Lauf, wenn du kannst
Ich bin derjenige, der sein Gesicht gesehen und der abgedrückt hat.«
»Hassen Sie sie?«
»Manchmal.«
»Und meistens?«
Er lächelte spöttisch. »Das behalte ich lieber für mich.« Dr. Lane schüttelte den Kopf. »Diese Frau ist gefährlich, Bobby.«
»Sie machen Witze.«
»Tja, ich denke, wir sind hier fertig. Ich habe alle Papiere unterschrieben und an Lieutenant Bruni geschickt. Selbstverständlich können Sie mich jederzeit anrufen.«
»Das freut mich.«
»Viel Glück, Bobby.«
»Danke, Doc«, erwiderte er aufrichtig. »Vielen Dank.«
Nun ging Bobby die Newbury Street entlang und erreichte den Public Garden. Kinder wimmelten zwischen den Bäumen herum und versuchten, Schneeflocken mit der Zunge aufzufangen. Auch dick gegen die Kälte vermummte Erwachsene waren unterwegs. Einige beaufsichtigten die Kinder, andere führten lebhafte Hunde aller Formen und Größen spazieren.
Bobby bemerkte sie nicht sofort, und als er sie schließlich entdeckte, war er freudig überrascht.
Er ging auf Catherine zu, die in einem schwarzen Wollmantel mit dunkelviolettem Schal und passenden Handschuhen wie immer wunderschön aussah. Nathan saß nicht neben ihr, sondern jagte, dicht gefolgt von dem Welpen, zwei anderen Kindern nach.
»Ich habe ihn fast nicht wiedererkannt«, sagte Bobby und nahm Platz.
Kurz drehte Catherine sich zu ihm um, lächelte und beobachtete dann weiter ihren Sohn. »Plötzlich verändert sich in zwei Wochen eine ganze Menge.«
»Offenbar wirkt die neue Diät.«
»Die Zauberkräfte von Maissirup mit hohem Fruktosegehalt. Wie ich erfahren habe, werden Glukose und Galaktose vom GLUT2-Gen verarbeitet, das in Nathans Fall mutiert ist. Fruktose hingegen wird von GLUT5 transportiert, sodass sein Organismus sie viel besser aufnehmen kann. Jetzt bekommt er nicht nur mehr Kalorien ab, sondern auch endlich ausreichend Energie, damit er wachsen kann.«
»Catherine, das ist ja wundervoll.«
Erneut lächelte sie, aber ihre Miene wurde, wie so oft in letzter Zeit, rasch wieder ernst. »Er wird sein ganzes Leben lang strenge Diät halten müssen, und selbst dann wird er nie völlig beschwerdefrei sein. Sein Körper verarbeitet Nährstoffe nicht so, wie er sollte. Also ist er auf ständige ärztliche Behandlung angewiesen, und der Himmel weiß, mit welchen Komplikationen noch zu rechnen ist.«
»Aber da sind Sie ja schon Profis.«
»Ich wünschte, wir hätten die Ursache früher entdeckt. Ich wünschte, ich hätte gleich den richtigen Arzt gefunden. Ich wünschte ... Ich wünsche mir so viele Dinge.«
Darauf gab es nichts zu erwidern. Angesichts der Ereignisse der letzten beiden Monate gab es bei ihnen beiden so manches, was sie bereuten. »Neue Entwicklungen in Sachen Haus?«, fragte er.
»Schon verkauft.«
»Mein Gott, das ging aber schnell.«
»Für Back Bay gibt es selbst in dieser Preisklasse eine Warteliste.«
Bobby schüttelte den Kopf. Catherine hatte ihr Anwesen für vier Millionen zum Verkauf angeboten. Woher die Leute so viel Geld nahmen, würde ihm wohl immer ein Rätsel bleiben. »Und was nun?«
»Ich denke an Arizona. Irgendwohin, wo es warm ist, damit Nathan jeden Tag draußen spielen kann, wo noch nie ein Mensch von James Gagnon oder Richard Umbrio gehört hat und wo wir beide die Möglichkeit haben, ganz von vorne anzufangen.«
»Und Maryanne?«
»Sie ist immer noch schwer erschüttert, weil James uns das angetan hat. Wahrscheinlich würde sie auch gerne einen Neuanfang machen und mehr Zeit mit Nathan verbringen. Aber ... Sie wissen ja, wie sehr sie James liebt. Selbst nach allem, was geschehen ist, würde sie es sicher nicht schaffen, ihn zu verlassen.«
James lag im Koma. Wegen des Blutverlusts und der inneren Verletzungen versagte sein Organismus den Dienst. Die Ärzte gingen nicht davon aus, dass er je wieder zu Bewusstsein kommen würde. Sie wunderten sich eher, dass der Mann überhaupt noch lebte.
»Eines Tages vielleicht«, sagte Bobby
Catherine nickte. »Maryanne mag Arizona. Sie hat mir erzählt, dass sie öfter darüber geredet hätten, dort ein Haus zu kaufen. Also vielleicht danach ...«
Nun war es an ihm, zu nicken. Inzwischen beobachteten sie beide Nathan. Die Wangen des Jungen waren gerötet, und beim Atmen standen ihm eisige Wolken vor dem Mund. Trickster schnappte nach seinen Knöcheln, und die Kinder lachten.
»Die Albträume?«, fragte Bobby leise.
Sie lächelte wehmütig. »Nur etwa ein halbes Dutzend pro Nacht.«
»Sie oder er?«
Wieder
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