Laura - Venezianisches Maskenspiel
stammte ebenso wie er aus Venedig, liebte es jedoch – selbst wenn sie alleine waren – ihre Sätze mit französischen Worten zu würzen.
„Wie man’s nimmt. Da schreibt mir jemand, dass Laura sich zu sehr mit anderen Männern beschäftigt.“
Sofia gähnte. „Laura? Heißt so nicht deine Frau? Na und? Lass sie doch! Was kümmert es dich, was dieses langweilige Geschöpf tut!“ Sie schob die Decke zur Seite und begann seine darunter zum Vorschein kommende Haut zu küssen, immer tiefer hinunter, bis Domenico wieder jenes angenehme Prickeln verspürte, das etwas heftigere Gefühle einläutete. „Ich fand sie vom ersten Blick an ziemlich hässlich“, sagte sie beiläufig. „Ich habe zwar versucht, mich mit ihr abzugeben, aber sie war außerdem noch dumm.“
Domenico rieb sich nachdenklich das Kinn. Vor seinem geistigen Auge tauchte ein hübsch gerundeter Körper auf und warme braune Augen. Laura war vielleicht nicht gerade eine betörende Schönheit, aber auch nicht unscheinbar.
„Nein“, sagte er aus dem Gedanken heraus, „sie ist nicht hässlich und bestimmt nicht dumm. Sie ist nur nicht gebildet. In dem Kloster, in dem sie aufgewachsen ist, hat man wenig Wert darauf gelegt, einer Frau mehr als die Grundbegriffe von Bildung beizubringen.“
Sie konnte zwar lesen und schreiben, beschränkte sich jedoch offenbar – den wenigen Worten nach zu urteilen, die er ihr hatte entlocken können – auf einfachste Lektüre. Das hatte ihn jedoch nicht gestört. Er hatte vor allem eine bequeme Gattin haben wollen, die selbst nicht zuviel nachdachte, sondern sich völlig natürlich seiner überlegenen Meinung fügte.
„Sie stickt zweifellos ganz prächtige Deckchen“, lachte Sofia spöttisch. „Aber sie ist langweilig. Ich werde nie verstehen, wie du sie mir vorziehen konntest!“
„Weil sie eine angemessene Partie ist, meine Schönste“, erwiderte Domenico geduldig.
„Angemessen! Bin ich das etwa nicht?“
Er betrachtete sie eingehend. Ihre leuchtenden blauen Augen, das blonde Haar, das sich auf den Schultern und ihrem Brustansatz ringelte, der Busen, der jetzt empört wogte, als sie sich auf die Hände stützte, um ihn besser ansehen zu können.
„Du vielleicht, aber deine Familie ist es nicht. Deine Mutter ist zwar mit Carlo, dem Mann meiner Schwester verwandt, aber dein Vater stammt aus bürgerlichen Kreisen.“ Er streichelte über ihren Hals bis hinab zu ihren Brüsten, spielte damit, hob sie an, knetete sie genussvoll. „Eine Ehe mit dir hätte mir der Große Rat nie verziehen. Meine Familie ist nicht einflussreich genug, um eine Mesalliance zu überstehen. Ich wäre vermutlich in Ungnade gefallen und hätte mich auf mein Landgut zurückziehen müssen.“ „Und außerdem ist es vernünftiger, eine bequeme Ehefrau zu haben“, fügte er für sich hinzu, hütete sich jedoch, diesen Gedanken laut auszusprechen. Eine Geliebte konnte man verlassen, wenn sie Schwierigkeiten machte oder man genug von ihr hatte. Eine Ehefrau loszuwerden war weitaus problematischer.
Aber tatsächlich spielten vor allem materielle Überlegungen eine Rolle. Er hatte ein überdurchschnittlich gutes Auskommen – zwar bei weitem nicht genug, um ihn für wichtige Posten zu qualifizieren, die, um sie ausfüllen zu können, mit hohen Kosten verbunden waren, aber diese Art von Berufung hatte ihn ohnedies niemals gereizt. Trotzdem hätte er sich eine nicht standesgemäße Frau niemals leisten können, weil er damit diejenigen Vorteile einbüßen würde, die er aufgrund seiner untadeligen Herkunft besaß. Laura besaß zwar kein Vermögen, auch ihre Eltern waren arm, aber sie stammte aus einer alteingesessenen Patrizierfamilie.
Der Brief fiel ihm wieder ein, und er runzelte die Stirn. So völlig komplikationslos war Laura aber offenbar doch nicht, was wohl an diesen lächerlichen romantischen Vorstellungen liegen mochte. Und gerade zur Karnevalszeit war es wohl angeraten, selbst auf die unauffälligste Frau ein Auge zu haben, die unter dem Schutz von Masken und Verkleidungen auf Ideen kommen könnte, die er gewiss nicht goutieren würde.
„Domenico!“ Die gereizte Stimme seiner anspruchsvollen Geliebten riss ihn aus seinen Betrachtungen. „Du bist ja mit deinen Gedanken vollkommen fern von mir! Wie demütigend! Ich bemühe mich um dich, will dich mit den Freuden meiner Lippen und meiner Zunge beschenken! Und was machst du? Starrst zur Decke und liegst im Gegensatz zu deinem petit monsieur da wie ein Toter!“ Domenico sah an
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