Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)
Ein potenzieller Feind konnte sich mühelos unbemerkt anschleichen. Was seiner langen Erfahrung nach allerdings nur wenigen gelang. Die einzige Ausnahme waren die verdammten Bergbewohner Afghanistans. Diese Drecksäcke können dich umnieten, die schleichen sich an, da knackt kein Zweig, da rutscht keiner auf den nassen Felsen aus … die sind wie Ziegen, dieselbe Trittfestigkeit, derselbe Gestank, das ist das Einzige, wodurch sie sich verraten. Mack Bedford lachte leise in der Dunkelheit.
Soweit er wusste, würde er auf seine vier »Zielobjekte« warten, bis sie, von der Polizei abgeliefert, zu ihrem vermeintlichen Treffen an den Felsen kamen. Mit Feinden war also nicht zu rechnen. Er konnte zuschlagen, wo und wann er wollte.
Aber darauf hatten sich SEALs oder SAS-Mitglieder noch nie verlassen. Sie waren so oft in fremdem Gelände im Einsatz, so oft von Feinden umgeben, dass sie instinktiv immer davon ausgingen, alle Welt hätte sich gegen sie verschworen. Überall in dieser pechschwarzen Heide- und Moorlandschaft konnten Gefahren lauern. Intuitiv, mit jeder Faser im Körper spürte er, dass er verdammt auf der Hut sein musste.
Erneut ging er zurück, zählte die Schritte, lauschte, suchte nach der einen Stelle im Gelände, wo er sich verstecken und die Ankunft seiner Zielobjekte oder auch seiner Feinde beobachten konnte. Es war fast acht, als er eine Entscheidung traf.
Er wollte keine zu hohe Position und ganz bestimmt keine unten dicht am Boden. Mit seinem Nachtsichtgerät hatte er fabelhafte Sicht, egal wie finster es war, aber dazu brauchte er eine Erhebung; eine Stelle, wo er das gesamte umliegende Gelände im Blick hatte und trotzdem schnell wieder auf den Boden gelangen konnte.
Der große Felsen besaß an der einen Seite eine hervorstehende, etwa 15 Meter hohe und von Rissen, Vertiefungen und Spalten durchzogene »Schulter«. Mack entdeckte, etwa fünf Meter über dem Boden, eine Spalte, die fast dem Krähennest auf einem Segelschiff glich. Auf halber Höhe gab es eine Felsplattform, über die er, falls nötig, in zwei Sätzen nach unten ins Gras springen konnte.
Mack stieg hinauf und kauerte sich hin, richtete das Nachtsichtgerät auf die Straße und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Nirgends war eine Bewegung auszumachen, nur der Regen, der im zunehmenden Nordwestwind über das Ilkley Moor peitschte.
Scheich Abdullahs Killer verließen bis an die Zähne bewaffnet die Moschee. Sie glitten durch ein Seitenfenster, schlichen an einer langen Wand entlang zu einer engen Seitengasse, wo ein schwarzer Wagen und ein Chauffeur aus Bangladesch auf sie wartete. Ohne von der Polizei gesehen zu werden, stiegen sie hinten ein und machten sich auf den Weg zum Moor.
Ihre Aufgabe war nicht einfach. Sie wussten nicht, wen sie suchen sollten, wussten nicht, wo er sein würde und wie sie ihn eliminieren sollten. Außerdem hatten sie keine Ahnung, wie gefährlich er sein würde, obwohl Scheich Abdullah sie gewarnt hatte: Falls der Attentäter für die US-Regierung arbeitete, würden sie sich einem tödlichen Feind gegenübersehen.
Allerdings hatten sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Der Attentäter würde sie nicht erwarten. Trotzdem hatten alle drei – Mustapha, Jamal und Sachin – ziemliches Muffensausen, da halfen auch nicht ihre Kalaschnikows, die die beiden letzteren jeweils mit sich führten, eine ungenaue Waffe, die aber eine hohe Feuerrate und große Durchschlagskraft aufwies.
Außerdem war ihnen klar, dass im Fall ihres Scheiterns die Briten gnadenlos über sie herfallen und sie vermutlich sogar wieder wegen ihrer Beteiligung am versuchten Anschlag auf diesieben Passagierjets im Jahr 2006 vor Gericht bringen würden. Sie wussten, was ihnen blühte, sollten sie den Briten in die Hände fallen. Nur ihre Angst vor dem Scheich und ihr fester Glaube, dass Allah, sollten sie bei ihrer Mission den Tod finden, sie im Paradies willkommen heißen würde, trieb sie an.
Man hatte sie mit erstklassigen Waffen ausgestattet, unter anderem Kampfmesser und erst kürzlich von der Polizei gestohlene Dienstrevolver. Aber es fehlte ihnen an Nachtsichtgeräten und an Training – und sie würden es mit einem Meister seines Fachs zu tun bekommen.
Mustapha, der Anführer, hatte kein gutes Gefühl … andererseits mussten sie doch bloß einen Typen umlegen und waren dazu bewaffnet, um es mit einem ganzen Platoon aufnehmen zu können!
Len Martin in der Polizeidienststelle wusste natürlich nichts
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