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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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und man konnte sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Prudence würde da sein. Prudence würde seine Hand halten, wenn er irgendwann doch weinte.
    Catherine hielt es in der Intensivstation nicht länger aus. Die Sehnsucht nach Licht und frischer Luft trieb sie in den Aufenthaltsraum für die Familien. Hier vermieden die Menschen den Blickkontakt und kümmerten sich nicht um die berühmt-berüchtigte Witwe, deren Mann gerade erschossen worden war, denn sie waren voll und ganz mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt.
    Allerdings gab es Ausnahmen von dieser Regel.
    Sobald Catherine eintrat, kam ein Mann auf sie zu. Er trug einen braunen Anzug und ein schlecht sitzendes Toupet und wollte offenbar etwas von ihr.
    »Catherine Rose Gagnon? Hiermit gelten diese Papiere als zugestellt.«
    Verdattert nahm Catherine das Aktenbündel entgegen, fast ohne die erstaunten Blicke der anderen Familien zu bemerken. Der Mann verschwand so schnell, wie er gekommen war, ein Eindringling, der wusste, dass er hier nicht hingehörte. Catherine war wieder allein, in einem Raum voller Fremder, die alle abwarteten, während ein geliebter Angehöriger am Ende des Flurs mit dem Tode rang.
    Catherine entfaltete das dicke Dokument und las die Überschrift. Obwohl sie glaubte, an alles gedacht zu haben, traf es sie dennoch wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ihr wurde flau im Magen.
    Und dann begann sie zu lachen, ein hysterisches Kichern, das wie eine Luftblase in ihrer Kehle aufstieg.
    »Oh, Jimmy, Jimmy, Jimmy«, stieß sie, halb lachend, halb schluchzend hervor. »Was hast du getan?«
     
    In einem dunklen Zimmer des dunklen Hauses läutete das Telefon ein einziges Mal. Der Anruf wurde erwartet, was jedoch nicht verhinderte, dass die Empfängerin von Aufregung ergriffen wurde.
    »Robinson?«, fragte der Anrufer.
    »Ja.«
    »Haben Sie ihn gefunden?«
    »Ja.«
    »Steht die Abmachung?«
    »Wenn Sie sich an Ihren Teil der Vereinbarung halten, wird er es auch tun.«
    »Gut. Ich überweise Ihnen das Geld.«
    »Ihnen ist doch bewusst, welches Risiko Sie eingehen, oder?«, stieß Robinson hervor. »Er war ein Mörder, bevor er ins Gefängnis kam, er war ein Mörder, während er saß, und jetzt ...«
    Der Anrufer fiel Robinson ins Wort. »Vertrauen Sie mir. Genau das liegt auch in meiner Absicht.«

8
     
    Bobby wachte benommen auf, weil irgendwo ein Telefon läutete. Im ersten Moment lag er da, blinzelte zur Decke hinauf und stellte fest, dass sein Schädel pochte. Mein Gott, stank er nach Bier!
    Dann läutete das Telefon wieder, und ein kurzer Gedanke, ein Hoffnungsschimmer, zuckte ihm durch den Kopf: Susan. Er grapschte nach dem Hörer. »Hallo?«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung war nicht Susan, und Bobby war selbst überrascht, wie sehr ihn das enttäuschte.
    »Robert Dodge?«
    »Wer spricht da?«
    »Catherine Gagnon. Ich glaube, Sie haben meinen Mann erschossen.«
    Ach, du meine Güte! Bobby fuhr hoch. Da die Jalousien heruntergezogen waren, herrschte Dunkelheit im Raum, und er konnte sich zunächst nicht orientieren. Unstet huschte sein Blick durchs Zimmer und blieb zu guter Letzt an der Uhr auf dem Nachttisch hängen. Er las die rot leuchtenden Ziffern ab. Viertel vor sieben Uhr morgens. Er hatte nur etwa drei oder vier Stunden geschlafen. Nicht genug für so ein Gespräch.
    »Wir dürfen nicht miteinander reden«, sagte er.
    »Ich rufe nicht an, um Ihnen Vorwürfe zu machen.«
    »Wir dürfen nicht miteinander reden«, wiederholte er, diesmal mit mehr Nachdruck.
    »Officer Dodge, wenn Sie nicht eingegriffen hätten, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben. Ist es das, was Sie hören wollen?«
    »Mrs Gagnon, inzwischen sind Strafanträge und Anwälte im Spiel. Wir dürfen keinen Kontakt miteinander haben.«
    »Verstanden. Ich glaube, ich müsste es unbeobachtet zum Isabella-Stewart-Gardner-Museum schaffen. Und Sie?«
    »Gute Frau ...«
    »Ich bin ab elf dort. Im Verona-Zimmer.«
    »Viel Spaß bei der Besichtigung.«
    »Kennen Sie diesen Spruch, Officer Dodge? Der Feind deines Feindes ist dein Freund. Sie und ich, wir beide haben denselben Feind, und das heißt, dass wir die einzigen sind, sie sich aufeinander verlassen können.«
     
    Um viertel nach elf traf Bobby Catherine vor einem Porträt von Whistler, das vor leuchtend blauen Farbschattierungen strotzte. Das Bild stellte eine liegende Frau dar, nackt, wohlgerundet und in bunte orientalische Stoffe geschmiegt. Catherine Gagnon mit ihrer nüchternen Ausstrahlung war das genaue

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