Lasst uns ueber Liebe reden
hab. Alles okay?«
Leo mit
seinem supersüßen Schneidezahn lächelte, als wären Jennys Freundinnen
automatisch auch seine Freundinnen. Jennys erster Impuls war, Elise
fortzuschicken, damit sie und Leo sich in Ruhe kennen lernen konnten, aber Leo
sollte sie nicht für eine Zicke halten. Als der Mann neben ihr aufstand,
klopfte sie auf den Sitz. »Setz dich.«
Elise ließ
die Haltestange los und plumpste neben sie. »Hey«, sagte sie zu Leo, und als
sie ihn erkannte, stieß sie Jenny mit dem Knie an. »Hey.«
»Elise,
das ist Leo. Leo, das ist Elise«, stellte Jenny die beiden einander freundlich
vor. Der Bus blieb abrupt stehen, und Leo musste sich an ihrer Schulter
festhalten, um nicht umzukippen. O Gott! Er hat mich
berührt! Er hat mich berührt!
Jenny
spürte Elises nachdenklichen Blick.
»Gehst du
auch auf die Constance-Billard-Schule?«, fragte Leo.
Elise
nickte verwirrt. Auf einmal bekam Jenny ein schlechtes Gewissen. Sie legte
einen Arm um Elise und lächelte zu Leo hoch. »Sie ist meine beste Freundin.«
Elise
gluckste glücklich und ließ ihren Kopf auf Jennys Schulter fallen. »Sieht ganz
so aus, als hättest du deine Mütze gefunden«, wisperte sie.
»Yup.«
Jenny kicherte, erleichtert darüber, dass Elise keine Fragen stellte. Später,
wenn sie allein waren, würde sie ihr alles erklären, wie das unter besten
Freundinnen so üblich war. Sie betrachtete Leos im wahrsten Sinn des Wortes
bildschönes, zum Malen wie geschaffenes Gesicht und schmolz dahin, als er
wieder schüchtern lächelte und dabei seinen sexy Schneidezahn zeigte. »Ich
wusste, dass du nicht Lance heißen kannst.«
v will keine fauligen fische filmen!
»Cool,
dass du kommen konntest«, freute sich Ken Mogul, als Vanessa am
Mittwochnachmittag in seine Sitznische rutschte. Sie trafen sich im Chippies,
der neuen Kaffee-Bar in Williamsburg in der Nähe ihrer Wohnung. Ken schob ihr
einen dampfenden Becher Cappuccino hin. »Ich hab schon mal für dich
mitbestellt. Hoffe, das geht klar mit dir.«
Vanessa
behielt ihren schwarzen Daunenanorak an, um- fasste den Becher mit beiden
Händen und blies mit gespitzten Lippen auf den dampfenden Milchschaum. »Danke,
dass du das mit meinem Film auf der Show gemaggelt hast«, sagte sie. »Das war
ja wohl echt abgefahren.« Als sie sich so reden hörte, krümmte sie sich
innerlich. Jetzt hatte sie selbst schon diesen hirnlosen, pseudohippen
Poserslang drauf.
Ken schob
sich seine Schildpattsonnenbrille von Persol in die keck geschnittenen roten
Locken und beugte sich über den Tisch, um gleich zum Thema zu kommen. »Ich
will, dass du im Frühjahr mit mir nach Cannes fliegst. Dort mach ich dich mit
ein paar anderen echt genialen Regisseuren aus der unabhängigen Filmszene
bekannt. Mit denen können wir ein bisschen brainstortnen, Energien sivappen, du weißt schon.
Ich will,
dass du das Studium noch ein, zwei Jahre aufschiebst und ein paar Filme mit mir
machst. Das wird echt magic, glaub mir. Ich spür das.«
Aus den
Boxen sang Enya. Vanessa zog den Reißverschluss ihres Anoraks auf und wieder
zu. Sie hasste Enya.
»Ich hab
gerade ein neues Projekt in Südamerika in der Pipeline«, redete Ken Mogul
weiter. »Erste Szene: Möwen, die ihre Jungen mit dem Fleisch von verendeten
Fischen füttern, danach Bilder von Gorillas im Regenwald, die ihre Jungen im
Stich lassen, und dann - Schnitt - die Straßen von Rio, wo Kinder für Drogen
auf den Strich gehen. Ich hab noch nicht angefangen zu filmen. Ich dachte, du
könntest vorher hin, ein paar von den Kids kennen lernen, dich mit ihnen
anfreunden, dir ihre Storys erzählen lassen. Du sprichst nicht zufälligerweise
portugiesisch, oder?«
Vanessa
schüttelte den Kopf. Wollte er sie verarschen?
»Spanisch?«
Sie
schüttelte wieder den Kopf.
»Na ja,
macht ja nichts. Wir organisieren dir eine Dolmetscherin oder treiben ein paar
Kids auf, die englisch sprechen. Du kriegst alles von Marco-Productions
bezahlt. Du erinnerst dich doch noch an Marco von der Aftershow- Party?«
Vanessa
nickte belustigt. Wie hätte sie ihn vergessen können - Marco-Spacko, den
größten lebenden Idioten dieser Erde?
»Du
kriegst ein eigenes Auto, eine eigene Wohnung, komplette Ausrüstung und alles,
was du sonst noch brauchst«, fügte Ken hinzu. »Also - bist du dabei?«
Vanessa
bemerkte zum ersten Mal, dass Ken Moguls Gesicht im Kinnbereich extrem
konturlos war. Genauer, dass er praktisch kinnlos war. »Ich will auf jeden Fall
nach Cannes.« Sie schlürfte
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