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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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muffigen Kissen, sein rechter Arm baumelte über die Kante, und ein halbes Dutzend Drahtfedern bohrte sich in verschiedene Stellen seines Körpers.
    Langsam setzte er sich auf und musste ein Stöhnen unterdrücken. Mein Gott, er war zu alt für diesen Mist.
    Er stand auf, streckte die Arme über den Kopf und zuckte zusammen, als seine Nervenenden prickelnd wieder zum Leben erwachten. Durch die Fenster strömte hell das Tageslicht herein. Bobby taumelte in die Küche, um auf die Uhr zu sehen.
    Schon zehn. Verdammt! Er war sieben Stunden lang schachmatt gewesen. Zum ersten Mal seit Tagen hatte er richtig durchgeschlafen. Keine sehr gute Idee, wenn man bedachte, dass um siebzehn Uhr sein Ultimatum auslief. Er musste etwas essen und außerdem dringend unter die Dusche und sich rasieren. Er musste etwas tun, etwas unternehmen ... aber was?
    Auf dem Weg ins Bad fielen ihm die Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter wieder ein. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn er sich bei seinem Lieutenant meldete. Seinen Anwalt anrief. Und vielleicht auch seinen Vater. Und was sollte er sagen?
    Bobby stellte sich unter die Dusche und ließ den stechenden Strahl auf sich herunterprasseln. Er brauchte jetzt einen klaren Kopf und musste aufmerksam und stark sein.
    Beim Duschen kam ihm plötzlich der zündende Gedanke.
    Bobby eilte aus dem Bad und zum Telefon.
    »Hallo, Harris«, sagte er eine Minute später, während das Wasser noch auf den Teppich tropfte. »Wir müssen uns treffen.«
     
    Robinson summte vor sich hin, und da Robinson nicht sonderlich musikalisch war, klang das Ergebnis nicht sehr hübsch. Allerdings war Summen für Robinson ein Heilmittel gegen Nervosität.
    Robinson konnte den Polizeifunk abhören und hatte die ganze Nacht lang die Funksprüche verfolgt, die sich um die Vorgänge im Hause Gagnon drehten. Die Lage schien ernst zu sein.
    Robinson war kein sehr risikofreudiger Mensch. Es gab nun mal Situationen, in denen die Sicherheit an erster Stelle stehen musste, und das hier war eindeutig eine davon. Das Packen dauerte nicht lang. Im Spülkasten der Toilette befand sich eine wasserdichte Schachtel, die verschiedene Kreditkarten und falsche Ausweispapiere enthielt. Die Schachtel wanderte in die Tasche. Dazu kamen Kleidung, Elektroschocker, Pistole und ein kleines spiralgebundenes Notizbuch.
    Dann war alles erledigt.
    Die Wohnung war möbliert gemietet. Robinson besaß keine Möbel und hatte in all der Zeit hier nicht einmal ein Spitzendeckchen angeschafft. Wer nichts hatte, hatte auch nichts zu verlieren. Und es gab nichts, was gegen einen verwendet werden konnte.
    Fünf Minuten später stand Robinson an der Hintertür und entzündete ein Streichholz. Ein kurzes Zögern, ein flüchtiger Augenblick des Bedauerns. Eigentlich hätte das der letzte Auftrag werden sollen. Der größte von allen. Natürlich viel gefährlicher als die anderen, aber dafür um einiges lukrativer. Die Verlockung einer hohen Summe Bargeld. Nach diesem Auftrag hatte Robinson sich eigentlich zur Ruhe setzen wollen. Ein weißer Sandstrand, eiskalte fruchtige Drinks und ein endloses blaues Meer, das sich bis zum Horizont erstreckte.
    Robinson seufzte auf. Und warf das Streichholz.
    Reine Entschuldigungen. Kein Blick zurück. Man übernahm einen Job und leistete sein Bestes. Aber die eigenen Interessen kamen stets an erster Stelle. Und nun war es in Robinsons Interesse, dieser Stadt so schnell wie möglich den Rücken zu kehren.
    Robinson trat auf die Straße und sah sich in alle Richtungen um. Die Luft war rein.
    Sie ging zu dem Auto, das auf halber Höhe des Häuserblocks stand. Die Tasche kam in den Kofferraum, und Robinson nahm auf dem Fahrersitz Platz. Zuerst bemerkte sie einen winzigen braunweißen Welpen auf dem Beifahrersitz. Dann füllte eine hünenhafte Gestalt den Rückspiegel.
    »Guten Morgen, Colleen«, sagte Mr Bosu. »Wir wollen wohl verreisen.«
     
    Catherine konnte nicht schlafen. Sie saß in einem Sessel in ihrem ehemaligen Kinderzimmer und sah zu, wie Nathan sich in einer Ecke ihres alten Bettes zusammenrollte und endlich der Erschöpfung nachgab. Ihr Vater hatte sie aufgenommen, ohne Fragen zu stellen, und ihr wortlos die zusätzlichen Lampen gebracht. Dann hatte er in der Tür gestanden, während Nathan sich unter Angstschreien hin und her wälzte und sich vor Dingen fürchtete, die nur er sehen konnte. Leise hatte Catherine ihm ein Lied vorgesungen, an das sie sich kaum noch erinnerte, das ihr aber nun in ihrem Elternhaus

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