Lasst uns ueber Liebe reden
nachdenklich ihren Cappuccino. »Und dein neues
Projekt klingt auch echt... cool. Aber ich hab schon eine feste Zusage von der
NYU. Da will ich hin, seit ich elf Jahre alt bin. Ich werd das auf keinen Fall
verschieben.«
»Aber was
ist mit meinem Film? Kinderprostitution! Tiere, die ihre Jungen im Stich
lassen! Das ist revolutionär!«, erregte sich Ken Mogul und versprühte dabei
Speicheltröpfchen. Wenn er etwas mehr Kinn hätte, würde seine Spucke
wahrscheinlich nicht so weit fliegen, überlegte Vanessa.
Auf einmal
fiel ihr ein hellblauer Flyer ins Auge, der hinter Ken an der Wand hing.
Rivington Rover Poetry
Club - Open Mike Lesung von Daniel Humphrey und Mystery Craze Donnerstag -
20:00
Kein
Wunder, dass sich Dan die ganze Woche nicht gemeldet hatte. Er war schwer mit
seiner Berühmtwerdung beschäftigt.
»Vanessa?
Hörst du mir zu?«, fragte Ken. »Die Uhr hört nie auf zu ticken, das ist die
erste Lektion, die du in diesem Business lernen musst.«
Vanessa
lächelte ihr halb amüsiertes, halb genervtes Mona- Lisa-Lächeln. Sosehr es ihr
auch schmeichelte, dass Ken Mogul mit ihr zusammenarbeiten wollte, so sicher
war sie sich, dass sie kein Mini-Mogul werden wollte. Sie wollte ihre eigene
Handschrift entwickeln und selbst Karriere machen, statt
ihre Energie in das Werk eines anderen zu stecken, ganz egal wie genial
derjenige vielleicht war. Also schüttelte sie den fast kahl rasierten Kopf.
»Tut mir Leid.«
Ken Moguls
kaum vorhandenes Kinn schrumpelte gänzlich in sich zusammen, als alle Coolness
von ihm abfiel. »Ich hab noch nie jemandem angeboten, mein Partner zu werden«,
sagte er grimmig. »So eine Gelegenheit kriegt man nur einmal. Ich biete dir die
Chance, noch vor deinem zwanzigsten Geburtstag einen abendfüllenden Film zu
drehen, verstehst du. Das gab's noch nie.«
Der alte
Mann auf der Culture of Humanity- Party hatte ihr geraten, ihr Talent nicht so
wichtig zu nehmen. Hätte er das mal lieber zu Ken gesagt, der nahm seines offenbar viel zu wichtig. Vanessa stand auf, beugte sich vor und riss den
hellblauen Zettel von der Wand hinter ihm. Eigentlich hatte sie ihren Film ja
mit Dan zusammen drehen wollen, aber wahrscheinlich war es sogar
ergiebiger, ihn heimlich in diesem Club zu filmen. Dan war immer besser, wenn
er sich unbeobachtet glaubte.
»Danke«,
sagte sie zu Ken. »Ich fühle mich geehrt, ganz ehrlich. Aber ich arbeite gerade
an was neuem Eigenem, und ich glaub, das möchte ich gern fertig machen.«
Ken Mogul
klappte die Sonnenbrille auf die Nase herunter und starrte mürrisch zum
Fenster hinaus. »Du weißt nicht, was dir entgeht.«
»Danke für
den Kaffee«, sagte Vanessa, obwohl Ken sie nicht mehr ansah. Sie faltete den
blauen Flyer zusammen und steckte ihn in die Tasche. »Viel Glück in Cannes.«
Ken Mogul
zog den Reißverschluss seines pelzbesetzten Prada-Parkas zu und stülpte sich
die Kapuze über den Kopf, als wolle er sie komplett aussperren. »Ciao.«
Vanessa
machte sich auf den Heimweg, um ihre Filmausrüstung zusammenzusuchen und sich
zu überlegen, was sie morgen Abend für den Dreh im Rivington Rover Poetry Club
brauchte. Nach der Lesung konnte sie ihre Deckung verlassen und Dan mit einem
Riesenbecher Irish Coffee überraschen, seinem Lieblingsgetränk. Und danach
könnten sie gemeinsam Lästereien über all die minderbemittelten Berühmtheiten
austauschen, die sie letzte Woche kennen gelernt hatten. Und dann würde sie
ihn mit nach Hause nehmen und ihn spüren lassen, was ihm die ganze Zeit
entgangen war. O ja, sie würde ihm zeigen, was es hieß, seine Jungfrau lichkeit
ein zweites Mal zu verlieren, wie er in seinem unaus gegorenen Gedicht
geschrieben hatte. Als müsste ihm das noch jemand zeigen.
s
erfindet die träne neu
»Hast du
Lust, mit mir und Mook rauszugehen?«, fragte Aa- ron durch Blairs geschlossene
Zimmertür. Es war Mittwochnachmittag und Blair hatte sich seit Montag in ihrem
Zimmer verbarrikadiert. Sie hatte die Tür nur geöffnet, um die Brie-
Tomate-Baguettes und die Becher mit heißem Kakao entgegenzunehmen, die Myrtle
ihr um zehn und um fünf Uhr brachte. Sie hatte sogar den Waldorfsehen Hausarzt
dazu gebracht, sie die ganze Woche krankzuschreiben. Nein, sie sei nicht
wirklich krank, hatte der Arzt ihre Mutter beruhigt. Privatschulen wie die
Constance Billard würden ihren Schülerinnen eben nur sehr viel abverlangen,
besonders denen aus den Abschlussklassen, und dann stünden sie noch zusätzlich
unter dem Druck, an die besten
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