Lauschangriff - Im Visier der Feinde
Finger mit im Spiel zu haben, wird er allemal auch in Verdacht geraten, die Anwälte auf dem Gewissen zu haben. Und das dürfte dann sogar dem Mossad zu heiß werden.«
»Dann werden also noch nicht einmal die Israelis unsere Drecksarbeit übernehmen.«
»Nein, Bobby. Dieses Mal nicht.«
Vier Stunden später spielte der Mossad die Story dem Fernsehsender Al-Dschasira in Katar zu, der von den liberalen Medien in den USA schon immer für bare Münze genommen wurde. Es wurde die Vermutung gestreut, zwischen den beiden »riesigen Explosionen«, die sich nahezu gleichzeitig in Washington und London ereignet hatten, könnte ein Zusammenhang bestehen.
Die Botschaft tauchte erst im vierten Absatz auf der Website des Senders auf: »Laut Gerüchten handelte es sich dabei um eine Warnung an amerikanische und britische Anwaltskanzleien, sich unter Berufung auf die neue Habeas-Corpus-Bestimmung für die Freilassung von einschlägig bekannten Terroristen einzusetzen.«
Al-Dschasira zitierte daraufhin den Senior-Partner einer saudischen Anwaltskanzlei mit hervorragenden Verbindungen nach Washington: »Unsere Kanzlei hat niemals Fälle übernommen, bei denen es um die Freilassung von Terroristen ging. Aufgrund dieser jüngsten Ereignisse wird das auch wohl niemals geschehen.«
Die Story war kaum gedruckt und gesendet, als die Geheimdienste Großbritanniens und der USA auf Hochtouren kamen. Denn beide glaubten, dass nur ein Staat hinter den beiden Anschlägen stehen konnte.
Die CIA begann umgehend in den ausländischen Botschaften mit der Befragung von Beamten, die es nicht gewohnt waren, solchen Verhören unterzogen zu werden. Der MI6, der britische Auslandsgeheimdienst, sorgte im Verbund mit der Antiterror-Abteilung von Scotland Yard für ziemlichen Aufruhr in Her Majesty’s Court of St. James’s, an dem mehr als 150 Botschaften akkreditiert sind.
Alle wollten Antworten, in beiden Hauptstädten wurden buchstäblich Hunderte von Diplomaten und Attachés befragt. Aber keiner konnte irgendwelche Antworten liefern. Und das Komische an der ganzen Sache war: Es gab genau eine Botschaft in London und eine in Washington, die auf den Vorfall noch nicht einmal angesprochen wurden – die Botschaften des Staates Israel.
Die im Moment bestbewachten vier Männer der Welt waren mittlerweile in Paris gelandet. Einer der Top-Agenten der CIA in Europa, Phil Denson, war aus London eingeflogen und sollte die Beschattung übernehmen. Seine Aufgabe war es, sich unsichtbar im Hintergrund zu halten, die Terroristen aber nicht aus den Augen zu lassen.
Phil, ein 46-jähriger Südstaatler aus Georgia, hatte in Bagdad, Teheran, Riad und Islamabad gearbeitet. Bei diesem Auftrag würde er vom 29-jährigen Ted Novio unterstützt werden,einem 1,95 Meter großen Ex-Baseball-Pitcher aus Massachusetts, einem Kraftpaket, der es in die Triple-A-Mannschaft der Yankees geschafft hatte, bevor er wegen einer Schulterverletzung aufhören musste.
Ted fungierte als Bodyguard für Phil, konnte aber bereits auch auf eigene Erfolge zurückblicken. So hatte er eine amateurhafte Terroristenzelle in London aufgedeckt, bevor sie den Befehl dazu erhalten hatte, in einem Sumpfgelände westlich des Londoner Flughafen Heathrow eine Raketenabschussstelle einzurichten.
Ted und Phil unterhielten sich auf der Rollbahn des Charles de Gaulle. Sie hatten sich bereits der französischen Polizei vorgestellt, und Phil hatte mit General Jobert Kaffee getrunken. Ebenfalls auf dem Rollfeld hatten sich sechs bewaffnete Mitglieder des 1. Marineinfanterie-Fallschirmjägerregiments eingefunden, Frankreichs Spezialeinheit, die nahezu bei jedem Terroreinsatz in Frankreich der vergangenen zehn Jahre beteiligt gewesen war. Sie bildeten die Wachmannschaft, die die ehemaligen Guantanamo-Häftlinge auf dem zweiten Teil ihrer Reise, von der westlichen Welt in eine islamische Republik, begleiten würde.
Die Fallschirmjäger waren auf Gesuch der pakistanischen Regierung an Bord des neuen Airbus A310 der Pakistan International Airlines mit Ziel Karatschi, da die vier Männer nun keine Handschellen mehr tragen mussten.
Pakistan International Airlines hatte natürlich nichts dagegen einzuwenden, die neuen Stars zu befördern, die von einem großen Teil der pakistanischen Bevölkerung sicherlich wie Helden empfangen werden würden. Aber ihre Airbus-Flotte war ihnen doch so viel wert, dass sie das Risiko eines Sprengstoffanschlags oder einer Entführung minimieren wollten, das mit solchen Passagieren
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