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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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ruhiger. »Was dachtest du dann?«
    Er zuckte die Achseln. »Dass es sich um einen Trick handelte, um unter vier Augen mit mir zu sprechen. Dass sie mich für ihre Version der Dinge gewinnen wollte.«
    »Wegen der Schießerei?«
    »Ja.«
    D.D. stieß ein Grunzen aus. »Noch ein Grund, um nicht hinzufahren.«
    »Richtig. Der Polizeibeamte darf nach dem Zwischenfall keinen Kontakt zur Familie des Opfers haben. Meinst du, ich hätte die Dienstvorschrift nicht gelesen? Habe ich aber.«
    »Und warum bist du dann trotzdem hingegangen?«
    »Weil ich den Mann dieser Frau erschossen habe. Und in den Dienstvorschriften steht nicht, dass man sich anschließend innerlich aufgewühlt fühlt und nach Antworten sucht. Dass man sich vielleicht sogar nach jemandem sehnt, der sagt: ›Officer, Sie haben richtig gehandelt. Officer, ich verzeihe Ihnen. Officer, Sie können jetzt Ihr Leben weiterführen, denn alles ist wieder in Ordnung.‹«
    D.D. seufzte auf. »Ach, du meine Güte, Bobby ...«
    Bobby fiel ihr ins Wort. Er wollte es nicht mehr hören. »Ich erhielt kurz nach dreiundzwanzig Uhr dreißig einen Anruf von Mrs Gagnon«, verkündete er steif. »Nach meiner Ankunft in Back Bay parkte ich meinen Wagen und ging die restliche Strecke zu Fuß. Auf halber Höhe des Häuserblocks sah ich die Umrisse einer Leiche, die in einem Fenster im dritten Stock hing. Daraufhin bin ich ein wenig schneller gegangen.
    Beim Betreten der Vorhalle des Hauses traf ich Mrs Gagnon und ihren Sohn, zusammengekauert und offensichtlich in Angst, vor dem Aufzug an. Nachdem ich die beiden angewiesen hatte, sich nicht von der Stelle zu rühren, stieg ich die Treppe hinauf zur Wohnungstür. Ich betrat die Wohnung, bewaffnet mit einer vollständig geladenen Neun-Millimeter-Pistole, für die ich einen gültigen Waffenschein besitze. Ich führte, Etage für Etage, eine gründliche Durchsuchung der Wohnung durch, die im Elternschlafzimmer endete, dessen Tür offen stand. Als ich eintrat, sah ich die Leiche von Prudence Walker an einem Balken hängen.
    Zunächst las ich den Brief, der auf der Matratze lag, verließ dann den Raum, wobei ich darauf achtete, nichts zu verändern, und schloss zu guter Letzt die Tür hinter mir, indem ich den Türknauf mit dem Hemdsärmel umfasste. Anschließend ging ich nach unten und teilte Mrs Gagnon mit, dass die Polizei verständigt werden müsse.«
    »Und wie nahm Mrs Gagnon die Nachricht auf?«, gab D.D. spöttisch in demselben förmlichen Ton zurück.
    »Sie wirkte überrascht, dass Prudence sich aufgehängt hatte.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dass Prudence als Lesbierin ganz sicher nicht Jimmy Gagnons Geliebte gewesen sei.«
    »Wirklich?« D.D. merkte auf und machte sich eine Notiz. »Gibt es dafür eine Bestätigung?«
    »Tja, Prudence selbst konnten wir ja schlecht fragen«, gab Bobby trocken zurück. »Sie ist nämlich leider tot.«
    D.D. verdrehte die Augen. »Was hast du sonst noch mit Mrs Gagnon erörtert?«
    »Sie befürchtete, dass die Polizei den Brief falsch deuten könnte. Da sie mit ihren Schwiegereltern vor Gericht um das Sorgerecht für ihren Sohn streitet, hatte sie Angst, die Polizei könnte den Brief als Anlass verstehen, um ihr Nathan wegzunehmen.«
    »Nachvollziehbar.«
    »Ich habe ihr erklärt, die Polizei sei klug genug, um zu sehen, dass der Selbstmord nur inszeniert war.«
    »Das hast du hoffentlich nicht wirklich getan!«
    »Doch.«
    »Verdammt noch mal, Bobby, warum zu Teufel hast ihr dann nicht gleich die Beweisstücke zum Vernichten übergeben!«
    »Wenn ich ihr das nicht gesagt hätte, wäre sie jetzt über alle Berge, D.D. Sie wäre mit ihrem Sohn geflohen.«
    »Und du hättest sie nicht aufgehalten.«
    »Wie denn? Indem ich sie und einen Vierjährigen mit der Waffe bedrohe? Ich habe das dumpfe Gefühl, dass sie mir das nicht abgekauft hätte.«
    »Du hattest kein Recht, Einzelheiten vom Tatort preiszugeben. Damit hast du absichtlich die Ermittlungen behindert ...«
    »Ich habe dich angerufen. Ohne meine Hilfe wüsstest du gar nicht, was passiert ist.«
    »Mit deiner Hilfe sind wir auch nicht schlauer. Das kann man wirklich nicht sagen.«
    »Doch, du kennst einen Namen. Einen ziemlich wichtigen Namen in dieser Angelegenheit«
    »Was für einen Namen?«
    »James Gagnon.«
    D.D. erstarrte und blinzelte ein paar Mal. Dann sah sie Bobby ehrlich verdattert an. »Richter Gagnon? Denkst du, er hat Prudence Walker getötet?«
    »Catherine glaubt es zumindest. Er könnte auch jemanden damit beauftragt

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