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Lausbubengeschichten

Lausbubengeschichten

Titel: Lausbubengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Thoma
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    omnibus begleitet, und Onkel Pepi hat freundlich getan und
    hat gesagt, es ist auch gut für mich, wenn er kommt, daß er
    den Aufruhr beschwichtigen kann über mein Zeugnis.
    Es ist wahr, daß es furchtbar schlecht gewesen ist, aber
    ich finde schon etwas zum Ausreden. Dazu brauche ich ihn
    nicht.
    Ich habe mich geärgert, daß sie mich begleitet haben, weil
    ich mir Zigarren kaufen wollte für die Heimreise, und jetzt
    konnte ich nicht. Der Fritz war aber im Omnibus und hat zu
    mir gesagt, daß er genug hat, und wenn es nicht reicht, kön-
    nen wir im Bahnhof in Mühldorf noch Zigarren kaufen.
    Im Omnibus haben wir nicht rauchen dürfen, weil der
    Oberamtsrichter Zirngiebel mit seinem Heinrich darin war,
    und wir haben gewußt, daß er ein Freund vom Rektor ist
    und ihm alles verschuftet.
    Der Heinrich hat ihm gleich gesagt, wer wir sind. Er hat es
    ihm ins Ohr gewispert, und ich habe gehört, wie er bei mei-
    nem Namen gesagt hat: „Er ist der Letzte in unserer Klasse
    und hat in der Religion auch einen Vierer.“ Da hat mich der
    Oberamtsrichter angeschaut, als wenn ich aus einer Menage-
    rie bin, und auf einmal hat er zu mir und zum Fritz gesagt:
    „Nun, ihr Jungens, gebt mir einmal eure Zeugnisse, daß
    ich sie mit dem Heinrich dem seinigen vergleichen kann.“
    Ich sagte, daß ich es im Koffer habe, und er liegt auf dem
    Dache vom Omnibus. Da hat er gelacht und hat gesagt, er
    kennt das schon. Ein gutes Zeugnis hat man immer in der
    Tasche. Alle Leute im Omnibus haben gelacht, und ich und
    der Fritz haben uns furchtbar geärgert, bis wir in Mühldorf
    ausgestiegen sind.
    Der Fritz sagte, es reut ihn, daß er nicht gesagt hat, bloß
    die Handwerksburschen müssen dem Gendarm ihr Zeugnis
    hergeben. Aber es war schon zu spät. Wir haben im Bahnhof
    Bier getrunken, da sind wir wieder lustig geworden und sind
    in die Eisenbahn eingestiegen.
    Wir haben vom Kondukteur ein Rauchcoupé verlangt und
    sind in eines gekommen, wo schon Leute darin waren. Ein
    dicker Mann ist am Fenster gesessen, und an seiner Uhrkette
    war ein großes, silbernes Pferd.
    Wenn er gehustet hat, ist das Pferd auf seinem Bauch
    getanzt und hat gescheppert. Auf der anderen Bank ist ein
    kleiner Mann gesessen mit einer Brille, und er hat immer zu
    dem Dicken gesagt, Herr Landrat, und der Dicke hat zu ihm
    gesagt, Herr Lehrer. Wir haben es aber auch so gemerkt, daß
    er ein Lehrer ist, weil er seine Haare nicht geschnitten gehabt
    hat.
    Wie der Zug gegangen ist, hat der Fritz eine Zigarre ange-
    zündet und den Rauch auf die Decke geblasen, und ich habe
    es auch so gemacht.
    Eine Frau ist neben mir gewesen, die ist weggerückt und
    hat mich angeschaut, und in der anderen Abteilung sind die
    Leute aufgestanden und haben herübergeschaut. Wir haben
    uns furchtbar gefreut, daß sie alle so erstaunt sind, und der
    Fritz hat recht laut gesagt, er muß von dieser Zigarre fünf
    Kisten bestellen, weil sie so gut ist.
    Da sagte der dicke Mann: „Bravo, so wachst die Jugend
    her“, und der Lehrer sagte, es sei kein Wunder, was man lesen
    muß, wenn man die verrohte Jugend sieht.
    Wir haben getan, als wenn es uns nichts angeht, und die
    Frau ist immer weitergerückt, weil ich soviel ausgespuckt
    habe. Der Lehrer hat so giftig geschaut, daß wir uns haben
    ärgern müssen, und der Fritz sagte, ob ich weiß, woher es
    kommt, daß die Schüler in der ersten Lateinklasse so schlechte
    Fortschritte machen, und er glaubt, daß die Volksschulen im-
    mer schlechter werden. Da hat der Lehrer furchtbar gehustet,
    und der Dicke hat gesagt, ob es heute kein Mittel nicht mehr
    gibt für freche Lausbuben.
    Der Lehrer sagte, man darf es nicht mehr anwenden we-
    gen der falschen Humanität, und weil man gestraft wird,
    wenn man einen bloß ein bißchen auf den Kopf haut.
    Alle Leute im Wagen haben gebrummt: „Das ist wahr“,
    und die Frau neben mir hat gesagt, daß die Eltern dankbar
    sein müssen, wenn man solchen Burschen ihr Sitzleder ver-
    haut. Und da haben wieder alle gebrummt, und ein großer
    Mann in der anderen Abteilung ist aufgestanden und hat mit
    einem tiefen Baß gesagt: „Leider, leider gibt es keine vernünf-
    tigen Öltern nicht mehr.“
    Der Fritz hat sich gar nichts daraus gemacht und hat mich
    mit dem Fuß gestoßen, daß ich auch lustig sein soll. Er hat
    einen blauen Zwicker aus der Tasche genommen und hat ihn
    aufgesetzt und hat alle Leute angeschaut und hat den Rauch
    durch die Nase gehen lassen.
    Bei der nächsten Station haben wir

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