Lauf, so schnell du kannst
gehorsam. Der Bereich unter dem Überhang war nicht gerade sauber und kahl; er war von Sträuchern, Felsen und wahrscheinlich von Schafsscheiße und dergleichen übersät. Zumindest die Büsche bedeuteten etwas Gutes, denn daran konnte er die Pferde festbinden. Gleichzeitig verhießen sie jedoch auch etwas Schlechtes, denn er hatte nicht genug Hände, um alle vier Pferde und die Taschenlampe zu halten und sie von Strauch zu Strauch zu führen, bis er jedes einzelne angebunden hatte.
Was, wenn sie alle wegliefen, sobald er die Zügel fallen ließ?
Zum Teufel mit ihnen.
Die Antwort ließ ihn freier atmen. Er hielt die Zügel seines Reittieres fest und ließ die anderen drei fallen. Dann führte er sein Pferd zu einem Busch und band es schnell fest.
Wunder über Wunder, die drei anderen Pferde standen einfach nur da. Vielleicht waren sie müde. Vielleicht waren sie genauso froh wie er, aus dem Dauerbeschuss des Regens zu kommen. Vielleicht waren sie so daran gewöhnt, dass Menschen sich um sie kümmerten, dass sie gar nicht wussten, was sie sonst tun sollten. Aus welchem Grund auch immer, sie liefen jedenfalls nicht weg. Chad führte jedes Pferd zu einem Busch und band es fest, dann trat er einige Steine und Geröll zur Seite, um sich einen Sitzplatz zu schaffen, und sank auf den Boden, den Rücken an den rauen Fels gelehnt.
Dies war nicht gerade ein gemütliches Fleckchen; wie eine wahnsinnige Discokugel erleuchteten die Blitze immer noch die Welt, Donner dröhnte und grollte noch immer und ließ die Erde erbeben, und Chad war klatschnass und zitterte vor Kälte, aber er war aus dem Regen heraus, und er kam sich nicht mehr so ungeschützt vor wie ein Blitzableiter. Er konnte sich ausruhen. Seine Gedanken sammeln.
Zuerst saß er nur da und atmete; Panik war anstrengender als körperliche Arbeit. Anfangs war alles gut gelaufen, er hatte Davis genauso erschossen, wie er es geplant hatte, auch wenn das Timing und der Ort nicht genau das gewesen waren, was er gewollt hatte, aber dann war dieses verdammte Unwetter aufgezogen, und er hatte Angie nicht finden können, wusste nicht, ob er sie verletzt, getötet oder sogar gänzlich verfehlt hatte. Aber sie hatte dieses verdammte Gewehr in der Hand gehabt, und er hatte sich in der Erwartung verkrampft, jeden Moment erschossen zu werden. Und dann war dieser verdammte
Bär
aufgetaucht und hatte angefangen, an Davis zu naschen, und …
Bei der bloßen Erinnerung an diese albtraumhaften Momente beschleunigte sich sein Atem. Chad verlangsamte ihn ganz bewusst, zwang die grausigen Bilder zu verschwinden. Er musste
nachdenken.
Angie hatte nicht auf ihn geschossen. Das bedeutete, dass er sie doch getroffen hatte, dass sie entweder tot oder verletzt war, richtig? Und wenn sie tot oder verletzt war, würde der Bär sich wahrscheinlich ihr zugewandt haben, sobald er mit Davis fertig gewesen war – es sei denn, sie war nicht schwer verletzt und in der Lage zu laufen. Aber wenn sie nicht schwer verletzt war, dann folgte daraus, dass sie ihn
und
den Bären erschossen hätte. Er hatte allerdings überhaupt keine Schüsse gehört, was bedeutete, dass er sich um Angie wahrscheinlich keine Sorgen zu machen brauchte.
Aber er wusste es nicht mit Bestimmtheit, und er musste sichergehen. Er hatte die Pferde genommen und war wie der Teufel geritten. Mit all dem Lärm des Sturms, dem Trommeln der Pferdehufe, seinem eigenen Herzen, das ihm bis zum Hals geschlagen hatte, sowie der Entfernung, die er zwischen sich und das Camp gelegt hatte, hätte er da einen Schuss gehört, der einige Minuten später gefallen wäre, vor allem wenn er während eines dieser ohrenbetäubenden Blitzschläge erklungen wäre? Die Antwort war Nein. Angie konnte verletzt sein, aber immer noch in der Lage, den Bären zu töten.
Sie war ein gewaltiges loses Ende, das hängen zu lassen er sich nicht leisten konnte. Er brauchte Zeit, Zeit wegzukommen und Zeit zu verschwinden. Das war alles, was er verlangte. Er war sehr verbittert, dass sie seine Pläne durchkreuzte. Sein Leben hing davon ab, dass sich die Dinge so entwickelten, wie er es wollte.
Um die Cops machte er sich keine Sorgen, außer, dass er so schnell wie möglich nach Mexiko kommen musste, bevor sein Name auf die Beobachtungsliste kam und man ihm die Einreise verweigerte. Die Cops bedeuteten nichts. Die eigentliche Gefahr waren die Mitarbeiter von Davis. Das war der Grund, warum er vollkommen verschwinden und seinen Namen ändern musste. Aber das war
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