Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
zu retten. Sie hatte schließlich nicht ahnen können, dass diese hinterlistige Schlange sie hereinlegen würde.
Analina biss sich auf die Lippen. Ein banges Gefühl ergriff sie. Hatte sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen – oder doch einen schweren Fehler begangen? Einen Fehler, der nie wiedergutzumachen war. Würde sie diesen Schritt eines Tages bereuen?
Die junge Frau schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie fand keine Antwort auf diese Fragen. Sie konnte nur hoffen, dass sich alles zum Guten fügen würde. Vor allem aber musste sie alles daransetzen, dass sie das furchtbare Versprechen, das sie der Schlange gegeben hatte, niemals würde einlösen müssen. Die Folgen wären so entsetzlich, dass Analina nicht einmal daran zu denken wagte…
K apitel 1 Unheimliche
Begegnungen
ährend Laura Leander im Sattel ihres Schimmels dahinpreschte, fühlte sie sich so frei und leicht wie schon lange nicht mehr. Es war, als habe Sturmwind Flügel bekommen. Seine Mähne und der Schweif wehten wie seidene Schleier im Wind. Mit unbändiger Kraft stürmte der Hengst voran, als wolle er mit den Falken mithalten, die die milde Luft des Nachmittags auf der Jagd nach Beute durchmaßen. Die Umgebung raste an dem Mädchen vorbei wie ein unscharfer Film, so rasch durchquerte das Pferd die hügelige Landschaft um Ravenstein. Die Wiesen und Felder glichen einem verwaschenen, braungrünen Flickenteppich, aus dem die Wäldchen und Hecken, deren Laub in kräftigen Herbstfarben schimmerte, wie verschwommene kleine Inseln emporragten. Laura hätte nicht sagen können, wie lange sie schon unterwegs war – wenige Minuten erst oder schon mehr als eine Stunde. Sturmwind jedenfalls zeigte noch keinerlei Spuren von Ermüdung. Als wäre die Reiterin auf seinem Rücken federleicht, galoppierte er scheinbar mühelos mit dem Wind dahin.
Laura hing unbeschwert ihren Gedanken nach. Erst vor wenigen Wochen war sie heil und glücklich aus Aventerra zurückgekehrt. In den drei Monaten, die sie in der Welt der Mythen zugebracht hatte, hatte sie viele aufregende und gefahrvolle Abenteuer bestanden. Selbst aus dem größten und gefährlichsten von allen war Laura siegreich hervorgegangen: Sie hatte ihren Vater Marius aus der Gewalt des Schwarzen Fürsten Borboron befreit und war mit ihm wohlbehalten ins Internat auf Burg Ravenstein zurückgekehrt.
Welch großer Triumph – und welch unermessliches Glück!
Kein Wunder, dass ihre Freunde und Bekannten ihnen einen rauschenden Empfang bereitet hatten. Allen voran natürlich ihr ein Jahr jüngerer Bruder Lukas, der unendlich glücklich war, als sein Vater ihn in die Arme schloss. Auch Kaja Löwenstein, Lauras beste Freundin, hatte sich so sehr gefreut, dass sie im Überschwang der Gefühle Laura beinahe erdrückt hätte, um anschließend zur Feier des Tages gleich drei Tafeln Schokolade auf einmal in sich hineinzustopfen. Professor Aurelius Morgenstern, der Direktor des Internats und ehrenwerte Anführer der Wächter, war zwar weitaus zurückhaltender, aber nicht weniger froh gewesen, einen seiner besten Lehrer wieder begrüßen zu können. Miss Mary Morgain und Percy Valiant, die ebenfalls an der Internatsschule unterrichteten und dem verschworenen Bund angehörten, in den Laura am Tag ihres dreizehnten Geburtstags aufgenommen worden war, hatten die Rückkehrer herzlich willkommen geheißen. Attila Morduk, der letzte der Zwergriesen, Hausmeister von Ravenstein und ein unermüdlicher Helfer der Wächter, hatte sich vor Rührung immer wieder geräuspert. Neben ihm standen Mr. Cool, Magda Schneider und viele andere Schüler und Schülerinnen des Internats, die Laura während ihrer Abwesenheit sehr vermisst hatten. Selbst Ronnie Riedel und Max Stinkefurz, die Laura eigentlich überhaupt nicht leiden konnten, schienen sich über ihre Rückkehr gefreut zu haben. Zumindest ein wenig. Nur Caro Schneider, ihre größte Rivalin in der Klasse, hatte eine verärgerte Miene gezeigt.
Auch Lauras Erzfeinde waren natürlich alles andere als begeistert gewesen. Allen voran Dr. Quintus Schwartz, Konrektor und Physiklehrer, der die Dunklen Kräfte von Ravenstein anführte. Oder Rebekka »Pinky« Taxus, die Mathematik unterrichtete und die engste Verbündete von Quintus war. Als Laura am Morgen des zweiundzwanzigsten September in Begleitung ihres Vaters Marius auf Ravenstein eingetroffen war, hatten beide aus ihrer Enttäuschung ebenso wenig einen Hehl gemacht wie Albin Ellerking, der verschlagene
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