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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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ganze Menge ein. Doch in Wirklichkeit kotzt es mich an.«
    »Haben Sie sich je überlegt, selbst anzurufen?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich weiß nicht so recht. Immerhin bin ich schon sechsunddreißig, ein bisschen alt, um Oma und Opa kennen zu lernen. Und da sie offenbar kein Interesse an mir haben, muss ich mich eben damit abfinden.«
    »Das glauben Sie doch nicht wirklich, Bobby.«
    Wieder ein Achselzucken.
    »Also, wo liegt das wirkliche Problem?« Inzwischen kannte Dr. Lane ihn sehr gut.
    Seufzend starrte er zu Boden. »Ich denke, dass die Frage vielleicht lautet, wer für wen Partei ergreift. Meine Mutter ist in Florida. George ist in Florida. Und beide lassen nichts von sich hören. Möglicherweise hat sich die Familie einfach aufgespalten. George hat Pop verlassen und dafür Mom bekommen. Ich habe Pop nicht verlassen, also ...«
    »Meinen Sie, dass Ihre Mutter sich nicht bei Ihnen melden wird, solange Sie Ihrem Vater nahe stehen?«
    »Das ist meine Vermutung.«
    Dr. Lane nickte nachdenklich. »Könnte sein. Obwohl es meiner Ansicht nach gesünder für Sie und Ihre Mutter wäre, unabhängig von Ihrem Vater eine Beziehung zueinander aufzubauen.«
    Bobby grinste spöttisch. »Tja, tun Sie sich keinen Zwang an. Sie können ihr ja einen Brief schreiben.« Sein Lächeln verflog, und er zuckte wieder die Achseln. »Das Leben ist eben so. Ich werde versuchen, mich an Ihren Rat zu halten, die Dinge zu beeinflussen, die auf die ich Einfluss habe, und die anderen eben loszulassen. Ich habe keinen Einfluss auf meine Großeltern. Und auch nicht auf George.«
    »Das ist sehr weise von Ihnen, Bobby.«
    »Tja, wenn das so weitergeht, werde ich noch zum Philosophen.«
    Sie lächelte ihn an. »Und sonst geht bei Ihnen alles weiter. Arbeit?«
    »Nächste Woche fange ich an.«
    »Aufgeregt?«
    »Eher nervös.«
    »Das ist zu erwarten.«
    Er überlegte. »Im Zusammenhang mit der Erschießung von Jimmy Gagnon und dem Mord an Copley wurde ich von jeglichem Verdacht freigesprochen, was schön und gut ist. Aber ich bin aus der Reihe getanzt. Meine Verbindung zu Catherine und dass ich die Ermittlungen selbst in die Hand genommen habe ... damit habe ich eine Menge Brücken verbrannt. Wer zu STOP gehört, muss ein Mannschaftsspieler sein. Inzwischen zweifeln viele Kollegen daran, dass ich in der Lage bin, mich einzuordnen.«
    »Und was meinen Sie?«
    »Ich vermisse mein Team«, erwiderte er mit Nachdruck. »Und ich vermisse meinen Job. Ich bin gut, und ich muss meine Fähigkeiten wieder unter Beweis stellen. Tja, das werde ich auch schaffen. Ich habe keine Angst vor Herausforderungen.«
    »Ich bin neugierig, Bobby. Halten Sie sich selbst für einen Mannschaftsspieler?«
    »Klar. Allerdings darf man die Mitgliedschaft in einer Mannschaft nicht als Ausflucht benutzen, um sich dumm zu stellen. Wenn das ganze Team von einer Klippe springt, soll man da dem Teamgeist zuliebe mitspringen oder lieber oben stehen bleiben und die anderen davon abhalten? Bei allen Respekt vor D.D. und den anderen Ermittlern, sie haben einfach nicht verstanden, was bei den Gagnons gespielt wurde. Ich schon. Also bin ich meinem Gewissen gefolgt. Und dazu stehe ich auch. Meiner Ansicht nach ist es das, was einen guten Polizisten ausmacht.«
    »Bobby, Sie haben viel erreicht.«
    »Ich tue mein Bestes.«
    Als ihre Stimme leiser wurde, wusste er, was sie als Nächstes fragen würde. »Träumen Sie noch von ihm?«
    »Manchmal.«
    »Wie oft?«
    »Ich weiß nicht.« Auch er hatte die Stimme gesenkt. Anstatt Dr. Lane anzusehen, betrachtete er ihr gerahmtes Diplom an der Wand. »Vielleicht drei oder vier Mal pro Woche.«
    »Das ist seltener als früher.«
    »Ja.«
    »Können Sie schlafen?«
    »Es geht so. Bis dahin ... ist es noch ein langer Weg.«
    »Glauben Sie, dass Sie irgendwann aufhören werden, an Jimmy Gagnon zu denken?«
    »Ich habe den Mann getötet. Das ist eine schwere Last. Insbesondere in dem Wissen, dass es vielleicht mildernde Umstände gegeben hat. Insbesondere ... tja, genau das ist das Problem. Selbst zwei Monate später bin ich noch immer nicht sicher, was in jener Nacht wirklich geschehen ist.«
    »Gegen Catherine wird keine Anklage erhoben?«
    »Aus Mangel an Beweisen.«
    »Ich dachte, Sie hätten eine Pistole in der Schlafzimmerkommode erwähnt.«
    Bobby zuckte die Achseln. »Was belegt das? Dass sie zwei Schüsse in ihrem eigenen Haus abgefeuert hat? Das ist nicht gesetzlich verboten. Die Entscheidung, Jimmy zu töten, lag einzig und allein bei mir.

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