Lasst uns ueber Liebe reden
naive zufällige Beobachter.
»Cool,
Mann. Danke.« Nate gab ihm den Hunderter, ließ das Tütchen in seiner
Manteltasche verschwinden und seufzte vor Erleichterung. Verdammt blöd, dass er
keine Papierchen dabeihatte, sonst hätte er sich gleich an Ort und Stelle ein
dickes fettes Gerät drehen können. »Und?«, fragte er, um noch ein bisschen
höfliche Konversation zu machen, bevor er sich von Mitchell verabschiedete.
»Ziehst du nach Amsterdam oder ist das nicht mehr aktuell?«
Mitchell
blieb stehen und machte langsam den Reißver- schluss seiner Trainingsjacke auf.
»Nö, ich sitz noch 'ne Weile hier fest.« Er zog sein graues Thermoshirt hoch
und enthüllte seine nackte, mit Sommersprossen gesprenkelte Brust. Auf der Haut
klebten diverse Kabel.
Nate hatte
genügend Polizeiserien gesehen, um zu wissen, was die Kabel bedeuteten. Er
wich zurück. Die kahlen Bäume um ihn herum schienen bedrohlich zusammenzurücken.
Hatte er Halluzinationen, oder was? War das alles ein schlechter Traum?
Mitchell
zog das Shirt wieder runter und schloss den Reiß- verschluss seiner Jacke. Er
machte einen Schritt auf Nate zu, als wolle er ihn daran hindern, abzuhauen.
»Tut mir Leid, Mann. Sie haben mich drangekriegt. Ich arbeite jetzt fürs System.«
Er zeigte mit dem Kinn auf die Parkbänke hinter ihnen. »Die >Arsche< auf
den Bänken sind alle Cops, okay? Also versuch gar nicht erst irgendwelche
Dummheiten. Du wartest brav hier, bis ich denen das Zeichen gebe, und dann
bringen sie dich aufs Revier in der Amsterdam Avenue. Ja, Amsterdam Avenue - witzig, was?«
Nate war
klar, dass Mitchell ihn nur zum Lachen bringen wollte, um sein schlechtes
Gewissen zu erleichtern. »Okay«, sagte er verkrampft. Wie hatte das passieren
können? Er war noch nie so fies beschissen worden und fühlte sich ziemlich...
na ja, beschissen. Er ließ das Grastütchen auf den Boden fallen und stieß es
mit dem Fuß weg. »Shit!«, fluchte er leise.
Mitchell
hob es wieder auf und legte Nate eine Hand auf die Schulter. Mit der anderen gab
er den Bullen auf den Bänken ein Zeichen. Zwei Typen standen auf und kamen
eilig auf sie zu. Sie sahen gar nicht aus wie Cops. Der eine trug eine schwarze
Club-Monaco-Jeans und der andere eine alberne rote Zipfelmütze. Sie zeigten
Nate ihre Polizeimarken.
»Auf die
Handschellen verzichten wir«, erklärte Club Monaco. »Du bist noch
minderjährig, oder?«
Nate
nickte betreten, ohne dem Bullen in die Augen zu sehen. Er wurde erst im Apxil
achtzehn.
»Vom
Revier aus kannst du deine Eltern anrufen.«
Die
begeistert sein werden, dachte Nate bitter.
Die beiden
Football-Spieler und die alte Dame mit dem wolligen weißen Hund standen
nebeneinander und beobachteten Nates Festnahme, als wäre das Ganze die erste
Folge einer brandneuen Doku-Soap.
»In ein
paar Stunden kannst du wieder gehen«, sagte der mit der Zipfelmütze und schrieb
irgendetwas in sein Notizbuch. Als Nate die goldenen Kreolen in seinen
Ohrläppchen sah, wurde ihm klar, dass er eine »sie« war - trotz der breiten
Schultern und der Wurstfinger. »Du wirst zu einer Geldbuße verurteilt und musst
höchstwahrscheinlich an einer Therapiemaßnahme teilnehmen.«
Mitchells
Hand lag immer noch auf Nates Schulter, als wolle er ihn moralisch
unterstützen. »Du hast noch Glück gehabt«, sagte er.
Nate hielt
den Kopf gesenkt und hoffte nur, dass ihn niemand sali, der ihn kannte. Glück
fühlte sich anders an.
gestatten: der neue d
Am
Dienstagnachmittag filmte Vanessa, während sie vor der Riverside-Knabenschule
auf Dan wartete, die tiefgefrorenen Überreste einer verendeten Taube und dachte
an Sex. Dan hatte ihr durch die Sekretärin der Constance-Billard-Schule eine
Nachricht übermitteln lassen. Dringend. Hol mich um vier
von der Schule ab! Vanessa schüttelte den Kopf und lächelte
liebevoll. So ein Spinner! Was konnte schon so dringend sein? Wahrscheinlich
hatte er bloß einen paranoiden Anfall, weil heute der Neu; Yorker mit seinem Gedicht erschienen war. Entweder das,
oder er war so erregt, dass er sofort noch mal mit ihr schlafen wollte.
Vanessa war morgens noch vor dem Duschen zum Zeitungsstand an der Ecke gerannt
und hatte gleich sechs Ausgaben des New Yorker erstanden. Sie brauchte einen Vorrat, um Dan immer ein Heft unter die Nase
halten zu können, wenn er sich mal wieder besonders unzulänglich vorkam.
Dabei wäre
sie ja eigentlich diejenige gewesen, die allen Grund gehabt hätte, sich
aufzuregen. Dans Gedicht war aus der Perspektive
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