an Bord
hielten Pfötchen, küssten und umarmten sich. Ziemlich witzig. Dan steckte sich
mit zitternden Fingern eine filterlose Camel an, bevor er das Heft aufschlug
und im Inhaltsverzeichnis nach seinem Gedicht suchte. Da war es: »Daniel
Humphrey, S. 42, >schlampen<«. Er vergaß die glimmende Zigarette zwischen
seinen Lippen und blätterte hastig im Heft. Seite zweiundvierzig war die
neunte Seite einer vierzehnseitigen Erzählung von Gabriel Garcia Rhodes mit
dem Titel »Amor con los Gatos« - Liebe mit Katzen und mitten im Text war Dans Gedicht abgedruckt.
wisch mir den schlaf aus den äugen
und schenk mir kaffee nach.
jetzt erst verstehe ich, was du
mir schon die ganze zeit zu sagen versuchst
mit
deinem geschorenen schädel und indem du mir (so zart fühlend) in satin und
spitze gegenübertrittst: du bist eine hure
Obwohl es
beißend kalt war, traten vor Aufregung winzige Schweißperlen auf Dans Lider,
und seine Zunge war trocken wie Schuhleder. Er spuckte die brennende Zigarette
auf den Asphalt, schlug das Heft zu und steckte es in seine schwarze
Kuriertasche. Hätte er ganz hinten zu der Seite mit den Kurzbiografien
geblättert, hätte er folgenden Eintrag lesen können: »Daniel Humphrey (Gedicht,
S. 42) besucht in New York die Abschlussklasse der Highschool. Dies ist seine
erste publizierte Arbeit.« Aber Dan ertrug es keine Sekunde länger, in die
Zeitschrift zu schauen, in der genau in diesem Moment wahrscheinlich tausende
anderer Leser blätterten, deren Blick an seinem brutalen, zornigen Gedicht hängen
blieb, von dem er - ganz ehrlich - nicht wusste, ob es etwas taugte.
Er ging
den Broadway entlang in Richtung Schule. Seine Hände zitterten wie verrückt.
Wieso war er nicht rechtzeitig auf die Idee gekommen, das Ganze irgendwie zu
sabotieren? Wieso
Weitere Kostenlose Bücher