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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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und Frauen der Company desillusioniert von ihrem Arbeitgeber. Auch Milo hatte die Nase voll und war eigentlich der ideale Kandidat für die Aufmerksamkeit eines anderen Landes – warum also nicht ein Senatsreferent?
    Wenn der Maulwurf nicht enttarnt werden konnte, musste man ihn dazu bringen, sich zu zeigen.
    Doch um das zu bewerkstelligen, war Milos uneingeschränktes Engagement nötig.
    Und obwohl er es nicht wahrhaben wollte, hatte er im Grunde schon vollendete Tatsachen geschaffen. Seit er sich hingesetzt und das umfassende Dossier über Xin Zhu gelesen hatte, steckte er bis zum Hals in der Sache, und er war freiwillig auch noch mit dem Kopf eingetaucht, als er Drummond informierte. Sogar aus seinem eigenen Leben war er herausgetreten, während Irwins Handlanger versuchten, ihm auf den Fersen zu bleiben.
    Als er Drummond zurückrief, hörte er plötzlich Penelopes Stimme. »Hallo, Mr. Weaver. Er ist auf der Toilette. «
    »Pen!«, rief Drummond wütend im Hintergrund.
    »Können Sie ihm sagen, dass ich vorbeischaue?«

    »Sicher.«
    »Er muss mich zum Flughafen fahren.«
    »Soll das ein Witz sein, Mr. Weaver?«
    »Nennen Sie mich Milo. Und es tut mir leid, Penelope. «
    »Wissen Sie was?«
    »Nein, was?«
    »Es ist schön, meinen Namen mal von jemand anders zu hören als von Alan.«
    Auf dem Weg zur Eighty-ninth Street rief er zu Hause an. Er plauderte mit Tina ohne Details über seinen Tag, dann hörte er Stephanie zu, die ihren in endlosem Detailreichtum schilderte. Sie wollte, dass er bald nach Hause kam, um ihr Karate beizubringen.
    »Karate?«
    »Sarah Lawton hat mich heute auf den Boden gestoßen. «
    »Hat sie dafür Karate benutzt?«
    »Weiß nicht. Wie sieht das denn gleich wieder aus?«
    Drummond wartete in langem Abendmantel im Foyer. Als sie zusammen die Treppe zur Parkgarage hinunterstiegen, sagte er: »Sie wissen, dass das nicht unbemerkt bleibt?«
    »Ich rechne fest damit.«
    Sie kletterten in Drummonds Privatauto, ein atemberaubendes Jaguarcabrio Typ E von 1974, und schwiegen, bis sie auf der Straße waren und sich durch den nächtlichen Verkehr schoben. »Vielleicht erklären Sie mir mal, was das soll.«
    »Die Akten helfen uns nicht weiter, Alan. Einen Maulwurf kann man nur rauslocken, wenn man ihm so viel Angst einjagt, dass er davonläuft. Von jetzt an machen wir das alles ganz offen, lassen es aber so aussehen, als wollten
wir es verheimlichen. Das hier ist der erste Schritt: Sie bringen mich zum Airport, bevor ich nach Deutschland fliege.«
    »Nach Deutschland?«
    »Wenn wir heimlich nach einem Maulwurf suchen würden, würden wir Außenstehende um Hilfe bitten.«
    »O Gott. Erzählen Sie mir nicht, Sie glauben …«
    »Genau. Das ist der zweite Schritt. Der dritte Schritt wird schwierig. Für Sie, um genau zu sein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Milo hatte mit dem Gedanken gespielt, ihn erst in letzter Minute einzuweihen, aber er musste sicher sein, dass Drummond die Sache durchzog. Sonst hatte es gar keinen Sinn, damit zu beginnen. »Besitzen Sie eine Waffe, Alan?«

5
    Am Freitag gegen zwei erreichte er den Steinbogen über dem Bach, der durch diesen idyllischen Teil von Pullach floss. Auf dem Weg nach draußen hatte ihm Oskar die Position der Kameras sehr genau erklärt, daher wusste Milo, dass er über den Park hinausfahren musste. Er parkte vor einem kleinen Lebensmittelladen, wo er unter den Augen eines Mannes mittleren Alters mit Schnurrbart zwei Schinkensandwiches aussuchte. Auf Englisch fragte Milo nach der Toilette und wurde nach draußen dirigiert. Er passierte den Schnurrbartträger und ging bis zur Rückseite des Hauses, doch statt die Toilette zu betreten, marschierte er weiter in den feuchten Wald. Langsam arbeitete er sich zurück zur Straße, dann lief er zur Brücke, um wieder in den Wald einzutauchen. Er folgte dem trockenen Bachbett.
    Es war nicht so einfach, wie er gehofft hatte. Von hinten wirkten die meisten dieser Häuser täuschend ähnlich, und einmal musste er zwanzig Minuten im Gestrüpp ausharren, weil zwei Kinder mit Plastikgewehren in einem Garten spielten. Als er schließlich zu Erika Schwartz’ Haus gelangte, war es fast vier, und er hatte einen Riesenhunger. Also machte er es sich in den Büschen hinter dem Haus bequem und aß.
    Vier Stunden vergingen. Es regnete ununterbrochen, dann brach die Dunkelheit herein, und als endlich Scheinwerfer
durch die Auffahrt leuchteten, war er bis auf die Haut durchnässt und fror. Er wartete, bis die Lichter erloschen

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