Lauf, so schnell du kannst
für andere gearbeitet, länger, als sie ein eigenes Unternehmen gehabt hatte, daher war es nicht so, als ob sie es nicht könnte. Aber es
gefiel
ihr, ein eigenes Unternehmen zu leiten, es
gefiel
ihr, die Planung und die Vorbereitungen auszuführen, es gefiel ihr auch, niemand anderem als sich selbst Rechenschaft schuldig zu sein.
Die Pros und Kontras waren ihr sofort klar. Ein großes Pro war zum Beispiel, dass sie das Geld aus dem Verkauf ihres Besitzes haben würde, Geld, das sie in ihre Zukunft investieren konnte. Sie würde von einer Hypothek befreit sein – das wäre dann Dares Problem. Das unmittelbare Kontra wäre es, die Kontrolle über ihr Berufsleben aufzugeben. Es gefiel ihr, Dinge auf ihre Art zu tun.
Aber wenn sie den Job annahm, würde sie
zu Hause
sein. Und sie würde bei Dare sein … aber er wäre dann ihr Boss. Und das war ein sehr, sehr großes Kontra. Wenn er dachte, er könnte etwas mit ihr anfangen und sie gleichzeitig beschäftigen … nein. Das würde nicht passieren. Vor Bestürzung wurde ihr flau im Magen.
Sie mühte sich, ihre Gedanken besser zu ordnen. Warum sollte ihr das etwas ausmachen, wenn sie nicht schon unbewusst beschlossen hatte, mit ihm zu schlafen?
Oh Gott. Er hatte eine ohnehin schon komplizierte Situation nur noch schlimmer gemacht.
25
»Ich muss darüber nachdenken«, sagte sie schließlich.
»Warum? Entweder du willst bleiben oder nicht.«
War das nicht wieder typisch Mann? Zum Teufel mit den Torpedos, Volldampf voraus. Für ihn war die Situation einfach: Er bot ihr einen Deal an, und sie mochte ihn oder nicht. Aber sie sah die Torpedos, und sie wollte dabei nicht untergehen. Was sie wollte … sie wusste nicht genau, was sie wollte, weil sie noch nicht über alle Feinheiten und Möglichkeiten nachgedacht hatte.
Sie konnte nicht einfach sagen:
Weil ich nicht mit meinem Boss schlafen werde,
da sie immer noch ratlos war, was ihre mögliche Beziehung betraf, Punkt. Alles bis auf ihren Verstand schien sie zu ihm hinzuziehen, aber bis ihr Verstand bei dieser Idee mit an Bord war, tat sie diesen Schritt nicht. Wie konnte sie eine definitive Entscheidung über etwas treffen, das nicht definitiv war? Es brachte gar nichts, sich für eine emotionale und körperliche Beziehung mit ihm zu entscheiden und gleichzeitig eine Entscheidung über einen geschäftlichen Deal zu treffen, der sie, wenn sie ihn ausschlug, von ihm trennen würde. Aber wenn sie den Deal annahm, würde es unmöglich sein, eine Beziehung zu haben … sie verwirrte sich selbst mit dem Versuch, darüber nachzudenken. Die zwei Entscheidungen konnten einerseits nicht miteinander verbunden werden, aber man konnte sie auch nicht voneinander trennen.
»Nun?«, fragte er. »Willst du bleiben?«
»Hetz mich nicht, okay? Es ist nicht so, als hättest du Gewissheit, dass du ein Bankdarlehen bekommen kannst, und« – sie machte eine ausholende Handbewegung und deutete auf die Hütte – »jetzt im Moment können wir ohnehin nichts tun. Wir sitzen hier fest, also hat es keine Eile.«
»Aber wenn du dich entscheidest, dann könnten wir damit anfangen, die Details auszuarbeiten.«
»Ich will gar nicht anfangen, die Details auszuarbeiten, ich will mir Zeit nehmen, damit ich keine Fehler mache!«, entgegnete sie ungeduldig. »Gott, welchen Rang hattest du bei der Armee, Chiefnervensäge?«
»Bei der Armee gibt es keine Chiefs. Die sind bei der Marine.« Aber sein Mund zuckte mit einem kleinen Lächeln, und er lehnte die Schultern bequemer an die Wand. »Und ich war ein E-Sieben.«
»Was übersetzt so viel bedeutet wie …?«
»Sergeant First Class.«
Sie wusste nichts über militärische Ränge, abgesehen von den niedrigsten Rängen und den Offizieren. »Muss ich beeindruckt sein?«, fragte sie argwöhnisch.
Er stieß sein ersticktes Schmirgelpapierlachen aus. »Nicht unbedingt. Ein Sergeant ist wie ein Büroleiter, der den Vizepräsidenten gut dastehen lässt, aber selbst die ganze Scheiße abbekommt, wenn irgendetwas schiefgeht. Der einzige Unterschied ist, dass es bei der Armee Waffen und Sprengstoffe und anderen interessanten Scheiß gibt. Das kann den Papierkram wieder wettmachen. Meine Hauptaufgabe war es, Lieutenants auszubilden.«
Sie hatte das Gefühl, dass er seine Arbeit herunterspielte, denn sonst hätte er diese Wunden von den Granatsplittern nicht gehabt. »Du musstest einen Offizier ausbilden?«
»Wie jeden anderen Neuling in jedem anderen Job. Sie kommen herein, sie sind jung, haben
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