Last Exit
Redewendung.«
»Klingt für mich nach einem CIA-Problem.«
»Ich fürchte, es ist auch Ihr Problem, Erika. Deswegen wende ich mich an Sie. Die Company hat jetzt Zugang zu viel mehr BND-Geheimnissen als noch vor einem Monat – und damit auch die Chinesen.«
»Und alles wegen einer kleinen Moldawierin.«
Milo schwieg.
Sie fuhr fort. »Sind Sie nur gekommen, um mir schlechte Nachrichten zu bringen?«
»Wir hätten gern Ihre Hilfe bei diesem Problem.«
»Wieder wir. Wer genau verbirgt sich eigentlich hinter diesem Pronomen?«
»Ich und Alan Drummond.«
Schwartz fixierte ihn ausdruckslos, und über ihre Lider zog sich ein wirres Netz von Falten, als sie sie schloss. Dann schien sie trotz der Dunkelheit ein Haar auf einem Hosenbein zu entdecken und wischte es weg. »Die CIA beschäftigt zwanzigtausend Leute – das ist die Zahl, die öffentlich eingeräumt wird. Gibt es wirklich niemand anders, an den Sie sich wenden können? Keinen Menschen ?«
Milo antwortete nicht.
Schwartz atmete tief ein. »Vorhin haben Sie erwähnt, dass Sie mir im Austausch was anbieten wollen. Vielleicht fangen Sie erst mal damit an.«
»Wir geben Ihnen ein Mittel, um Theodor Wertmüller zu Fall zu bringen. Die Videoaufnahme.«
»Von ihm und dem Mädchen?«
Milo nickte.
Schwartz fand offenbar schon wieder ein Haar auf ihrer Hose und zupfte mit den stumpfen Fingern daran. »Wenn Sie mich letzte Woche gefragt hätten, hätte ich gesagt, dass ich nichts anderes will als diese Videoaufnahme.
Doch inzwischen hatte ich Zeit zum Nachdenken. Das Band zu veröffentlichen ist keine Lösung; im Gegenteil, dann kriegen wir erst recht Scherereien. Das weiß auch Theodor. Ich weiß nicht, ob es mir überhaupt was nützt.«
»Sie wollen es also nicht?«
»Das hab ich nicht gesagt. Mir ist es lieber, wenn ich es habe und nicht Sie. Ich will nur darauf hinaus, dass es mir kaum weiterhilft. Zumindest nicht, um Teddy zu Fall zu bringen.«
»Dann gebe ich Ihnen was anderes«, meinte Milo.
»Sie können so was einfach aus dem Hut zaubern?« Langsam breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus, dann seufzte sie. »Natürlich. Für die Abteilung Tourismus sind solche Manöver ein Kinderspiel.«
Milo spürte ihren forschenden Blick, doch er reagierte nicht.
Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Das reicht nicht.«
»Was wollen Sie?«
»Die Person, die Adriana das Genick gebrochen hat.«
»Das kann ich nicht entscheiden.«
»Dann rufen Sie eben Alan Drummond an und fragen ihn. Gleich jetzt.«
Sie wussten beide, dass das ausgeschlossen war. Milo gelangte zu einer Entscheidung. »Dann kriegen Sie den Namen von mir. In Ordnung?«
Schwartz nickte bedächtig und voller Ernst. »Nur um Missverständnisse zu vermeiden: Ich bekomme das Original der Videoaufnahme, die Identität von Adriana Stanescus Mörder und etwas, um Theodor Wertmüller vor Gericht zu bringen.«
Milo fragte sich, ob es wirklich ein lohnender Tausch war. Wahrscheinlich schon, auch wenn sie nur eine kleine
Gegenleistung erbringen musste. »Ja, genau. Kann ich Ihnen jetzt erzählen, was Sie tun müssen, um sich diese Reichtümer zu verdienen?«
»Ich bin schon ganz atemlos vor Spannung, Milo.«
6
Gegen Mittag landete er und legte sich auf der Taxifahrt in die Stadt seine Fluchtroute zurecht. Die Frau mit dem roten Pony hatte zehn Reihen weiter vorn in derselben Maschine gesessen. Sie sollten zwar wissen, wo er herkam, aber nicht, wo er hinwollte: in das sichere Haus in der Bronx, in dem wahrscheinlich bereits zwei Touristen auf ihn warteten.
Im Rückspiegel beobachtete er den Highway. Um diese Tageszeit war viel los, und jedes der Autos konnte hinter ihm her sein. Also bat er den Fahrer, ihn in das jüdischorthodoxe Viertel von Williamsburg zu bringen, wo er und Tina manchmal israelische Spezialitäten einkauften. Dort musste jeder Beschatter genauso herausstechen wie er selbst. Erst als sie die langen, leblosen Straßen erreichten, fiel Milo ein, dass Samstag war; dieser Teil von Williamsburg lag wie ausgestorben da. An so einem Ort konnte man keinen Verfolger abschütteln.
»Ecke Bedford Street und Seventh Avenue«, forderte er den Fahrer auf.
Auf dem Weg nach Norden füllte sich die Szenerie mit coolen jungen Brooklynern, die an Straßencafétischen Bagels und Sushi kauten. Vor einem Trödelladen der Heilsarmee stieg er aus, überquerte die Bedford Street und trank ein Cola in einem Eckkiosk neben der L-Train-Station. Er spähte durchs Fenster nach
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