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Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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steingrauen Haarmähne und dem grau melierten Bart einen silbrigen Glanz. »Ihr wisst doch: Alles ist im ständigen Wandel begriffen. Nichts kann bestehen, wenn es sich nicht dauernd erneuert. So lautet das uralte Gesetz, dem nicht nur die Natur unterliegt, sondern alle Geschöpfe unter der Sonne – und damit auch wir Krieger des Lichts. Ich versehe mein Amt schon seit endlosen Jahren und spüre, wie die Bürde von Jahr zu Jahr schwerer auf meinen Schultern lastet. Es ist deshalb an der Zeit, dass ein Jüngerer an meine Stelle tritt.«
    »Aber warum denn jetzt schon, Herr?«, gab der Weiße Ritter zu bedenken. »Es wäre doch möglich …«
    Elysion schnitt ihm das Wort ab. »Du scheinst immer noch nicht zu verstehen, Paravain«, sagte er mit leichtem Vorwurf in der Stimme. »Die Entscheidung ist längst gefallen, und es steht uns nicht an, sie in Zweifel zu ziehen. Schließlich haben die Geister, die über den Lauf der Welten bestimmen, uns ihr eindeutiges Zeichen geschickt.«
    »Ein Zeichen, Herr?« Morwena blickte ihn ratlos an. »Welches denn?«
    Der greise Herrscher seufzte und sah die Heilerin tadelnd an. »Ich dachte, das hättest du längst erkannt. Du warst doch dabei, als die Wissenden Dämpfe deiner Elevin die Geburt der neuen Einhornkönigin angekündet haben.«
    »Natürlich, Herr. Allerdings verstehe ich nicht …«
    Elysion brachte sie durch eine Geste zum Schweigen. »Habe ich euch nicht erzählt, unter welchen Umständen ich einst mein Amt antrat? Ich war damals ein einfaches Mitglied der Weißen Garde und habe über meinen Herrn gewacht. Er war weit jünger, als ich es heute bin, und hätte sein Amt gewiss noch viele weitere Jahre ausüben können. Und dennoch: Die Geister hatten andere Pläne.«
    Paravain und Morwena hatten sich zu Füßen ihres Gebieters niedergelassen und lauschten atemlos seinen Ausführungen. »Was ist geschehen, Herr?«, fragte der junge Ritter.
    »Eines Tages überbrachte Pfeilschwinge, der Adler des Lichts, meinem Gebieter eine Botschaft: Eine neue Einhornprinzessin war geboren worden, Silvana, die jetzige Königin des Karfunkelwaldes. In der darauf folgenden Mittsommernacht trat Silvana die Nachfolge ihrer Mutter an. Gleichzeitig wurde ich zum neuen Hüter des Lichts bestimmt.«
    »Aber wer sagt denn, dass diesmal das Gleiche geschehen wird?«, fragte die Heilerin mit banger Miene.
    »Natürlich wird es das, Morwena. Weil es dem uralten Gebot entspricht, das seit Anbeginn der Zeiten den Lauf der Welten bestimmt. Es ist das Gesetz des ewigen Werdens und Vergehens. Stets tritt dabei das Neue an die Stelle des Alten und sorgt dafür, dass der Stab des Lebens von einer Generation an die nächste weitergereicht wird. Das ist bei den Einhörnern genauso der Fall wie bei uns Kriegern des Lichts. Selbst unsere ärgsten Feinde, die Dunklen Mächte, bilden da keine Ausnahme.«
    Paravain runzelte die Stirn. »Soll das bedeuten, dass in der kommenden Mittsommernacht auch die Macht von Borboron gebrochen wird?«
    »Das nehme ich stark an«, antwortete Elysion. »Für uns allerdings ändert sich dadurch nicht das Geringste. Sein Nachfolger als Schwarzer Fürst steht mit Sicherheit bereits fest und wird uns genauso erbarmungslos bekämpfen wie sein Vorgänger.«
    »Wer wird das sein, Herr?«
    Der Hüter des Lichts hob ratlos die Hände. »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Doch keine Sorge, wir werden es noch früh genug erfahren.«
    »Aber …« Die Heilerin brach ab, als wagte sie die Frage nicht zu stellen, die ihr auf der Zunge lag.
    »Nur zu, Morwena«, ermutigte sie Elysion, der längst ihre Gedanken gelesen hatte. »Sprich ruhig aus, was dein Herz bewegt.«
    »Vielen Dank, Herr.« Wieder errötete die junge Frau, als hätte man sie bei etwas Unrechtem ertappt. »Wer … Wer wird Euch denn nachfolgen?«
    »Ja, Herr«, warf der Weiße Ritter ein. »Das würde ich auch gerne erfahren.«
    »Selbst wenn ich das wüsste, würde ich es euch nicht verraten«, beschied Elysion ihnen mit hintergründigem Lächeln. »Übt euch in Geduld, meine Kinder, und wartet einfach ab. Die Geister, die über den Lauf der Welten bestimmen, werden es ohne Zweifel so fügen, dass die Person unter uns meine Nachfolge antritt, die dafür am besten geeignet ist.«
     
    D er holzgetäfelte Speiseraum hatte Burg Ravenstein in früheren Jahrhunderten als Rittersaal gedient. Jetzt allerdings erinnerten nur noch die rustikale Balkendecke und die schmiedeeisernen Leuchter an den ehemaligen Verwendungszweck. Die

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