Lauf, so schnell du kannst
Mexiko. Sobald er in Mexiko war, wäre er einfach verschwunden; er hatte das Geld dazu, und in gewissen Teilen der Welt war es erheblich einfacher zu verschwinden als auf dem nordamerikanischen Kontinent. Er hätte seinen Pass aus dem Postschließfach in Butte geholt, zusammen mit all seinen Kontonummern und Passwörtern. Er hätte überhaupt keine Probleme gehabt, wenn er nur ungefähr diese Woche Zeit gehabt hätte, bevor man ihre Leichen fand.
Angie war die perfekte Führerin für diese ganz besondere Tour gewesen: Ihre Ausrüstung war nicht sehr anspruchsvoll; ihm war aufgefallen, dass sie kein Satellitentelefon und keinen Positionsanzeiger besaß, mit denen sie schnell hätte Hilfe holen können. Er hatte auch den Eindruck gewonnen, dass sie knapp bei Kasse war, was gut für ihn war.
Aber all das war in der perfekten Welt seines Planes so gewesen, und jetzt war sein Plan vollkommen im Arsch. Er wusste nicht einmal, ob er Angie verletzt hatte oder nicht, er ritt durch einen so starken Regen, dass man kaum die Hand vor Augen sah, er führte drei Pferde, denen die Situation überhaupt nicht gefiel, und er hatte nicht die leiseste Ahnung, wo zum Teufel er eigentlich war. Schlimmer noch, so bei Nacht zu reiten war eine gute Methode, um mit einem gebrochenen Genick zu enden; es brauchte nur sein Pferd zu stolpern, und sie würden alle zu Boden gehen, und er würde unter allen Pferden begraben sein.
Langsam zog er an den Zügeln; als die Pferde nervös stehen geblieben waren und die drei Tiere, die er führte, umherliefen und an den Stricken zerrten, die er in der linken Hand hielt, zwang er sich, mehrmals tief durchzuatmen und den Atem anzuhalten, bis seine Lungen protestierten und die Panik verging. Die Pferde wussten, dass er Angst hatte. Dadurch waren sie noch schwerer zu handhaben.
Im Freien auf einem Pferd zu sitzen, während gewaltige Blitze ringsum tobten, war ziemlich dumm, aber er hatte keine Ahnung, wohin er gehen sollte. Zuflucht unter Bäumen zu suchen wäre noch dümmer gewesen. Wenn der Regen nachließ, würden die Blitze vielleicht einen Felsüberhang oder etwas Ähnliches erhellen, aber im Moment konnte er kaum drei Meter weit sehen.
Gerade als er dies dachte, wurden die dichten Ströme weniger – zwar nicht viel, aber der nächste Blitz enthüllte eine Felsformation vor ihm. Mit ein wenig Glück würde es dort einen Überhang geben, unter dem er Schutz finden konnte. Er würde die Pferde irgendwo anbinden, sie konnten es schon durchstehen. Sie standen ja ohnehin ständig auf Weiden herum und wurden nass geregnet.
Mit einem Ziel vor Augen und nicht mehr so panisch drehte er den Kopf seines widerstrebenden Pferdes zu den Felsen und drängte es vorwärts. Den anderen Pferden gefiel es nicht, so zusammengedrängt zu sein, ihnen gefiel auch das Wetter nicht, und sie hätten ihn beinahe rückwärts vom Pferd gezogen, bevor sie sich zögernd seinem Plan fügten. Chad fluchte und überlegte, sie jetzt einfach freizulassen. Aber er hatte noch keine Zeit gehabt, die Dinge ganz zu durchdenken, und er wollte nicht voreilig von seinem Plan abweichen. Vielleicht würde er sie gehen lassen, vielleicht auch nicht. Im Moment konnte er sich keinen Grund vorstellen, warum er alle vier benötigen sollte, aber das bedeutete nicht, dass ihm nicht noch etwas einfiele, sobald er sich beruhigt und Zeit gefunden hatte, die Situation besser zu beurteilen.
Er erreichte die Felsen und untersuchte sie bei jedem Blitz, so gut er konnte. Zuerst dachte er, da sei nichts, nur eine Menge wirklich großer Felsen, die so aussahen, als hätte man sie dort hingeworfen. Aber dann arbeitete er sich weiter vorwärts, und schließlich enthüllte der Blitz eine dunkle Spalte, die sich, als er näher kam, tatsächlich als ein Überhang herausstellte – hoch, flach, aber selbst ein dürftiger Schutz war besser als gar keiner.
Er nahm die Taschenlampe heraus und knipste sie an, ließ den Strahl von dem einen Ende des Überhangs zum anderen wandern und vergewisserte sich, dass nicht noch etwas anderes unter dem Felsen Schutz gesucht hatte. Der kräftige LED -Strahl wirkte im Vergleich zu der gewaltigen Licht- und Klang-Show, die Mutter Natur ihm geboten hatte, zwar schwach, aber die Taschenlampe tat ihren Dienst und versicherte ihm, dass der Überhang ihm allein gehörte.
Vorsichtig saß er ab und achtete darauf, dass er die Lederleinen gut festhielt, während er die Pferde vorwärtsführte. Zur Abwechslung folgten sie diesmal
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