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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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striegeln oder den Stallungen zuführen wollten, stand die blanke Angst ins Gesicht geschrieben. Die Ritter ließen ein schadenfrohes Gelächter hören, wenn sie nicht gerade wüste Flüche ausstießen, um einen schlechten Wurf oder ein unglückliches Blatt zu kommentieren. Hin und wieder brüllten sie auch die struppigen Hunde an, die zwischen ihnen umherstrichen und sich um Knochen balgten. Die meisten Köter waren fast ebenso riesig wie Dragan und Drogur. Einige boten einen besonders erschreckenden Anblick: Sie besaßen zwei Köpfe, die sich wie ein Ei dem anderen glichen.
    Auf der Hofseite, die Lauras Versteck gegenüberlag, befanden sich Werkstätten, vor denen Schmiede an mächtigen Ambossen Schwerter und andere Waffen formten. Während die Männer mit schweren Hämmern auf glühende Eisen eindroschen, erhellte die Lohe der Essen ihre rußverschmierten Gesichter und ihre bloßen Oberkörper, auf denen Bäche von Schweiß sich einen Weg durch die schwarz glänzende Schmutzschicht suchten und bizarre Muster auf ihre Haut zeichneten.
    Laura beobachtete Mägde mit dickbäuchigen Tonkrügen in den Händen und ausladenden Tragegestellen auf dem Kopf, die voll beladen waren. Wie Irrlichter leuchteten ihre angestrengten Gesichter im zuckenden Schein der Feuer. Ohne die Ritter eines Blickes zu würdigen, huschten sie wie getrieben dahin und verschwanden in der Trutzburg.
    Laura grübelte darüber nach, wo der Eingang zum Kerker sein mochte, als sie plötzlich ausgemergelte, zerlumpte Kinder jeden Alters bemerkte, die den Schmieden, Pferdeknechten, Lastenträgern und Haus- und Küchenmägden zur Hand gingen und ebenso schufteten wie diese. Sie fragte sich, warum die Kinder sich klaglos zu solch schweren Arbeiten hergaben, als sie bemerkte, dass breite Bänder aus Flacheisen um ihre Knöchel geschmiedet waren. An diesen Bändern war jeweils ein kleiner Ring befestigt. Laura verstand sofort, wozu der diente: Man konnte Ketten hindurchziehen, um die Kinder aneinander zu fesseln. Es waren Sklaven – die Arbeitssklaven des Schwarzen Fürsten Borboron!
    Mitleid erfüllte Lauras Herz. Mit großen Augen beobachtete sie die unglücklichen Kleinen, die ihren Dienst mit so ausdruckslosen Gesichtern versahen, als habe man sie nicht nur ihres Willens, sondern auch ihrer Persönlichkeit beraubt. Man hatte wohl einen teuflischen Zauber über sie verhängt, anders war ihre an Apathie grenzende Fügsamkeit nicht zu erklären. Wahrscheinlich wieder eine Untat der Fhurhurs, grübelte Laura, als ein Fauchen sie aus den Gedanken riss.
    Erschrocken drehte sie sich um – und schaute in ein weit aufgerissenes Maul, in dem mehrere Reihen spitzer Zähne blitzten. Ein missgestaltetes Vieh mit getigertem Fell von der Größe eines kräftigen Katers hatte sich auf vier Pfoten angeschlichen. Laura wich zurück, während sie das Tier genauer betrachtete. Sein Kopf glich dem eines Raptoren – jener mörderischen Dinosaurier, die sie in den Jurassic-Park-Filmen in Angst und Schrecken versetzt hatten. Sein Schwanz dagegen sah aus wie der eines riesigen Skorpions. An seinem Ende befand sich ein bedrohlich spitzer Dorn.
    Während Laura noch auf den Stachel starrte, in dem sie ein starkes Gift vermutete, fauchte die Kreatur erneut, und eine gespaltene Zunge schnellte aus ihrem Maul hervor. Ihre Spitze war mit kleinen Widerhaken besetzt. Länger und länger wurde das fleischigrote Band, während es sich wie der Tentakel eines Monsterkraken auf Laura zuschlängelte. Entsetzt wich sie zurück, doch die Zunge streifte ihren Knöchel. Die Berührung brannte wie Feuer, und Laura musste sich zwingen, ihre Panik nicht laut hinauszuschreien, denn soeben setzte das Tier zum Sprung an – als es von einem Stein am Kopf getroffen wurde, sich unter Jaulen herumwarf und blitzschnell die Flucht ergriff.
    Überrascht schaute Laura sich um. Ein blondes Mädchen stand in der Nähe und ließ gerade den Arm sinken. Offensichtlich hatte es sie gerettet.
    »Wie kann man nur so leichtfertig sein und einen getigerten Giftschleicher so nah an sich heranlassen?«, fragte das Mädchen vorwurfsvoll.
    »Ähm«, stammelte Laura nur und blickte gebannt auf die Kleine in dem schlichten Gewand, das einmal weiß gewesen sein mochte. Sie war von zierlicher Gestalt und vermutlich ein Jahr jünger als sie selbst. Lange Haare, die zu dicken Zöpfen geflochten waren, rahmten ihr ebenmäßiges Gesicht. Es war ebenfalls schmutzig.
    »Ähm«, stammelte Laura erneut. »Ein… ähm… getigerter

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