Last Lecture - die Lehren meines Lebens
denken, dass sie keinen Vater haben werden, wenn sie älter sind. Ich werde nicht sehen, wie sie dies tun, ich werde nicht sehen, wie sie das tun. Ich denke dauernd daran, dass die Kinder keinen Vater haben werden, konzentriere mich dabei aber mehr auf das, was sie verlieren werden, als auf das, was ich verliere.
Ja, ein Teil meiner Trauer kommt durch mein Wissen: »Ich werde nicht dies, ich werde nicht das, ich werde nicht …« Doch ein größerer Teil meines Schmerzes gilt ihnen und dem Gedanken: »Sie werden nicht dies, sie werden nicht das, sie werden nicht …« Es frisst mich innerlich auf, sobald ich es zulasse.
Ich weiß, ihre Erinnerungen an mich werden verschwommen sein. Deshalb versuche ich, Dinge mit ihnen zu tun, die für sie unvergesslich sind. Ich möchte, dass ihre Erinnerungen an mich so klar wie nur möglich sein werden. Mit Dylan habe ich Kurzferien gemacht, um mit Delphinen zu schwimmen. Ein Kind, das mit Delphinen geschwommen ist, vergisst das nicht so leicht. Und wir haben Tonnen von Fotos gemacht.
Erinnerungen für Dylan schaffen
Mit Logan werde ich nach Disney World fahren, weil ich weiß, dass er diesen Ort ebenso lieben wird wie ich. Er wird es toll finden, Mickey Mouse zu treffen. Ich kenne sie schon, also kann ich sie einander vorstellen. Dylan werden Jai und ich auch mitnehmen, denn wie es scheint, ist heute kein Erlebnis für Logan echt, wenn er
es nicht in voller Aktion mit seinem großen Bruder teilen kann.
Bild 2
Logan, der ultimative Tigger
Jeden Abend zur Schlafenszeit, wenn ich Logan frage, was an diesem Tag am schönsten war, antwortet er: »Mit Dylan zu spielen.« Allerdings antwortet er ebenfalls »Mit Dylan zu spielen«, wenn ich ihn frage, was das Blödeste an diesem Tag war. Man darf wohl davon ausgehen, dass sie sich mit dem brüderlichen Band verbunden haben.
Ich bin mir bewusst, dass Chloe vermutlich überhaupt keine Erinnerung an mich haben wird. Sie ist einfach noch zu klein. Aber ich will, dass sie in dem Bewusstsein aufwächst, dass ich der erste Mann gewesen bin, der sich in sie verliebte. Ich hielt dieses Vater-Tochter-Ding immer für völlig überbewertet. Aber ich kann euch sagen: Es ist real! Manchmal sieht sie mich an, und ich schmelze einfach nur dahin.
Es gibt so vieles, was Jai den Kindern von mir erzählen
kann, wenn sie älter sind. Sie könnte von meinem Optimismus sprechen, oder über meine Art, immer meinen Spaß zu haben, oder über die hohen Normen, die ich mir selbst im Leben zu setzen versuchte. Sie könnte ihnen auf einigermaßen diplomatische Weise auch von ein paar Dingen erzählen, die mich zum Verzweifeln bringen konnten, oder von meiner allzu analytischen Herangehensweise an das Leben, oder von meiner beharrlichen (aber nicht allzu oft formulierten) Überzeugung, dass ich immer alles am besten wüsste. Jai ist so bescheiden, viel bescheidener als ich, deshalb könnte sie es vielleicht versäumen, den Kindern zu erzählen, dass sie mit einem Mann verheiratet war, der sie zutiefst und inniglichst liebte. Und gewiss wird sie ihnen auch nichts von all den Opfern erzählen, die sie mir zu bringen hatte. Jede Mutter von drei kleinen Kindern wird voll und ganz von der Sorge um sie beansprucht. Aber kommt dann noch ein krebskranker Ehemann dazu, ist das Ergebnis eine Frau, die sich unentwegt um die Bedürfnisse anderer und nie um die eigenen kümmert. Ich will, dass meine Kinder wissen, wie selbstlos sie für uns alle gesorgt hat.
Seit einiger Zeit ist es mir wichtig, mit Leuten zu reden, die in jungen Jahren einen Elternteil verloren haben. Ich will wissen, was ihnen über die schweren Zeiten hinweghalf und welche Andenken und Erinnerungen ihnen am meisten bedeuten.
Alle erzählten mir, wie tröstlich es für sie war, wenn sie erfuhren, wie sehr sie von ihren Müttern und Vätern geliebt wurden. Je mehr sie darüber erfuhren, desto deutlicher konnten sie deren Liebe noch immer fühlen.
Sie suchten auch nach Gründen, um stolz auf den verlorenen Elternteil zu sein. Sie wollten glauben, dass Vater
oder Mutter ganz unglaubliche Menschen waren. Einige von ihnen suchten nach besonderen Leistungen, andere zogen sich auf die Legendenbildung zurück. Aber alle sehnten sich danach, zu erfahren, was den Elternteil so besonders machte.
Noch etwas anderes erfuhr ich von diesen Leuten: Da sie selbst so wenige Erinnerungen an den Vater oder die Mutter hatten, empfanden es alle als tröstlich, zu erfahren, dass die Eltern mit wunderbaren eigenen
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