Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
müsst!«
»Paravain!«, schluchzte Morwena erleichtert. Doch der Anführer der Weißen Garde schien ihre Gegner nicht zu beeindrucken. Im Gegenteil: Morwena sah nur in grinsende Gesichter, während die Kapuzenmänner unter die Umhänge griffen und die Schwerter zogen.
Schon prasselten Paravains Schwerthiebe wie ein stählernes Gewitter auf die dunklen Krieger herab. Doch zu seinem Schrecken musste er erkennen, dass sein Angriff keinerlei Wirkung zeigte. Selbst als er einem der Gegner die Waffe direkt ins Herz rammte, lächelte der ihn nur müde an und höhnte: »Und nun, du Narr? Glaubst du wirklich, dass du uns töten kannst?«
Da wusste Paravain, mit wem er es zu tun hatte: mit Schattenkriegern!
Toten, denen selbst das schärfste Schwert nichts anhaben konnte.
Der Recke ließ das Schwert sinken, stellte sich schützend vor Morwena und ergriff ihre Hand. »Es tut mir leid«, sagte er leise. »Ich hätte dir so gerne geholfen. Aber gegen Verblichene vermag selbst der tapferste Mann nichts auszurichten.«
»Hab Dank für deinen Mut und deine Hilfsbereitschaft«, flüsterte Morwena mit erstickter Stimme und lächelte unter Tränen. Sie legte den Kopf an seine Brust. »Wenigstens werden wir nun gemeinsam ins Ewige Nichts eingehen.«
Die drei Gestalten lachten hämisch. »Bringen wir es hinter uns!«
Morwena und Paravain glaubten bereits die Klingen zu spüren – da zuckten die Schattenkrieger wie vom Blitz getroffen zusammen. Röchelnde Laute entrangen sich ihren Kehlen – und sie zerfielen zu Staub. Nur Augenblicke später starrten der Weiße Ritter und die Heilerin ungläubig auf drei schwarze Umhänge und drei Häufchen Asche.
K apitel 2 Ein
teuflisches Gerücht
ls Laura und Percy auf dem Bauernhof von Nikodemus Dietrich ankamen, wurden sie von Marius Leander bereits ungeduldig erwartet.
»Wo bleibst du denn?«, empfing er seine Tochter vorwurfsvoll. »Wir haben Sayelle doch fest versprochen, pünktlich zum Essen zu Hause zu sein. Du weißt doch, wie sie ist!«
Während Laura ihren Hengst absattelte und trocken rieb, erzählte sie dem Vater von der gefährlichen Begegnung mit der schwarzen Katze. Als Percy ihren Bericht bestätigte, war Marius’ Ärger schlagartig verflogen. Der Zwischenfall schien ihn sehr zu beunruhigen, wie seine besorgte Miene zeigte.
»So etwas ist doch äußerst ungewöhnlich.« Nachdenklich fuhr sich Lauras Vater mit der Hand durch die dunklen Wuschelhaare. »Findest du nicht auch, Percy?«
»Durschaus!« Der Sportlehrer nickte mit ernstem Gesicht. »In der Tat ‘abe iisch in meinem ganzen Leben noch niemals von einem derartiischen Vorkommnis ge’ört. Andererseits…« Er wandte den Blick dem Mädchen zu. »Vielleischt ‘at Laura ja Rescht mit i’rer Vermutung. Tollwütige Tiere ver’alten siisch doch völliisch unbereschenbar – und es wäre niischt das erste Mal, dass sie sogar Menschen attackieren!«
»Mag sein«, ertönte da eine sonore Stimme aus dem Hintergrund. »Aber vielleicht hat das alles auch einen ganz anderen Grund?«
Laura fuhr herum und blickte Nikodemus Dietrich fragend an. Der Bauer, ein kräftiger Mann Mitte sechzig, der blaue Arbeitskleidung trug, lehnte in der offenen Tür des Pferdestalls. In seinem Mundwinkel hing eine Pfeife, aus der Rauchwölkchen aufstiegen. Der würzige Duft des Tabaks mischte sich mit den vertrauten Gerüchen von Tieren und Stroh, die durch die Stalltür auf den Hof drangen. Das Stampfen von Hufen und das Mahlen von Kiefern, die das Heu aus den Raufen rupften, waren zu hören.
»Was willst du damit sagen?«, fragte Laura verwundert. Wie alle anderen Wächter duzte sie auch Nikodemus, wenn sie unter sich waren.
»Nun«, hob der Bauer an und zog an seiner Pfeife. »Hast du noch nie die Gerüchte gehört, die hier in der Gegend im Umlauf sind?«
»Du meinst…« – Laura zögerte einen Moment –, »… dass es in dem Haus auf der Teufelskuppe spuken soll?«
»Genau!« Der Bauer nahm die Pipe aus dem Mund. »Aber kennst du auch den Hintergrund dieses Schauermärchens?«
Ratlos schüttelte Laura den Kopf. Sie wandte sich zu ihrem Vater um und blickte ihn an. Doch der schien die Antwort ebenso wenig zu kennen wie Percy Valiant.
»Wisst ihr das wirklich nicht?«, wunderte sich der Bauer und zog ein weiteres Mal an seiner Pfeife, bevor er die schaurige Legende zum Besten gab.
Schon vor Hunderten von Jahren, so erzählte Nikodemus, seien Gerüchte aufgekommen, dass der Teufel ein gern gesehener Gast in dem Haus auf dem
Weitere Kostenlose Bücher