Lauf, wenn du kannst
haben.«
»Warum?«
»Um sie im Zusammenhang mit dem Tod seines Sohnes zu belasten. Es ist kein Geheimnis, dass Richter Gagnon sehr um seinen Sohn trauert und Catherine die Schuld daran gibt.«
»Du meine Güte, Bobby, er ist Richter am Obersten Gerichtshof ...«
»Der mich erst gestern in seine Hotelsuite eingeladen hat, wo er mir das Angebot machte, sämtliche Anklagepunkte gegen mich fallen zu lassen. Als Gegenleistung müsse ich nur versprechen, auszusagen, ich hätte in der Nacht der Schießerei mitgehört, wie Catherine Jimmy absichtlich so lange provozierte, bis er sie mit der Waffe bedroht hat.«
»Du hattest doch gar keine Möglichkeit, etwas zu hören.«
»Das habe ich auch eingewendet. Aber der Richter meinte, ich solle mir nicht den Kopf darüber zerbrechen. Er werde sich darum kümmern.«
»Er werde sich darum kümmern?«
Bobby zuckte die Achseln. »Dazu muss er nur den Kollegen, der auch am Tatort war, dazu überreden, meine Aussage zu bestätigen. Der Richter hat lange Arme und tiefe Taschen. Vermutlich bin ich nicht der einzige, um den er sich momentan bemüht.«
»Mist«, stieg D.D. hervor.
»Mein Ultimatum läuft morgen um siebzehn Uhr ab«, fügte Bobby leise hinzu. »Wenn ich Lügen über Catherine verbreite, lösen sich meine juristischen Probleme in Luft auf. Sage ich die Wahrheit, wird der Richter versuchen, mich über die Klinge springen zu lassen.«
D.D. kniff die Augen zusammen. »Politik und Mord. Einfach Spitzenklasse.« Sie öffnete die Augen wieder. »Gut, und was tust du jetzt?«
Bobby war ehrlich gekränkt. »Dass du mich das überhaupt fragst.«
»So habe ich es nicht gemeint.«
»Da lachen ja die Hühner.«
»Bobby ...«
»Wir waren einmal Freunde. Ich erinnere mich noch gut daran, D.D. Du auch?«
Sie antwortete nicht sofort. Auch eine Antwort. Bobby trat von der Wand weg und richtete sich auf. »Ermittle so, wie du es für richtig hältst, D.D. Aber wenn ich meinen Senf dazugeben darf, denke ich, dass Tony Rocco und Prudence Walker aus denselben Gründen dran glauben mussten.«
»Weil sie Catherine Gagnon kannten.«
»Weil sie zu ihr gehalten haben. Ich habe an seinem Todestag noch mit Dr. Rocco gesprochen. Er war felsenfest davon überzeugt, dass Catherine Nathan nicht misshandelt. Catherine vertraute ihm als Nathans Arzt, genauso wie sie sich darauf verließ, dass Prudence ihr bei Nathans Betreuung half. Nun hat sie niemanden mehr.«
»Sie hat einen Vater«, erwiderte D.D.
»Wirklich? Dann würde ich mal ein paar Streifenwagen bei ihm vorbeischicken. Vielleicht ist er als Nächster dran.«
»Wird er von einem blutrünstigen Messerstecher überfallen oder eher auf geheimnisvolle Weise erhängt werden? Mach mal einen Punkt, Bobby. Die Vorgehensweise stimmt nicht überein!«
»Er will sie isolieren.«
»Er ist ein angesehener Richter, der es nicht nötig hat, andere Leute zu ermorden. Du selbst gibst zu, dass er Geld, Einfluss und gründliche Kenntnisse unseres Rechtssystems besitzt. Sei realistisch, Bobby: Wenn Richter Gagnon das Sorgerecht für seinen Enkel will, wird er das Sorgerecht für seinen Enkel kriegen. Dazu braucht er nicht zu Mord zu greifen.«
»Mein Ultimatum läuft um siebzehn Uhr ab«, sagte Bobby. »Der Richter will, dass ich morgen aussage, und ihm ist es offenbar wichtig, dass sein Enkel noch heute Nacht in seine Obhut übergeben wird. Der Richter hat es eilig.« Er verzog das Gesicht. »Ich bin neugierig, was er im Schilde führt.«
Als Nächstes vernahm D.D. Catherine allein im Empfangssalon. Bobby musste draußen bleiben. Also drückte er sich im Foyer herum und versuchte, Catherines Antworten zu verstehen, die gedämpft durch die geschlossene Tür drangen.
Catherine und Nathan seien den Großteil des Tages unterwegs gewesen. So viel konnte Bobby belauschen. Die Alarmanlage sei sowohl beim Verlassen des Hauses als auch bei ihrer Rückkehr eingeschaltet gewesen. Nein, sie habe Prudence den ganzen Tag nicht gesehen und beim Aufstehen am Morgen angenommen, das Mädchen sei bereits ausgegangen. Nein, sie wisse nichts über ihren Freundeskreis hier in der Stadt. Prudence besäße ein Mobiltelefon, damit Catherine sie erreichen könne. Nein, sie habe den ganzen Tag nicht versucht, sie anzurufen. Es habe keinen Anlass dafür gegeben. Catherine habe keine Ahnung, woher die Kerzen stammten. Dasselbe gelte für das Seil. Auch eine Leiter war gefunden worden: Vielleicht stammte sie ja aus ihrem Kellerabteil. Allerdings kenne sie sich in
Weitere Kostenlose Bücher