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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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musterte sie mit unbewegter Miene. »Wenn ich Quass’
Vorlieben nicht besser kennen würde, müsste ich jetzt wohl davon ausgehen, dass
seine abgelegte Geliebte mir Avancen macht.« Er lachte kurz und trocken auf.
»Nun kenne ich aber meinen alten Quass recht gut – Sie entsprechen ganz und gar
nicht seinem Beuteschema, Verehrteste.«
    Karla erwiderte unbehaglich den Blick der glitzernden Augen. Ein
wenig zu spät ermahnte sie sich, nicht direkt hineinzusehen, aber da war es schon
geschehen. Die schillernde Tiefe zog sie an und hielt sie fest. Karla fühlte
sich wie eine mitten in einem Spinnennetz notgelandete Fliege. Sie entschied
sich, nicht zu zappeln, sondern der Spinne entgegenzutreten.
    Ich schätze Ihre Attitüde , hörte sie den
Drachen sagen. Menschen sind immer so zimperlich. Ein wenig
mehr Aggression täte Ihrer Spezies gut.
    Karla hielt ihren Geist still. Sie wollte nicht, dass Felsenstein
allzu tiefe Einblicke gewann. »Sie halten mich für aggressiv?«
    Der Drache besaß ein sehr anziehendes Lachen. Er legte seine
Klauenhand wie zufällig auf ihre Hand. Sie fühlte sich warm und ledrig an, wie
ein weicher, oft getragener Handschuh. Es war kein unangenehmes Gefühl.
    Sie haben versucht, um es in Menschenworten zu
sagen, mir an die Wäsche zu gehen, meine Liebe. Ihre Avancen können aber doch
kein zufälliger Akt der Freundlichkeit gewesen sein?
    Karla war einen Moment lang sprachlos. Der Drache entließ ihren
Blick und wandte sich seinem Weißwein zu. »Nun?«
    Â»Ich bin ein wenig verwirrt«, gab Karla zu. »Sie sind der erste Mann
Ihrer Spezies, mit dem ich mich über Dinge unterhalte, die derart persönlicher
Natur sind.«
    Â»Schön ausgedrückt.« Norxis lachte wieder, aber diesmal klang das
Lachen weitaus weniger angenehm. »Sie wollen also sagen, dass Ihr Angebot, das
Sie mir keine zehn Sekunden nach unserem ersten Zusammentreffen gemacht haben,
nicht ernst gemeint war?«
    Karlas Gedanken rasten. Sie trank einen Schluck aus ihrem Glas, und
war sich dabei der Blicke, die sie gelegentlich von den Nachbartischen und der
Tanzfläche streiften, nur zu bewusst.
    Â»Nein«, sagte sie dann.
    Â»Nein?« Er beugte sich vor und berührte ihr Kinn, um es anzuheben.
»Sehen Sie mich an«, sagte er. »Ich werde nicht versuchen, Sie zu lesen. Aber
ich hasse es, wenn meine Gesprächspartner mir ausweichen.«
    Karla ging das Risiko ein, erneut seinen Blick zu erwidern. Dieses
Mal war seine geistige Berührung behutsam und sanft. Was
wollen Sie von mir? Es ist Ihnen gelungen, mich zu überraschen. Ich bin
gewillt, Ihnen einen Wunsch zu erfüllen.
    Karla wagte einen Vorstoß. »Haben Sie Ihre Bücher inzwischen
zurückbekommen?«
    Die kalten Juwelenaugen blieben starr auf sie gerichtet. Ich verstehe nicht?
    Â»Ihre Sammlung. Die Bücher, die Sie dem Museum Riebenberg zur Verfügung
gestellt haben. Einige davon wurden gestohlen. Ein Wachmann kam dabei zu Tode.«
    Sie konnte das Unverständnis fühlen, bevor er antwortete.
    Was interessiert es mich, ob ein Mensch in einem
Menschenmuseum getötet wurde?
    Â»Und Ihre Bücher?«
    Er lachte und lehnte sich zurück. »Altes, bedrucktes, stinkendes
Papier«, sagte er laut. »So etwas können auch nur Menschen für wertvoll halten.
Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich den Kram verschenkt hatte, statt ihn
einfach wegzuwerfen.«
    Karla legte nachdenklich den Kopf zurück. »Warum haben Sie es dann
getan? Ich denke, ich kann die üblichen Beweggründe ausschließen.«
    Er blickte in sein Glas, das er zwischen den Fingern drehte. Die
Frage schien ihn zu langweilen. »Politik«, sagte er nur. »Das verstehen Sie
nicht, Sie sind keine von uns.« Er stellte das Glas ab und stand auf. »Ich
fürchte, ich habe vorhin etwas missverstanden. Es tut mir leid.« Seine Hand
ergriff die ihre und führte sie an den lippenlosen Mund. Wieder fing sein Blick
ihre Augen ein und hielt sie fest. »Wenn Sie sich allerdings dazu entschließen
könnten, Ihr wirklich verlockendes Angebot zu wiederholen …« Sein Blick
streifte das Collier, und Felsenstein setzte beiläufig hinzu: »Ich bin
allerdings weniger geizig in meinen Zuwendungen als der gute Quass. So ein
albernes Kettchen zu verschenken wäre unter meiner Würde.« Er ließ ihre Hand
los, warf seine Visitenkarte auf den Tisch und

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