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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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blicken zu lassen.«
    »Ihr wurde das Genick gebrochen, Harris. Jemand hat Prudence Walker einfach zerknickt wie einen Zahnstocher. Können Sie mit dieser Schuld auf dem Gewissen noch gut schlafen? Können Sie mir in die Augen schauen und behaupten, dass Sie nichts dabei empfinden?«
    Harris brach der Schweiß aus, und er starrte auf Bobbys Hand, die weiterhin sein Handgelenk umklammerte.
    »Die Bullen werden eins und eins zusammenzählen«, fuhr Bobby fort. »Warum wurde ein Arzt in einer Tiefgarage niedergemetzelt? Warum ging ein Kindermädchen an seinem freien Tag aus und war am Abend tot? Zwei Morde sind zu viel, und deshalb war es auch so wichtig, Prudence’ Tod als Selbstmord hinzustellen. Wird dieses Spiel jemals ein Ende haben, Harris? Denn wir beide wissen, dass es ziemlich schwierig ist, aufzuhören, wenn man erst einmal mit dem Töten angefangen hat.«
    »Ich habe dem Richter keine Informationen gegeben«, stieß Harris hervor. »Offen gestanden war es der Richter, der mir einen Namen genannt hat.«
    »Und der wäre?«
    »Colleen Robinson. Er hat mich gebeten, sie zu überprüfen. Zuerst verstand ich nicht, was er von der Frau will, aber dann habe ich ein bisschen in ihrer Vergangenheit herumgestochert. Verschiedene Quellen bestätigen, dass sie Organisationstalent hat.«
    »Ein weiblicher Killer?«
    »Nein, nein. Colleens Spezialität ist ... Leute miteinander bekannt zu machen. Sie brauchen das eine, jemand braucht etwas anderes, sie leitet es in die Wege. Früher war sie Kleinkriminelle und hat einige Zeit wegen schweren Autodiebstahls im Gefängnis verbracht. Während ihres Aufenthalts dort hat sie ein Netzwerk aufgebaut, und seitdem ist ihr Aufstieg unaufhaltsam.« Harris zuckte die Achseln. »Ich habe einen Bericht angefertigt und ihn dem Richter ausgehändigt. Er schien zufrieden zu sein.«
    »Ich will ihren Namen und ihre Adresse.«
    »Ich habe nur eine Mobilfunknummer. Bedienen Sie sich.«
    Endlich ließ Bobby Harris’ Hand los. »Am ersten Tatort wurde eine Botschaft gefunden. >Buh!< Was hat das zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung. Offen gesagt empfehle ich Ihnen, diese Frage Miss Robinson zu stellen. Also muss ich annehmen, dass Sie nicht auf das kleine Geschäft des Richters eingehen werden?«
    »Nein.«
    »Ist sie wirklich so gut im Bett?«
    »Das kann ich nicht beurteilen.«
    Harris schnaubte verächtlich. Wieder machte er Anstalten, aufzustehen, rieb sich verlegen das Handgelenk, ertappte sich bei dieser Geste und steckte die Hand in die Tasche. »Ich muss wohl nicht eigens erwähnen, dass dieses Gespräch nie stattgefunden hat. Nur für den Fall, dass der Richter sich danach erkundigen sollte«, fügte er steif hinzu. »Einverstanden, auch wenn ich persönlich der Ansicht bin, dass Sie Ihre Klienten im Vorfeld besser überprüfen sollten.«
    »Wissen Sie was? Diejenigen, die vor Geld stinken, haben meistens auch Dreck am Stecken. Wenn wir anfangen würden, ihnen nachzuschnüffeln, wären wir in einem Jahr pleite.«
    Harris wollte schon zur Tür gehen, drehte sich aber im letzten Moment noch einmal um.
    »Die Sache mit Prudence ... Was ihr zugestoßen ist, tja, das hat mich ziemlich sauer gemacht.« Er sah Bobby an und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Wollen Sie mal was Lustiges hören? Der Richter behauptet, er und Maryanne seien aus Georgia. Sie hätten sich dort kennengelernt und geheiratet und seien anschließend nach Boston gezogen, um noch einmal von vorne anzufangen. Und jetzt kommt die Pointe: Ich habe ein bisschen herumgestochert. Unterlagen über James habe ich gefunden – wo er zur Schule gegangen ist, wo er seinen Abschluss gemacht hat, in welcher Kanzlei er früher tätig war. Aber Maryanne Gagnon existiert offiziell gar nicht.«
    »Was?«
    »Keine Geburtsurkunde, kein Führerschein, kein Trauschein. Vor 1965 gab es keine Maryanne Gagnon.«
    »Das ist doch absurd!«
    Harris schmunzelte nur. »Wie ich schon sagte, Dodge, haben die Reichen meistens den größten Schatten.«
     
    Um zwölf Uhr dreißig mittags verließ Bobby den Diner und klappte sein Mobiltelefon auf. Es gab eine Million Gründe, sie nicht anzurufen. Aber er wählte trotzdem die Nummer.
    »Ich weiß, wen der Richter beauftragt hat, den Killer anzuheuern«, sagte er.
    »Und ich weiß, wer der Killer ist«, entgegnete Catherine. »Richard Umbrio.«
    Er brauchte eine Weile, um den Namen einzuordnen, und war dann ehrlich überrascht. »Sind Sie sicher? Wie kommen Sie darauf?«
    »Er wurde am

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