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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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draußen.

    »Fünfundzwanzig Cent.« Die Frau an der Kasse reichte ihm sein Wechselgeld.
    Da: Vor dem Heilsarmeeladen hielt ein alter Suzuki. Ein hochgewachsener Schwarzer stieg aus und musterte unauffällig die Gesichter der Passanten. Wenn er irritiert war, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Möchten Sie sonst noch was?«, erkundigte sich die Frau.
    Der Mann ließ den Wagen stehen und marschierte nach links, Richtung Sixth Avenue. Sofort eilte Milo hinaus um die Ecke und lief zur U-Bahn hinunter. Gerade als sein Kopf unter dem Niveau des Gehsteigs verschwand, erfasste ihn der suchende Blick des Schwarzen.
    Als der Zug einfuhr, steckte Milo seine MetroCard in den Schlitz. Sein Verfolger rannte zum Drehkreuz, stoppte ab und klopfte sich hektisch auf die Taschen. Er fluchte. Die Türen schlossen sich. Milo lächelte, als sich die U-Bahn in Bewegung setzte.
    Der L-Train hatte den Vorteil, dass er in Manhattan fünf verschiedene Linien kreuzte. Er suchte sich eine beliebige aus und fuhr dann kreuz und quer mit Lokal-und Expressbahnen über die Insel, bis er Gewissheit hatte, dass er ganz allein war. In der Bronx kaufte er Lebensmittel ein – Instantnudeln, Brot, Schinken, Kaffee –, und als er endlich die Treppe zu dem sicheren Haus hinaufstieg, ging bereits die Sonne unter. Er lauschte an der Tür, hörte aber nichts. Schließlich klopfte er und wartete.
    Ein Schatten huschte über den Spion, und eine Männerstimme sagte: »Wir kaufen nichts.«
    »Das Wort Gottes ist kostenlos«, antwortete Milo.
    Verlegenes Schweigen entstand.
    »Lassen Sie mich rein. Ich bin’s, Weaver.«

    Wieder Stille. Dann wurde aufgeschlossen, und die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt. Der Mann hatte dunkle Augen. »Stattlich und feist.«
    »Erschien Buck Mulligan«, antwortete Milo. »Machen Sie schon auf.«
    Der Tourist an der Tür stellte sich als Zachary Klein vor. Ein hünenhafter Kerl mit der Ausstrahlung eines Hohlkopfs. Aber kein Tourist war ein Hohlkopf. Außerdem traf Milo in der Wohnung auf eine verstörend attraktive Schwarze mit dem Namen Leticia Jones, die nicht von der Liege aufstand, als sie ihm die Hand entgegenstreckte. Sie hatte riesige dunkle Augen und ein freudloses Lächeln. »Am besten, Sie weisen uns gleich ein. Wenn ich hier noch eine Nacht mit diesem ungehobelten Klotz verbringen muss, wird ein Krankenwagen fällig.«
    »Drummond hat Ihnen nichts erzählt?«
    »Er hat gesagt, wir sollen auf Sie warten«, erwiderte Klein.
    Milo packte seine Lebensmittel aus, dann bemerkte er, dass der Kühlschrank bereits voll war. »Sie waren draußen?«
    »Ich hab ihr gesagt, sie soll es lassen«, knurrte Klein.
    »Dosenfutter ess ich nicht.« Jones schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage.«
    »Sehen Sie, was ich hier durchmache?« Klein setzte eine leidgeprüfte Miene auf.
    Nur mit Mühe unterdrückte Milo einen Lachanfall. Obwohl er persönlich mit James Einner gut auskam, war es eine allgemeine Regel, dass Touristen am besten allein arbeiteten. Das hatte er sogar bei der Niederschrift des Schwarzen Buches zu erklären versucht.

    Es gehört zum Wesen des Tourismus, dass sich Touristen nicht ausstehen können. In dem äußerst seltenen Fall, dass zwei Touristen Freundschaft schließen, ist es damit in höchstens zwei Wochen vorbei.
    In der Ausbildung und aus Erfahrung lernen wir, dass alles und jeder eine potenzielle Gefahr darstellt. Kinder, Fleischer, Näherinnen, Bankmanager und vor allem anderen Geheimagenten. Das lernen wir, weil es die Wahrheit ist. Je besser der Geheimagent, desto größer die Bedrohung. Was geschieht also, wenn sich zwei Touristen – Vertreter der abgefeimtesten Klasse von Agenten, die die Welt je gesehen hat – im selben Zimmer aufhalten? Paranoia setzt ein, und von den Wänden trieft das Blut.
    Zum Glück waren die Wände hier noch trocken, und beide Touristen atmeten. Die einzige Möglichkeit zur Entschärfung der Situation bestand darin, ihnen einen Grund für ihre Anwesenheit zu geben. Also deutete er auf die Akten, die sie wahrscheinlich schon auswendig kannten. »Einer von denen ist ein chinesischer Maulwurf.«
    »Ja«, meinte Jones. »Chan natürlich.«
    »Wer von uns ist da rassistisch?«, giftete Klein.
    »Klappe.«
    »Sie halten jetzt beide die Klappe, okay?«
    Sie starrten Milo an.
    »Gut.« Er wartete kurz. »Können Sie bitte zu Hause bei diesen Leuten einbrechen und rausfinden, was nicht in den Akten steht? Bis Montagmorgen muss das erledigt sein. Und bitte absolut keine

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