Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
für alle Mal erlediischt?«
Anstelle einer Antwort wandte Laura sich ab und bückte sich nach der Fechtmaske. Je eher wir Papa befreien, umso besser, ging es ihr durch den Kopf. Schließlich kann niemand wissen, über welche teuflischen Mittel die Dunklen noch verfügen. Vielleicht haben sie Foltermethoden, die weit schrecklicher sind als die Todesstarre? Was, wenn sie ihn unentwegt peinigen? So sehr, dass er es nicht mehr aushalten kann?
Laura behielt diese Gedanken aber für sich. Sie war fest entschlossen, eine Traumreise zu ihrem Vater zu machen. Sie musste sich selbst davon überzeugen, wie es ihm ging – und niemand würde sie von ihrem Entschluss abbringen können.
»Wie siehst du denn aus?« Lukas blieb überrascht in der Tür zu Lauras Zimmer stehen und starrte die Schwester verwundert an. »Gehst du zum Fasching, oder was?«
»Das hab ich sie auch schon gefragt«, meldete sich Kaja zu Wort. »Aber sie wollte mir nichts sagen und warten, bis du da bist. Damit sie nicht alles zweimal erklären muss!« Die Rothaarige hockte mit angezogenen Knien auf ihrem Bett und musterte die Freundin mürrisch.
Laura saß in den Kleidern von Alarik auf ihrem Schreibtischstuhl. Auf die große Ballonmütze aus Percys Fundus hatte sie allerdings verzichtet, sodass ihre Haare bis auf das braune Lederwams hinunterflössen.
Sie wirkt sehr ernst und irgendwie entschlossen, dachte Lukas.
»War toll, wenn du endlich die Tür zumachen könntest!«, herrschte die Schwester ihn an. »Es zieht!«
Von dem schroffen Ton überrascht, verzog Lukas das Gesicht und hob entschuldigend die Hände. »Ist ja gut – sorry!« Er beeilte sich, Lauras Aufforderung nachzukommen, und ließ sich dann auf Kajas Bett plumpsen. »Du erlaubst doch?«, fragte er und brach, ohne eine Antwort abzuwarten, eine Rippe von der Schokolade auf dem Nachttisch ab und steckte sie in den Mund.
»Hey!« Kaja sah ihn empört an. »Das ist meine letzte Tafel!«
Mit vollem Mund kauend, machte Lukas eine wegwerfende Handbewegung. »Du wirst es überstehen. Außerdem sind es nur noch gut zwei Stunden bis zum Abendessen. Bis dahin wirst du bestimmt nicht verhungern.«
»Kann ich endlich anfangen?«, fragte Laura unwirsch.
»Anfangen?« Lukas sah sie verwundert an. »Womit denn?«
»Euch zu erklären, worauf ihr während meiner Traumreise zu achten habt!«
Kaja reagierte auf die Ankündigung ähnlich ungehalten wie Percy. »Oh, nö, Laura!«, protestierte sie vehement. »Das ist doch Wahnsinn. Das wirst du nicht überleben.«
»Die Suche nach dem Kelch der Erleuchtung war ebenfalls gefährlich«, entgegnete Laura trotzig. »Sogar lebensgefährlich. Wenn wir uns davon hätten abhalten lassen, hätten wir ihn nie gefunden – und der Hüter des Lichts wäre gestorben und die Herrschaft des Ewigen Nichts längst angebrochen.«
Lukas kaute auf seiner Unterlippe, bevor er antwortete: »Das mag ja alles richtig sein – und trotzdem ist die Suche nach dem Kelch nicht mit einer Traumreise nach Aventerra zu vergleichen. Du kennst dich im Reich des Schwarzen Fürsten doch gar nicht aus. Du weißt noch nicht mal, wo seine Burg steht.«
»Das weiß ich sehr wohl!« Lauras Miene wurde noch verkniffener. »Alarik hat mir alles genaustens erklärt!«
»Und wenn schon! Was ist, wenn du nicht in der Festung landest, sondern mitten in diesem Schwefelsumpf?« Tiefe Falten furchten die Stirn von Lukas. »Bei deiner letzten Traumreise bist du ja auch nicht exakt in Ravenstein angekommen, stimmt’s?«
Laura überhörte die Frage des Bruders und blickte ihn nur flehentlich an. »Bitte, Lukas, versteh mich doch! Ich will mich nur kurz umsehen und rausfinden, was mit Papa passiert ist! Ich muss endlich wissen, was die mit ihm gemacht haben und ob er noch am Leben ist – sonst kann ich an nichts anderes mehr denken. Das müsstest du doch verstehen!«
Der Junge schluckte betroffen. Natürlich verstand er, was die Schwester antrieb. Schließlich vermisste er den Vater ebenso wie sie.
»Also gut«, sagte er nach einer Weile. »Von mir aus.«
»Super!«, jubelte Laura laut.
Kaja dagegen war fassungslos. »Ihr seid vollkommen verrückt!«, stöhnte sie. »Das halt ich im Kopf nicht aus.«
»Aber nur unter einer Bedingung«, setzte Lukas plötzlich nach.
Das Strahlen in Lauras Augen erstarb. »Welche Bedingung denn?«
Lukas sah auf die Armbanduhr. »Es ist jetzt kurz vor fünf. In exakt zwei Stunden werde ich dich wieder wecken – komme, was da wolle!«
»In zwei Stunden?«,
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