Lauf, so schnell du kannst
keine Erfahrung, waren nie im Kampfeinsatz, und sie treffen dumme Entscheidungen. Die Klugen hören auf die Sergeants. Wenn wir Glück haben, beschließen die Dummen, dass sie doch keine Karriere beim Militär wollen und steigen aus, bevor sie tot sind oder den Tod vieler anderer Menschen verursacht haben.«
Angie hatte noch nie in ihrem ganzen Leben über das Leben beim Militär nachgedacht, aber plötzlich versuchte sie, sich vorzustellen, wie das war. Sie wollte wissen, was er getan hatte, wie er seine Tage gefüllt hatte, welche Freunde er gefunden hatte. Sie wollte auch wissen, wie er verwundet worden war, wollte aber nicht danach fragen. Die scharfe Kehrtwende in ihrer Beziehung war noch keine sechsunddreißig Stunden alt. Gut, in diesen Stunden war viel passiert, aber manches, wie zum Beispiel persönliche Fragen, brauchte seine Zeit.
»Hat es dir gefallen? Beim Militär zu sein, meine ich?«
»Ich hatte viel Spaß. Gute Zeiten, schlechte Zeiten.« Er legte den Kopf in den Nacken, die Augen waren halb geschlossen, als er Erinnerungen wachrief. »Es gibt Männer, mit denen ich zusammen gedient habe, die bis zum letzten Tag meines Lebens meine Freunde bleiben werden. Aber ich hatte nie die Absicht, eine verdammte Karriere daraus zu machen. Als ich mich verpflichtet habe, dachte ich an höchstens zehn Jahre. Ich wollte einen College-Abschluss machen, etwas von der Welt sehen.« Er stieß ein raues, ersticktes Kichern aus. »Das habe ich getan, allerdings. Aber nach meiner letzten Bekanntschaft mit scharfen, metallischen Gegenständen habe ich meine Position neu überdacht. Ich war bereits fünf Jahre länger dabei, als ich geplant hatte. Also habe ich aufgehört.«
Er hatte das Thema selbst zur Sprache gebracht, daher fühlte sich Angie vollkommen berechtigt, es weiterzuverfolgen. »Stammt deine Halsverletzung daher?«
»Ja. Während der ersten beiden Wochen konnte ich nicht sprechen, aber das lag an der Schwellung. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich mich wieder erholen würde, also habe ich mir keine Gedanken gemacht. Doch es war verdammt frustrierend. Als ich meine Stimme wiederhatte, war sie heiser, aber Scheiße, wenn das das Schlimmste ist, was mir in meinem ganzen Leben passiert, dann habe ich verdammt Schwein gehabt.«
Sie drehte den Kopf zur Seite, um ihn anzulächeln. »Ich wette, es hat dein Nervensystem ziemlich strapaziert, nicht fluchen zu können.«
»Es hat mich fast um den Verstand gebracht, verdammte Scheiße noch mal.« Mit dem schwarzen Stoppelbart im Gesicht, den Mund zu einem Grinsen verzogen und diesen geilen blauen Augen, die sie anfunkelten, wirkte er durch und durch verwegen und so maskulin, dass es sie im Innern schmerzte.
Sie brach in Gelächter aus. Sie hatte gedacht, er sei so mürrisch und brummig, aber er hatte eine Seite an sich, die tatsächlich ihren eigenen Sinn für Humor ansprach. Er musterte sie einen Moment lang, dann legte er ihr den Arm um den Hals und zog sie an sich, und sein Mund schloss sich über ihrem und beendete das Gelächter.
Angie konnte nicht dagegen an. Sie erwiderte seinen Kuss. Küssen war wie alles andere; wenn man es einmal gemacht hatte, wurde es beim nächsten Mal einfacher. Sie berührte sein borstiges Kinn und genoss seinen Geschmack, den Druck dieser festen Lippen, die unleugbare Welle der Erregung, als er einen leisen, kehligen Laut von sich gab, abrupt den Kuss vertiefte und den Winkel seines Kopfes veränderte, sodass sie nachgab und endlich zurücksank. Seine Arme hielten sie und stützten sie, dann legte sich sein schweres Gewicht auf sie, und sie konnte nichts weiter tun, als ihn ebenfalls zu umfangen, während ihre Arme und Beine sich öffneten, um ihn anzunehmen und zu halten.
Das Gewicht eines Mannes auf ihr … sie hatte das immer genossen – und hatte es vermisst. Sie ließ ihre Hand seinen Nacken hinauf und ins Haar gleiten, während sie seinen Hinterkopf umfasste. Trotzdem fühlte sie sich veranlasst, ihre Lippen lange genug zu befreien, um ihn zu warnen: »Nur weil ich dich küsse, heißt das nicht, dass ich auch mit dir schlafen werde.«
Er hob den Kopf ein wenig an. Blaue Augen glitzerten auf sie herab, die Lider schwer vor sexuellem Drang. »Noch nicht«, erwiderte er, und sie nahm es unwidersprochen hin.
Er umfasste ihre Hüfte, seine Finger spannten sich und entspannten sich dann wieder, um sie sanft zu massieren, bevor sie seitlich an ihr hinauf und unter ihr Hemd wanderten. Ehe sie wusste, wie ihr geschah,
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