Latin Lover verzweifelt gesucht
schwer zu schaffen. Sie hatte alles riskiert. Alles, was ihr wichtig war. Und selbst als er zu seiner arroganten Rede anhob und ihre Ernsthaftigkeit infrage stellte, hatte sie nicht aufgegeben. Sie hatte weiter versucht, ihn für sich zu gewinnen. Und er hatte sie abgewiesen.
Verdammt!
Es kam nicht häufig vor, dass Michael über sich und sein Leben nachdachte. Er hatte einfach seine beruflichen Ziele verfolgt, ohne groß an seine privaten zu denken. Ehe und Familie waren für ihn kein Thema gewesen, was vielleicht darin begründet lag, dass er zeit seines Lebens nach seiner eigenen Identität gesucht hatte.
Ein weiteres Problem war sein Hang, alles unter Kontrolle zu haben. Im Beruf war das auch notwendig, aber, wie er jetzt zu wissen glaubte, nicht unbedingt im privaten Bereich.
Er schaltete die Lampe über seinem Zeichentisch aus und seufzte. Es war schon nach achtzehn Uhr, und er war der Einzige, der noch im Büro war, dessen konnte er jetzt ganz sicher sein. Gleich am Tag nach Janets schamloser Verführungsszene hatte er sich mit den beiden anderen Teilhabern getroffen, und sie hatten einstimmig dafür votiert, dass Janet die Firma verlassen musste.
Doch nicht nur Janets Büro stand leer, sondern auch Kyras. Und auch die Sekretärin würde bald ihren Platz räumen, um ihrer Chefin zu folgen.
Kaum jemand war traurig darüber.
Wieder seufzte Michael. Er sollte etwas essen gehen. Irgendwo, wo er und Kyra noch nie gewesen waren. Leider hatten sie fast jedes Restaurant im Umkreis von zwanzig Meilen schon ausprobiert.
Das Telefon klingelte und riss ihn aus seinen Gedanken. In der Hoffnung, dass es Kyra war, nahm er ab.
“Hallo?”
Tom Nevilles Stimme drang dröhnend an sein Ohr. “Michael, bin ich froh, Sie noch erwischt zu haben!”
Michael stützte den Kopf in die Hand und rieb sich die Schläfe.
“Samantha und ich haben unsere Meinung bezüglich des Bades geändert. Wir möchten, dass Sie Folgendes machen …”
Michael starrte auf die Pläne vor sich und hörte nur mit halbem Ohr hin. Das Bad war fertiggestellt, aber das schien Neville nicht zu interessieren. “Reißen Sie alles raus und fangen Sie noch einmal von vorn an”, befahl er. Dann erläuterte er groß und breit, wie sie sich das neue Bad vorstellten. Keine schwarzen Fliesen mehr, sondern weiße, keine rosa Badewanne, sondern eine in Schilfgrün, ebenso das Waschbecken.
“Haben Sie alles?”
Michael konzentrierte sich wieder auf das Telefonat. “Ja. Ja, ich hab alles.”
“Sind Sie sicher? Ich will, dass Sie sich das genau aufschreiben. Denn diesmal muss es richtig werden.”
Michael umklammerte den Hörer. “Es ist richtig, so wie es ist.”
Neville schwieg geschockt.
Michael hatte noch niemals die Worte eines Kunden infrage gestellt. Er war immer … mit dem Strom geschwommen.
Er erinnerte sich, dass er Kyra das Gleiche vorgeworfen hatte.
“Passen Sie auf, Michael, ich weiß, dass das in letzter Minute kommt und dass das Haus morgen übergeben werden sollte, aber es ist etwas, das Samantha und ich wirklich wollen.”
“So, wie die zwanzig anderen Veränderungen.” Er rollte die Zeichnung vor sich zusammen. “Es reicht, Tom. Keine Änderungen mehr.”
“Oh.”
“Wenn Sie möchten, dass noch etwas umgestaltet wird, dann müssen Sie sich an eine andere Firma wenden.”
Und damit legte Michael auf.
Er seufzte. Was hatte er getan? Neville hatte einen großen Bekanntenkreis, um “Fisher, Romero und Tanner” für die nächsten fünfzig Jahre volle Auftragsbücher zu bescheren. Und doch hatte er dem Trottel gesagt, er solle sich zum Teufel scheren. Zumindest musste Neville es so aufgefasst haben.
Das Telefon klingelte erneut. Michael starrte es an und überlegte. Wenn es Neville war, dann könnte er sich jetzt bei ihm entschuldigen und tun, was er verlangte. Es war schließlich dessen Geld.
Ja, aber es war Michaels Leben.
Er nahm den Hörer ab. “Passen Sie auf, Tom, nichts, was Sie jetzt sagen, wird meine Meinung ändern …”
“Michael?”
Oh Himmel, es war Kyra!
Michaels Herz begann so laut zu pochen, dass er schon fürchtete, sie könne es hören.
Seit zwei Wochen hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen.
“Kyra?”, sagte er fassungslos.
“Hallo.”
“Hallo.”
“Ich wollte nur mal hören, ob du heute Abend schon was vorhast.”
Michael zog die Augenbrauen zusammen. Sie tat ja so, als hätten sie erst gestern miteinander telefoniert.
“Eigentlich wollte ich jetzt essen gehen.”
“Gut.
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