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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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dass unten das Telefon ihres Vaters läutete.
    Fünf Minuten später stand er in der Tür, und auf seinem Gesicht malte sich ein Ausdruck, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Er wirkte wie benommen vor Entsetzen.
    »Das war Charlie Pidherny«, murmelte er.
    »Der Anwalt?« Charlie Pidherny war damals der für Catherines Fall zuständige Staatsanwalt gewesen. Vor knapp zehn Jahren war er in den Ruhestand gegangen, und sie hatte seitdem nichts mehr von ihm gehört.
    »Er ist draußen«, sagte ihr Vater. Er starrte sie an, als müsste sie ihn sofort verstehen.
    »Wer ist draußen?«
    »Umbrio. Richard Umbrio.«
    »Wie bitte?«
    »Er wurde am Samstag auf Bewährung entlassen. Nur dass man Strafgefangene laut Charlie niemals auf freien Fuß setzt, ohne die Betroffenen zu benachrichtigen, und vor allem nicht an einem Samstagvormittag. Da muss ein Fehler vorliegen. Bestimmt ist das der Grund. Irgendein Irrtum.«
    Catherine starrte ihren Vater entgeistert an. Und dann traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag in die Magengrube.
    Hallo, Kleine. Kannst du mir kurz helfen? Ich suche einen entlaufenen Hund.
    Catherine stürzte aus dem Kinderzimmer und schaffte es gerade noch rechtzeitig zur Toilette.
    Nathan, dachte sie. O Gott, Nathan. Catherine erbrach sich, bis nur noch ein trockenes Würgen aus ihrer Kehle aufstieg, und die Tränen strömten ihr übers Gesicht.

33
     
    Bobby traf sich mit Harris im Bogey’s. Selbst ein teurer Privatdetektiv würde einen guten Diner sicherlich zu würdigen wissen. Harris bestellte den doppelten Cheeseburger mit extra Zwiebeln und Pilzen. Bobby entschied sich für ein Omelett mit Würstchen und Käse. Harris war blendender Laune, biss herzhaft in seinen triefenden Hamburger und kaute genüsslich. Zweifellos nahm er an, dass Bobby dieses Treffen vereinbart hatte, um seine Kapitulation und seine Bereitschaft bekannt zu geben, sich Richter Gagnons Bedingungen zu beugen und die an ihn gestellten Anforderungen zu erfüllen. Bobby wartete geduldig, bis der Privatdetektiv seinen Hamburger zur Hälfte verspeist hatte, und ließ dann die Bombe platzen.
    »War ja eine ziemliche Szene gestern in Back Bay«, meinte er in beiläufigem Ton.
    Harris’ Kaubewegungen wurden langsamer, und er gönnte seinen Zähnen eine kurze Pause vom Rindfleischzermahlen. »Ja.«
    »Habe gehört, das Kindermädchen hätte sich aufgehängt. Was sagen denn Ihre Kontaktleute?«
    Harris schluckte. »Dass Sie selbst vor Ort waren und deshalb vermutlich am besten Bescheid wissen.«
    »Mag sein.« Bobby schwieg einen Moment. »Sind Sie nicht neugierig?«
    »Sollte ich das?«
    »Ich denke schon.«
    Harris zuckte die Schultern. Er gab sich zwar größte Mühe, nach außen hin weiter lässig zu wirken, aber er legte trotzdem den Hamburger weg und wischte sich mit der überdimensionierten Papierserviette die Hände ab. »Also hat das Kindermädchen sich aufgehängt. Diese Mädchen sind noch sehr jung, arbeiten schwer und sind weit weg von zu Hause. Und wenn man die restliche Situation dazu nimmt, ist es vielleicht nicht weiter erstaunlich.«
    »Aber, aber«, spöttelte Bobby leise. »Von Ihnen hätte ich eigentlich mehr erwartet.«
    »Keine Ahnung, was Sie meinen.«
    Bobby beugte sich vor. »Hat Richter Gagnon Sie nach einem Namen gefragt? Nach jemandem, der gelegentlich einen kleinen Auftrag erledigt? Oder nach jemandem, der jemanden kennt, der Probleme aus dem Weg räumt? Oder waren Sie sogar persönlich beteiligt? Ich halte Sie zwar für zu klug dafür, aber andererseits ...«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden ...«
    »Jetzt machen Sie mal einen Punkt! Sie waren über den Mord an Rocco informiert, bevor auch nur ein Blutstropfen auf dem Beton gelandet war. Sie haben gelauscht. Sie lagen auf der Lauer. Warum? Weil Sie annehmen mussten, dass etwas im Busch ist. Wie gut bezahlt Sie der Richter, Harris? Wie weit würden Sie für ihn gehen?«
    »Ich glaube, ich habe aufgegessen.«
    Als Harris aufstehen wollte, packte Bobby ihn an der Hand und knallte sie auf den Tisch.
    »Ich bin nicht verkabelt«, sagte er eindringlich. »Und ich habe nicht vor, Ihnen was anzuhängen. Mich interessieren nur einige Informationen. Von Mann zu Mann. Sie könnten einen neuen Freund gebrauchen, Harris. Denn Ihre alten Bekannten dürften Ihnen bald Schwierigkeiten einbringen.«
    »Nehmen Sie es nicht persönlich, Dodge, aber wenn man sich die jüngsten Entwicklungen ansieht, glaube ich nicht, dass es vorteilhaft für mich wäre, mich mit Ihnen

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