Laura und das Labyrinth des Lichts
Lichts zu erkennen sei. Obwohl das schaurige Ritual Laura zutiefst abstieß, lauschte sie aufmerksam den Ausführungen des Dämons. Es war einfach zu wichtig.
»Wie die Uralte Offenbarung berichtet«, erklärte Beliaal, »und wie in der ›Bruderschaft der Sieben‹ nachzulesen ist, stammt dieses Kind vom Menschenstern und steht auf Seiten der Wächter. Am Tag, da die Welt im Zeichen der Dreizehn steht, wird es erstmals in Erscheinung treten. Sobald das Kind in den Besitz der Fünf Zeichen der Schlange kommt, gelangen seine besonderen Kräfte zur vollen Entfaltung. Es wird so mächtig sein, dass ihr es nicht besiegen könnt. Selbst den Dämon des Todes, so kündet die Uralte Offenbarung, muss dieses Balg dann nicht mehr fürchten – was immer damit auch gemeint sein mag.«
»Das ist mir zu hoch, Gebieter«, warf Longolius zögernd ein. »Habt Ihr meiner Wenigkeit nicht vor Urzeiten offenbart, dass das Kind des Dunklen Blutes ebenfalls die Fünf Zeichen der Schlange benötigt, wenn es uns zum Sieg verhelfen soll?«
»Du weilst schon seit Jahrhunderten unter uns und hast es immer noch nicht begriffen, du Wurm!« Die Wut des Dämons ließ die Flammen wild aufflackern. »Alle Kreaturen unterliegen den ewigen Gesetzen, die unsere Welten in ihrem Inneren zusammenhalten. Nur die Art, wie die Wesen sich die großen Geheimnisse zunutze machen, entscheidet darüber, welchen Weg sie beschreiten – den der Dunkelheit oder den des Lichts! Deshalb können die Fünf Zeichen der Schlange sowohl dem Kind des Dunklen Blutes als auch dem Kind des Hellen Lichts unschätzbare Dienste leisten.«
»Natürlich, Gebieter!« Der Großmeister verneigte sich tief vor dem Feuer, und seine Begleiter taten es ihm gleich. »Verzeiht mir die törichte Frage.«
»Wenn ihr das Kind des Hellen Lichts entdecken wollt, dann haltet Ausschau nach dem Balg eines Wächters, das die Fünf Zeichen der Schlange in seinen Besitz zu bringen versucht!«, erklärte der Dämon. »Diese Zeichen können es sowohl vernichten als auch unbesiegbar machen. Obwohl es nahezu ausgeschlossen ist, dass die Zeichen in die Hände dieser Kreatur gelangen, solltet ihr dennoch ständig auf der Hut sein und jeden Versuch vereiteln.« Der Dämon ließ ein lautes Grollen hören, und die Flammen brausten wie ein Feuersturm. »Damit ihr euch leichter tut, werde ich einen Helfer schicken, der euch beim Kampf gegen dieses Kind unterstützt.« Die Flammen loderten noch einmal höllenrot auf, dann war das schaurige Haupt verschwunden.
Stöhnend sank der Großmeister in sich zusammen. Seine Begleiter atmeten erleichtert auf. Die Anspannung stand ihnen immer noch ins Gesicht geschrieben, und auch Laura zitterte vor Schrecken am ganzen Körper.
Als Maximilian Longolius sich wieder erhob, hatte er seine zeitgemäße Gestalt wieder angenommen. Er war totenbleich. Sayelle erkundigte sich besorgt: »Was ist los, Max? Was hast du denn?«
»Ich … ich hab’s gewusst«, stammelte der Verleger mit heiserem Flüstern. »Dieses Mädchen mit den kurzen blonden Haaren …« Er brach ab und starrte wie in Trance vor sich hin.
»Ja, was denn, Max?«, bedrängte ihn Sayelle. »Was ist damit?«
»Verstehst du denn nicht?«, fragte er, die Augen weit aufgerissen. »Das ist tatsächlich das Kind des Hellen Lichts – genau wie ich es vermutet habe!«
»Woher wollt Ihr dass wisssen, Gebieter?«, zischelte die Taxus. »Beliaal hat diessess Balg doch gar nicht erwähnt.«
»Und ob, du Närrin!«, brüllte Longolius unbeherrscht. »Hast du nicht zugehört? Er hat gesagt, dass das Kind des Hellen Lichts erstmals erscheint, wenn die Welt im Zeichen der Dreizehn steht. Dann wird es versuchen, die Fünf Zeichen der Schlange in seinen Besitz zu bringen – genau wie dieses verfluchte Mädchen!«
»Wie? Wass?«, stammelte die Taxus verwirrt. Auch die übrigen Vasallen starrten Longolius verwundert an.
Selbst Laura hatte keine Ahnung, was der Dunkle meinte.
»Wisst ihr überhaupt, worum es sich bei den Fünf Zeichen der Schlange handelt?« Der Großmeister wartete die Antwort nicht ab. »Dann will ich es euch verraten. Das erste Zeichen ist die Feder einer Harpyie – und genau die hat das Balg an sich genommen, als es mich aus dem Krankenhaus vertrieb! Der Pestilenzgestank der Feder sollte das Neugeborene betäuben, damit ich es wegbringen kann. Ich muss die Feder verloren haben, als ich über diesen verwünschten Rollstuhl gestolpert bin.«
Das Herz in Lauras Brust galoppierte wilder als das
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