Last Exit
Unordnung hinterlassen. Wenn der Maulwurf merkt, dass wir in seiner Wohnung rumschnüffeln, ist er weg, bevor wir ihn identifiziert haben.«
»Wonach genau suchen wir?«, fragte Klein.
»Lassen Sie Ihre Fantasie spielen.«
Klein und Jones waren auf einmal wie ausgewechselt und machten sich mit professioneller Nüchternheit an die Arbeit. So tickten Touristen: Mit einer konkreten Aufgabe vor Augen waren sie schnell und effizient, doch wenn sie zur Untätigkeit verdammt waren, wurden sie zu destruktiven, launischen Primadonnen.
Die zwei Agenten begannen mit einer Karte der Gegend um Washington und skizzierten eine Strecke von Montgomery County nach Charles County. Trotz ihrer Animosität beschlossen sie, sich alle Wohnungen gemeinsam vorzunehmen, um schneller voranzukommen. Um acht hatten sie sich auf alle Details geeinigt und das Apartment verlassen, um in getrennten Zügen nach Washington zu reisen.
Als er wieder allein war, rief Milo zu Hause an und plauderte zuerst mit Stephanie und dann mit Tina, die ihn fragte, ob er nicht für ein paar Stunden vorbeischauen wollte. Sie vermisste ihn. Das war natürlich berauschend, und die Vorstellung ihres nur eine U-Bahn-Fahrt entfernten Betts war unglaublich verlockend.
Danach telefonierte er mit Drummond.
»Ihre Bekannten sind jetzt weg. Am Montag sollten sie fertig sein.«
»Werden sie sich zwischendurch melden?«
»Meine Nummer haben sie.«
»Lassen Sie es mich wissen, wenn sich irgendwann der Himmel für Sie auftut.«
»Sind Sie noch dabei, Alan?«
»Fragen Sie mich wieder, sobald Sie Ihre Informationen gesammelt haben. Vielleicht muss ich gar nichts machen.«
»Verlassen Sie sich lieber nicht darauf.«
»Ich verlasse mich auf gar nichts mehr.«
Um fünf Uhr morgens riss ihn sein Handy aus dem Schlaf. Die beiden Touristen hatten sich sofort an die Arbeit gemacht, und es war Jones, die jetzt den ersten Bericht lieferte. Milo suchte nach Stift und Papier, während sie bereits die Informationen herunterspulte. »William Howington, achtundzwanzig, weiß …«
Milo unterbrach sie. »Bitte nichts, was ich schon weiß.«
»Der Mann hat eine ernste Kokainabhängigkeit am Hals. Und einen Eimer voller Ecstasy – benutzt das Zeug anscheinend gegen Mundgeruch.«
Drogen waren kompromittierend, aber reichte das, um zum Spion für eine ausländische Macht zu werden? »Was sonst?«
»Er schreibt einen Roman. Einen Schlüsselroman, wenn ich den Anfang richtig deute. Wer könnte wohl der Abgeordnete Albert Sirwin sein?«
»Interessant, aber nicht das, wonach wir suchen.«
»Schade«, antwortete Jones. »Dann haben wir noch sechs vor uns.«
Sonntagmittag meldeten sie sich mit den Ergebnissen der Durchsuchung bei Raymond Salamon und um drei mit denen von Susan Jacksons Wohnung. Salamons Apartment war sauber – » zu sauber«, fand Klein –, während bei Susan Jackson alles mit chinesischen Gegenständen vollgestopft war. Sie war diejenige, die chinesische Kultur studiert und Peking besucht hatte und wegen ihrer Demonstrationsaktion für die enteigneten Bauern ausgewiesen worden war. Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich Briefe und Postkarten in Mandarin, und Leticia Jones – die die Sprache offenbar beherrschte – hatte sie rasch auf deutliche Zeichen eines geheimen Schriftverkehrs durchgesehen. Allerdings liegt es in der Natur eines geheimen Schriftverkehrs, dass ihm das Verborgene daran
nicht ohne weiteres anzusehen ist. Daher begnügte sie sich damit, von einer repräsentativen Auswahl Fotos zu machen, um sie später genauer studieren zu können. Aus Fotos und Briefen entnahmen sie, dass es in Susan Jacksons Leben einen Geliebten gab: Feng Liang, einen Studenten der Universität Peking, der zusammen mit ihr verhaftet worden war. Dazu stießen sie auf abgebrochene Entwürfe von Briefen an ihn und im Computer auf die Geschichte einer romantischen Beziehung in Form von E-Mails.
Maximilian Grzybowski und Derek Abbott bewohnten gemeinsam ein Loft in Georgetown. Klein und Jones warteten, bis die beiden zu ihren Sonntagabendvergnügungen aufbrachen, und durchstöberten dann zwei Stunden lang eine umfangreiche DVD-Sammlung mit Porno- und Actionfilmen, bevor sie sich die Notebooks vornahmen. Keiner von beiden hatte sensible Daten abgespeichert, nur Grzybowski besaß einen versteckten Ordner. Nachdem Klein das Passwort geknackt hatte, stellte sich heraus, dass dieser Ordner ebenfalls Pornografie enthielt – Schwulenpornografie. Vor ein oder zwei Jahrzehnten hätte
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