Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
Vom Netzwerk:
hocken da keine Bullen oder Feinde drin.
    Es ist nur ein Lieferwagen und er hält nicht an.
    Ich gehe weiter, nehme eine Abkürzung um die Rückseite der Tankstelle, laufe am Kreisverkehr vorbei und über die Brücke zur Einkaufsstraße mit den Läden. An ihrem Ende ist der Supermarkt. Es ist immer noch ruhig, aber wir müssen aufpassen. Es gibt Leute, die gern aus dem Fenster schauen. Und da sind Kameras.
    Aber ich kann mir jetzt nicht allzu viele Gedanken machen. Ich muss was zu essen finden.
    Das wird wahrscheinlich nicht klappen. Normalerweise kriegt man nur zu bestimmten Zeiten was. Und man muss schnell sein, sonst kommen einem die üblichen Penner zuvor. So früh am Morgen ist nicht viel zu erwarten. Und wenn es noch was gibt, könnte es verdorben sein. Aber wir versuchen es trotzdem.
    Um die Rückseite zu den Mülltonnen. Ich öffne die erste. Nichts Brauchbares. In der nächsten und übernächsten auch nicht. In der letzten finde ich eine Packung Brötchen. Das Haltbarkeitsdatum ist längst abgelaufen. Ich schnappe sie mir und gehe zurück zur Straße. Wieder checke ich alles. Weiter unten ist eine Bäckerei, deren Tür offen steht. Ich kann das frische Brot bis hierher riechen. Ich nähere mich dem Laden vorsichtig und bleibe an der Tür stehen.
    Aber ich kann nicht reingehen. Auf der Straße kommen mir Leute entgegen. Sie sehen aus wie Studenten, die die Nacht durchgefeiert haben. Ich kann nichts aus der Bäckerei klauen, solange sie in der Nähe sind. Sie schlendern vorbei, nehmen mich nicht mal wahr.
    Ich warte, bis sie weg sind, dann spähe ich durch die Tür der Bäckerei. Aber es hat keinen Zweck. Da drinnen arbeiten zwei Männer an den Backöfen. Ich überquere die Straße, laufe weg von den Läden und runter in den Park. Dort lasse ich mich auf die erste Bank plumpsen und mache mich über die Brötchen her.
    Mensch, schmecken die gut. Es ist mir egal, dass sie alt sind. Ich stopfe sie einfach in mich rein. Und jetzt auf und davon. Nun kommt die nächste Etappe, Bigeyes. Ja, ich weiß, das war ein karges Frühstück, aber wir haben keine Zeit, nach mehr zu suchen. Wir müssen weiter zur nächsten Station und für die Flucht so viel mitnehmen, wie wir können. Danach müssen wir uns verstecken, bis es dunkel wird.
    Auf geht’s.
    Aber es wird anstrengender. Das Laufen, meine ich. Die Brötchen haben nichts geändert. Sie haben gut geschmeckt, weil ich hungrig bin, aber es war wenig Energie drin. In mir ist auch nicht viel. Ich habe das Gefühl, mich bloß noch rumzuschleppen. Aber wir müssen weiter.
    Raus aus dem Park und die Kensall Lane entlang. Kapuze rauf, Kopf runter. Aber sei wachsam, Bigeyes. Wir sind hier im Nordbezirk und das ist eine üble Gegend. Verwahrloste Grundstücke, heruntergekommene Häuser. Ein paar Tante-Emma-Läden. Da vorne Fabriken, aber nicht viele. Ansonsten gibt es in diesem Viertel vor allem Kneipen. Und Drogenhändler, die hier ihr Geld verdienen und verbraten. Und Straßengangs. Trixis Bande kam manchmal hierher. Ich glaube, den anderen Tussis gefiel das nicht besonders, aber Trixi schon. Sie legte sich gern mit Rowdies von hier an, wenn sie in ihrem eigenen Viertel keine Leute mehr fand, mit denen sie sich Kämpfe liefern konnte.
    Hier muss ich gut aufpassen, was hinter meinem Rücken passiert. Bestimmt sind alle nervös wegen der Morde. Und auf den Straßen lungern Gangs rum, die bestimmt schon von Slicky gehört haben. Und ein oder zwei, die mich erkennen würden.
    Ich laufe nach links, auf die Grundschule zu. Ich muss vorankommen, solange die Straßen noch ruhig sind. Ich komme immer nur aus einem Grund hierher. Du wirst bald sehen, warum. Hier ist was, das wir brauchen werden, falls uns die Flucht gelingt.
    Ja, ich sagte falls , Bigeyes. Denn wir stecken tief im Schlamassel. Die Bullen und meine Feinde werden alle Straßen überwachen, die aus der Stadt rausführen. Deshalb kann ich keinen der üblichen Wege nehmen. Ich muss sie austricksen. Mir ist ein Fluchtweg aus der Stadt eingefallen, aber der ist riskant. Und weil so viele Leute nach uns Ausschau halten, ist es keineswegs sicher, dass wir wegkommen.
    Aber wir müssen es versuchen. Verdammt, hier droht bereits Ärger. Ein Polizeiauto fährt langsam die nächste Straße runter. Ich habe es nur kurz gesehen. Ich glaube nicht, dass die Bullen uns schon entdeckt

Weitere Kostenlose Bücher