Lauf, so schnell du kannst
leicht verärgerten Ton sagte er: »Plankton?«
»Vielleicht Algen.«
»Wie wärs mit einer verfickten Amöbe?«
»Amöben ficken nicht, sie teilen sich einfach.«
»Hm.« Er gab ein Knurren von sich und lag bloß da und wirkte verärgert. »Dann wäre ich wohl eine Amöbe, denn ich ficke offensichtlich auch nicht.«
Angie drehte sich auf die Seite, sodass sie ihn ansehen konnte, und lächelte. Dort mit ihm zu liegen war viel zu intim, aber auf vollkommen unerwartete Weise war es noch verlockender, nur mit ihm zu reden. Er war witzig und sexy, knurrig und derb, und sie dachte nicht, dass es sie jemals langweilen würde, ihm zuzuhören. »Jedenfalls nicht jetzt. Also, wenn wir ausschließen, dass wir uns ausziehen, was tun wir dann den ganzen Tag? Hast du Bücher mitgebracht? Spielkarten? Du hast doch hoffentlich nicht vorgehabt, hier eine ganze Woche ohne irgendeinen Zeitvertreib herumzusitzen?«
»Ich habe Bücher
und
Karten und meinen iPod. Du hast gerade gesagt, ich sei eine Alge. Was bringt dich auf die Idee, dass du eins davon in die Finger bekommen könntest?«
»Dein Sinn für Fair Play.«
»Da irrst du dich aber gewaltig. Ich spiele, um zu gewinnen.«
»Irren ist menschlich.«
»Siehst du, kann sogar dir passieren.«
Er ließ sie um die Bücher betteln, aber er meinte es nicht ernst, daher machte es ihr nichts aus. Dann zog er die Bücher aus den Satteltaschen, und sie hätte ihn schlagen können, denn wenn sie vorher gewusst hätte, um was für Bücher es sich handelte, hätte sie nicht gebettelt. Eins war ein äußerst trockenes und technisches Buch über das Wiederladen eigener Patronen, das andere war eine geologische Studie über die tektonischen Platten der Erde. Sie warf ihm einen aufgebrachten Blick zu. »Hättest du nicht wenigstens ein paar Romane haben können?«
»Habe ich, aber zu Hause. Ich dachte, dass ich diesen Scheiß hier nur dann lesen werde, wenn ich sonst nichts zu lesen habe, darum war das der perfekte Zeitpunkt dafür.«
Sie lachte und legte die Bücher beiseite, dann griff sie nach den Karten. »Was willst du spielen? Black Jack, Texas Hold’em, Rommé?«
»Nicht Rommé. Das ist was für Weicheier.«
»Aha. Du hast also Angst, dass ich dir beim Rommé in die Eier trete, deshalb willst du es nicht spielen.«
Er sah sie mit schmalen Augen an. »Denkst du?« Er setzte sich ihr gegenüber in den Schneidersitz. »Das Spiel beginnt, Powell.«
Sie hätte an seine Jahre beim Militär denken sollen. Er spielte Rommé so skrupellos, als wäre es Krieg, aber sie fand sich selbst ziemlich gut, und sobald ihr klar war, wie gut er war, gab sie richtig Gas, konzentrierte sich und gewann zwei von vier Spielen. Er wollte natürlich ein Entscheidungsspiel, aber sie weigerte sich. »Wozu soll das gut sein? Wenn du mich schlägst, wirst du dich hämisch darüber freuen, und das würde meine Meinung über dich verschlechtern. Wenn ich gewinne, wirst du schmollen, und auch das würde meine Meinung über dich verschlechtern. Glaub mir, du wirst nicht gut dastehen, egal wie es ausgeht.«
Er lachte leise, während er mischte und ausgab. »Du hasst es zu verlieren, nicht wahr?«
»Wie die Pest.«
»Gut zu wissen. Also, wenn wir uns streiten, sollte ich dich dann mindestens jedes zweite Mal gewinnen lassen?«
»Mich gewinnen
lassen
?« Sie hob das Kinn, ihr Tonfall war leicht, doch ihre Augen zogen sich über der Nase zusammen.
»Du wirst es doch nicht erfahren, oder?« Er bedachte sie mit diesem selbstgefälligen Grinsen und gab die Karten aus. »Texas Hold’em. Um welchen Einsatz spielen wir?«
»Einsatz? Wir spielen nur aus Spaß.«
Er unterbrach das Geben. »Ich spiele nicht aus Spaß. Karten sind etwas Ernstes.«
»Gerade hast du zum Spaß Rommé gespielt.«
»Nein, ich habe Rommé gespielt, um dir zu beweisen, dass ich dich darin schlagen kann.«
»Ist alles für dich ein Wettbewerb?«
»Ich bin ein Mann. Selbst Pinkeln ist ein Wettbewerb.«
Das leichte Geplänkel setzte sich über mehrere Runden Texas Hold’em fort – bei diesem Spiel war er definitiv besser als sie. Dann machten sie mit Black Jack weiter. Nach einer Weile wurden sie es müde, Karten zu spielen, und mit einem Seufzer der Resignation griff sie nach dem Buch über das Laden ihrer eigenen Munition und begann es zu lesen. Zumindest war das eine Information, die sie vielleicht eines Tages würde brauchen können, während sie sich sicher war, dass sie nie in der Lage sein würde, tektonische Platten zu
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