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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wartete darauf, dass er über ihre unverblümten Fragen
zornig werden würde, aber der Drache schien das Katz-und-Maus-Spiel zu
genießen. Er versorgte sie mit einem betörend duftenden Rotwein aus der kleinen
Bar, die in die Sitze eingebaut war, und sein glimmender Blick ließ sie während
der gesamten Fahrt keine Sekunde aus den Augen.
    Sie fuhren in eine Tiefgarage und dann mit einem Aufzug direkt in
ein Wohnzimmer von den Ausmaßen eines Sportfelds. Teppiche, Wände, Mobiliar
waren in den Farben der Nacht und einem so dunklen Rot gehalten, dass es sich
kaum von den schwarzen Möbeln und Stoffen der Umgebung abhob. Die einzigen
Lichtpunkte stammten, neben der indirekten Beleuchtung, von effektvoll
angestrahlten Edelsteinen, die ihre Reflexe auf die düstere Umgebung warfen wie
bunte Glühwürmchen.
    Â»Willkommen in meinem Hort«, sagte der Drache. »Sie sollten es sich
jetzt bequem machen.«
    Karla seufzte und entschied sich, seinen Kommandoton zu überhören
und ihre Schuhe auszuziehen.
    Norxis verschwand wortlos in einem Nebenraum. Karla ließ sich auf
eine breite, bequeme Couch fallen, stopfte sich Kissen in den Rücken und ließ
die Atmosphäre des Raums auf sich wirken. All diese Düsternis hätte eigentlich
etwas Erschreckendes oder Bedrückendes ausstrahlen müssen, aber Karla fühlte
sich so geborgen wie in einem Kokon tief unter der Erde. Das Flirren der
allgegenwärtigen Edelsteine übte eine hypnotische Wirkung auf sie aus. Karla
merkte, wie ihre Lider schwer wurden.
    Sie erwachte in schimmernder Dunkelheit, ja sie schwebte förmlich
darin. Ihr Körper schien sich in reine Energie aufgelöst zu haben. Sie fühlte
die Kraftlinien, die der starke, pulsierende Strom der Essentia erzeugte, den
sie mit jedem Atemzug im Überfluss produzierte. Diese Kraftlinien gingen in
einem glühenden Fächer von ihr aus, strömten in die Dunkelheit, und sie fühlte
deutlich, wie jemand ihre Essentia absorbierte. Langsam und genüsslich, mit
sanften, fordernden Geistfingern, die sie streichelten und berührten.
    Karla überließ sich der Berührung, unter der die Quelle ihrer
Essentia wie eine reife Samenkapsel anschwoll und ihre Lebenskraft in vollem Strom
herausschießen ließ. Einen winzigen Moment lang fürchtete sie, zu viel zu geben
und durch den Verlust geschwächt zu werden, aber im gleichen Moment, als dieser
Gedanke sie streifte, schloss sich ein Kreis, und Essentia strömte in gleicher
Fülle zu ihr zurück, drang in sie ein und erfüllte sie mit einer tobenden
Hitze, die sie erkennen ließ, dass dies nicht ihre eigene Lebenskraft war, die
sie nun in wilder Gier aufnahm wie eine Verdurstende das frische Wasser einer
klaren Quelle.
    Eine Zeit lang schwebte sie so in der samtenen Dunkelheit, im
Zentrum einer Wolke aus Essentia und Glut. Dann wurde der Strom schwächer, und
auch ihre eigene Kraftquelle begann zu versiegen. Sie wurde müde. Begann sich
nach Licht zu sehnen, einer Stimme, die etwas zu ihr sagte, einer zärtlichen
Berührung. Keine Glieder, keine Haut, keine Zunge, kein Empfinden. Es war
schrecklich und atemberaubend schön zur gleichen Zeit – und dann, in einem
kurzen, heftigen Kippen des Gleichgewichts, war es nur noch schrecklich. Karla
öffnete den körperlosen Mund, um zu schreien –
    â€“ und fand sich auf der breiten, weichen Couch in Norxis von
Felsensteins Wohnzimmer liegend. Ihr gegenüber ruhte der Hausherr in einem
überdimensionalen Sessel, und Karla sah zum ersten Mal seine Drachengestalt,
die nicht minder imposant war als sein halb menschliches Erscheinungsbild. Die
glänzend schwarzen Schuppen, die seinen Leib bedeckten, fanden nun einen
Widerschein in den absurd zart erscheinenden, sich in einem unsichtbaren
Luftzug bewegenden Flügeln, die sich wie riesige Segel spinnwebzart und
schimmernd wie eine Seifenblase durch den Raum streckten.
    Schläfrig fragte Karla sich, ob alle Drachen diese Flügel besaßen
und ob sich eine derart massiv wirkende Wesenheit mit so etwas Hauchzartem
überhaupt in die Luft erheben konnte. Dann fing Norxis ihren Blick auf und ließ
sie in seine Augen tauchen wie eine Fliege in zähes Harz. Dort hielt er sie
einen endlosen Augenblick lang fest, und sie spürte seine Berührung hauchzart
und irisierend wie seine Flügel, ehe er sie wieder freiließ und den Blick
abwandte.
    Karla schnappte nach Luft

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