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Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Gierrach seinem Begleiter an die Kehle gefahren, selbst wenn er sich aus Vampirfleisch nichts machte. Es war zäh und blutleer noch dazu und hielt keinem Vergleich mit den zarten Leibern der Erdenbewohner stand. Allerdings war der Werwolf gespannt darauf, was der Blutsauger zu erzählen hatte, und schluckte deshalb seinen Ärger hinunter. »Was soll ich denn gehört haben?«, fragte er mühsam beherrscht.
    »Man munkelt, dass wir alsbald ebenso seltenen wie interessanten Besuch bekommen werden.« Drakéuu lächelte amüsiert. »Angeblich hat unser Gebieter Beliaal seinen Hausdiener, diesen kriecherischen Wiedergänger Konrad, auf die Erde geschickt, damit dieser einem Menschenkind den Weg in den Schattenforst weist.«
    Dem Werwolf traten beinahe die Augen aus den Höhlen. »Ein Menschenkind?«, grollte Gierrach. »Bist du da sicher?«
    »Aber, aber, mein zotteliger Freund! Hat Er denn nicht richtig zugehört?« Der Vampir winkte mit blasierter Miene ab.
    »Ich habe eigens erwähnt, dass es sich lediglich um Hörensagen handelt. Allerdings …« Er trat dichter an Gierrach heran, warf den Büschen vor den Findlingen einen misstrauischen Blick zu und hob den Mund dicht an das spitze Wolfsohr seines Begleiters. »Wie sagt man bei uns so schön? ›Wo ein Hals ist, gibt es auch was zu beißen‹. Also wird an dem Gerücht schon etwas dran sein.«
    Der Werwolf schluckte.
    Ein Menschenkind!
    Schon der bloße Gedanke daran ließ Gierrach das Wasser im Maul zusammenlaufen. Geifernd entblößte er das Gebiss, und ein wohliges Grollen entfloh seiner Kehle.
    Ein Menschenkind!
    Ein Wesen aus warmem Fleisch und Blut! Eines der Geschöpfe, auf die er in der alten Heimat regelmäßig Jagd gemacht hatte – in den Vollmondnächten, wenn seine Wolfsnatur die Oberhand über seine menschliche Seite gewann.
    Was waren das für Zeiten gewesen!
    Er vermisste den Kitzel dieser Raubzüge, ebenso wie den süßen Geschmack des Menschenblutes.
    Die Jagd auf Rehe und Hirsche, mit der er sich seit der Vertreibung vom Menschenstern begnügen musste, war nicht einmal ein schaler Ersatz dafür.
    Der Werwolf legte den Kopf in den Nacken und sandte ein schauriges Heulen in die Höhe. Es klang, als flehe er den dunklen Himmel an, dass Drakéuu Recht behalten möge.
    »Los jetzt!«, fauchte er dann ungeduldig. »Ich kann es nicht erwarten, diese Neuigkeit aus dem Munde unseres Herrn selbst zu hören!« Damit hetzte er auf die beiden Dornbüsche zu.
    Drakéuu folgte ihm auf dem Fuße und rempelte Gierrach an, als dieser jäh anhielt.
    »Halt!«, schallte es vor ihnen aus dem Dornengestrüpp. Äste und Zweige verformten sich, bis beide Büsche die Konturen von grimmigen Lemuren angenommen hatten. »Was ist euer Begehr?«
    »Was erlaubt Er sich!«, fuhr Drakéuu den Pflanzling an, der den Eingang zu Beliaals Palast bewachte. »Seine Hochwohlgeboren, der Herrscher der Finsternis, erwartet uns. Wenn Er uns nicht auf der Stelle passieren lässt, werde ich dafür sorgen, dass Er zur Rechenschaft gezogen wird!«
    Der Pflanzling ließ sich davon nicht im Geringsten beeindrucken. Er verzog sein Zweig- und Blattgesicht zu einer grimmigen Fratze und zwinkerte seinem Kollegen zu. »Was meinst du? Sollen wir diesem wichtigtuerischen Schnösel von Blutsauger Benehmen beibringen – oder ihn gleich der Lichtfolter aussetzen, bis er zu Staub zerfällt?«
    »Was bildet Er sich …«, brauste der Vampir auf, als er mit einem Male hinter sich ein Zischen vernahm, leise und bedrohlich. Drakéuu drehte sich um und starrte auf den von vermoderten Blättern und verfaulten Ästen übersäten Boden zu seinen Füßen.
    Der Werwolf tat es ihm gleich.
    Ein Pilz schob sich aus dem modrigen Erdreich, klein, tiefschwarz und nahezu kugelrund wie ein Bovist. Während er rasend schnell größer wurde, schwoll das Sausen immer weiter an. Schließlich zerplatzte das unheimliche Gewächs mit lautem Knall und setzte eine mächtige Wolke aus schwarzen Sporen frei, die wilder und wilder um die eigene Achse rotierte. Schließlich formte sich unter Brausen eine Furcht erregende Gestalt aus dem Wirbel, und Beliaal, der Dämon des Todes, stand vor seinen Gefolgsleuten.
    Gierrach und Drakéuu fielen vor ihm auf die Knie, was allerdings nur den Unwillen ihres Herrn hervorrief.
    »Erhebt euch, ihr Narren«, schimpfte er wütend. »Ich habe euch nicht rufen lassen, damit ihr den Boden wischt! Hört lieber zu, was ich euch zu sagen habe.«
     
    L ukas stellte gerade sein Tablett auf das Förderband

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