Laura - Venezianisches Maskenspiel
und die Buchstaben jedoch weitaus langsamer entstanden als die Gedanken, die sie führten.
„Ich habe mich verliebt!!! Und zwar so sehr verliebt, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Mehr als je zuvor!“
Diese Worte trafen ihn wie ein Schock. Verliebt. Also doch verliebt in diesen verdammten Ottavio! Er bedauerte unendlich, seinem Vetter zuvor doch nicht den Hals umgedreht zu haben. Er hatte ihm die Liebe seiner Frau gestohlen. Es kostete ihn Überwindung weiterzulesen und damit den Beweis für ihre Zuneigung zu Ottavio zu finden.
„Wie habe ich mich doch in ihm getäuscht! Für einen kühlen Mann habe ich ihn gehalten, bar jeder Romantik ...“
Kühl? Ottavio? Dieser lächerlich aufgeputzte und übertriebene Geck?!
„... und nun hat er das Romantischste getan, das ich mir nur vorstellen kann! Wie war mir doch plötzlich anders, als ich in seinen Armen lag, so vertraut und doch fremd. Gleichgültig sind mir damals, nach der Heirat, seine Zärtlichkeiten erschienen, aber heute lag eine Leidenschaft darin, die mich jetzt noch erzittern lässt. Mein Cavaliere d’Amore ... Wie war ich zuerst erschrocken, als ich ihn erkannte, und wie glücklich bin ich jetzt! Er ist noch nicht heimgekommen, vermutlich hat er Freunde getroffen, mit denen er sich noch unterhält. Für mich war der Ball jedoch in dem Moment zu Ende, als er mich losgelassen und ohne mich den Raum verlassen hat. Ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Ist das nicht verrückt?! Sich abermals in seinen eigenen Mann zu verlieben?!!“
Domenico starrte auf die Zeilen, las sie nochmals, dann noch ein drittes Mal. Was hatte sie geschrieben? … in seinen eigenen Mann zu verlieben? Abermals? Wie war es denn möglich, dass sie ihn sofort erkannt hatte? Vom ersten Moment an! Mit zitternden Händen blätterte er um. Der nächste Eintrag stammte vom Tag darauf.
„Domenico hat kein Wort über das Vorkommnis verloren. Dabei musste ich immer lachen, wenn ich ihn ansah, konnte kaum ernst bleiben. Mein Cavaliere d’Amore, wann erhalte ich deinen nächsten Brief? Wann wirst du mich wieder in die Arme nehmen? Welch ein reizvolles Spiel …“
Begierig las er weiter ...
„… es scheint tatsächlich ein Spiel zu sein, das er sich ersonnen hat. Ein Spiel, wie ich es mir anregender nicht denken könnte. Allein schon der Gedanke, dass ich ihn wiedersehen werde – nein, nicht sehen – er verbindet mir ja die Augen … Aber allein schon der Gedanke an seine Lippen, seine Hände, seine Leidenschaft, lässt mich erglühen. Wie habe ich ihn nur so verkennen können. Was für einen Mann habe ich doch bekommen! Einen Liebhaber, um den jede Frau mich beneiden kann. Welch eine Idee, einen eigenen Palazzo zu mieten! Auch wenn ich befürchte, dass ich nicht die Einzige bin, die er dort trifft.“
Einige Seiten später:
„Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass er es nicht ahnt. Denkt er etwa, ich wüsste nicht genau, wer sich hinter diesem geheimnisvollen Cavaliere verbirgt? Hält er mich für so einfältig? Für so dumm, meinen eigenen Gatten nicht zu erkennen?“
„Ich törichter Esel“, flüsterte Domenico erbittert, als er weiterlas.
„Liegt es vielleicht daran, dass er mit mir spielt? Nur er mit mir, und dass es kein gemeinsames Spiel ist?“, schrieb Laura später.
„Liegt es daran, dass ich ihm wohl als Geliebte aber nicht als Ehefrau gut genug bin? Ist es diese Nicoletta, die seinen Verstand in Besitz genommen hat, während er meinen Körper liebt? Oft glaube ich, das ist so … Aber was soll ich tun? Ihn darauf ansprechen? Das Spiel, das mir so viel Lust bereitet, zerstören? Ein Spiel, das alles ist, was uns zu verbinden scheint? Was ist, wenn er sich dann von mir abwendet?“
„Nein“, murmelte Domenico, „nicht nur ein törichter, sondern ein vollkommen verdammter und gottverlassener Esel bin ich gewesen.“
„Es liegt zweifellos an mir. Ich bin ihm nicht klug genug. Zu ungebildet. Das hat er mir in dieser Weise zwar niemals gesagt, aber mich oft fühlen lassen. Dabei bemühe ich mich so, lese Bücher, die ich noch vor Kurzem nicht einmal aufgeblättert hätte, versuche sie zu verstehen, nehme sogar Unterricht in all den Dingen, die der schönen und klugen Nicoletta so leicht fallen. Sie darf ihn mir nicht wieder wegnehmen, sie nicht und keine andere, das könnte ich nicht ertragen ...“
Domenico presste das Buch an sein Herz, als wäre es seine Liebste selbst.
„Meine süße Laura. Und ich … ich elender Trottel
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