Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)
anderen Seite des Atlantiks lag zum größten Teil noch im Schlaf, als um fünf Uhr Ortszeit ein gesamter Büroblock an der London Wall in die Luft flog und die Räumlichkeiten der Anwaltskanzlei Howard, Marks and Chuthbert ausgelöscht wurden.
Aber dort kam keiner zu Tode, es wurde auch niemand in den wie leer gefegten winterlichen Straßen der englischen Hauptstadt verletzt. Es war ein Anschlag, der sinnlos erschien und ein scheinbar völlig willkürliches Ziel traf. Nichts wies auf eine Verbindung mit der Explosion in Washington hin, nicht zuletzt deswegen, weil alle möglichen Beweise bei den Detonationen vernichtet wurden. Es gab kein einziges Dokument mehr, das ein Licht auf das Motiv der beiden Anschläge hätte werfen können.
Um sechs Uhr morgens hatte sich auf dem Dulles Airport ein umfangreiches Empfangskomitee eingefunden, das die Ankunft von Ibrahim, Yousaf, Ben und Abu Hassan erwartete. Bob Birmingham war in Begleitung eines Dutzend CIA-Mitarbeiter erschienen, von denen zwei mit der Air-France-Maschine nach Paris fliegen würden. Zwei der US-Marshals, die die vier Terroristen zum Flughafen brachten, würden ebenfalls mit nach Paris reisen. Dazu kamen sechs Beamte aus dem Außenministerium, das den Terroristen die nötigen Dokumente ausgestellt hatte – Flugtickets, vorläufige, auf ihre Namen lautende Pässe sowie Bargeld, pakistanische Rupien. Damit sollten Irrtümer und unvorhersehbare Probleme von vornherein ausgeschlossen werden.
Auch Militär hatte sich eingefunden, vier Offiziere aus dem Pentagon sowie ein Platoon bewaffneter Navy SEALs, die von Virginia Beach eingeflogen wurden, nur für den Fall, dass irgendetwas, na ja, Ungewöhnliches geschah.
General Jobert hatte der französischen Fluggesellschaft und der Regierung ganz offensichtlich Beine gemacht. Air France bestand darauf, dass die vier Terroristen weiterhin Handschellen zu tragen hätten, daneben waren drei französische Sicherheitskräfte aus der Botschaft in Washington für den Flug gebucht. Die Wachablösung auf dem Charles de Gaulle war abgesprochen. Die Franzosen hatten darauf bestanden, und Pakistani Airlines sah keine Veranlassung, dem nicht nachzukommen.
Kurz nach 7.30 Uhr traf der schwarze Gefangenenwagen mit einer Polizeieskorte ein und fuhr direkt an die Treppe zur hinteren Tür der glänzenden weißen Boeing 777-300 heran. Die Gefangenen wurden herausgeführt, man nahm ihnen die Fußfesseln ab. Beamte überreichten ihnen jeweils einen braunen Umschlag mit Geld und Dokumenten, und die CIA-Männer führten sie die Fluggasttreppe hinauf.
Ganz hinten in der Maschine waren vier komplette, durch einen blauen Vorhang abgetrennte Sitzreihen für die US-Regierungsgruppe reserviert. Die vier Terroristen wurden in verschiedene Reihen beordert und anschließend mit den Handschellen an die Armlehne gefesselt. Jeweils ein Wachmann nahm neben einem Gefangenen Platz. Ben al-Taburi lachte und witzelte bereits mit seinem Begleiter, auch Ibrahim taute etwas auf. Die anderen beiden gaben sich so verstockt wie immer, im Blick Hass und Verachtung wie in den fünf langen Jahren zuvor.
Erst jetzt begann das Boarding der regulären Passagiere, schließlich wurden die Türen geschlossen, und die Boeing rollte ans Ende der Startbahn.
Bob Birmingham und sein Team sahen der Maschine nach, bis sie in den Wolken verschwand. Man hätte erwarten können, dass sich bei allen Erleichterung breitmachte, stattdessen herrschte eine Atmosphäre böser Vorahnung. Was jetzt? Wohin wird es diese Typen verschlagen? Und was können wir unternehmen, damit sie uns nicht wieder angreifen?
Laut Meinung der SEAL-Kommandeure gab es darauf nur eine Antwort, der die CIA-Leute vorbehaltlos zustimmten. Diese Antwort aber konnte nicht laut ausgesprochen werden, weder öffentlich noch im privaten Rahmen.
Die CIA-Führung mit ihren Verbindungen zu paramilitärischen Operationen an den Unruhepunkten der Welt musste zusammenkommen, Kontakte herstellen und die allgegenwärtigen Probleme erörtern, die die vier in die Freiheit entlassenen Killer aufgeworfen hatten.
Die kürzlich erfolgte Beförderung des 35-jährigen Jimmy Ramshawe, eines Karriere-Nachrichtenoffiziers, zum Direktor der National Security Agency war in Washington nicht ohne Kritikaufgenommen worden. Jimmy war seit mehreren Jahren in Fort Meade tätig und hatte seitdem einen kometenhaften Aufstieg hingelegt, der hauptsächlich auf seiner gottgegebenen Fähigkeit beruhte, Fakten aufzuspüren, die in der
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