Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
Vom Netzwerk:
überraschend finde«, knurrte der Mann unfreundlich, »habe ich keinen Anlaß zu verschweigen, daß ich mich auf dem Campingplatz am See ansiedeln möchte! So, und nun darf ich wohl weiterfahren? Was bin ich schuldig?« Er zahlte, nickte den beiden ein denkbar knappes »Guten Morgen!« zu und fuhr davon.
    »Ein ekelhafter Angeber!« schimpfte Lucia außer sich; aber Len lachte nur.
    »Er ist nicht gerade leutselig«, gab er nachsichtig zu. »Es tut mir herzlich leid, Luce. Die Klingel muß versagt haben: Als ich ihn kommen sah, habe ich nämlich geläutet, und deshalb dachte ich, Sie wären da. Ich führte nämlich gerade ein Ferngespräch und hoffte, Sie würden ihn ein bißchen ablenken, falls er um Öl bäte.«
    »Den — ablenken? Eher könnte man mit Chruschtschow nach schlafloser Nacht einen fröhlichen Plausch halten. Aber die Glocke habe ich nicht gehört, und Rosie hat auch nicht gebellt.«
    »Rosie bellt niemals, wenn Kunden kommen. Das findet sie ungehörig. Nur Einbrecher bellt sie an!« versicherte ihr Len im Brustton der Überzeugung.
    Lucia lächelte. Lens Glauben an Rosies Unterscheidungsvermögen teilte sie keineswegs. Sie wußte inzwischen, daß noch niemals ein Einbruch in die Tankstelle versucht worden war; aber wenn es doch einmal jemand versuchte, würde Rosie ganz bestimmt, angefüllt mit reichlicher Speise und zufrieden schnarchend, oben im Haus selig schlafen. Und falls man einmal tagsüber einen Überfall auf die Kasse unternähme, während Rosie wie ein riesenhaftes, furchterregendes Standbild auf dem Zementboden hockte, dann würde sie, dessen war Lucia gewiß, den Räuber in herzlicher Begeisterung willkommen heißen — und wenn er gar umsichtig genug war, ihr einen Happen mitzubringen, würde sie zutraulich um ihn herumschwänzeln. Aber auf eine Auseinandersetzung darüber mochte sie sich im Moment nicht einlassen, und so schaute sie nur schweigend zu, wie Len nach kurzem Suchen tatsächlich einen Riß in der Klingelleitung fand und sie sorgfältig ausbesserte. Voller Anerkennung sowohl für seine Geschicklichkeit als auch für seine gar nicht ländliche Ausdrucksweise, hörte sie ihn murmeln: »Na, wenn der Stoffel noch einmal kommt, wird er zugeben müssen, daß unsere Tankstelle große Klasse ist!«
    Während die beiden sich wechselweise übermütig mit Komplimenten überschütteten, zuckte Len plötzlich zusammen und flüsterte warnend: »Vorsicht! Da kommt Carmen!« Und sofort tat er — allerdings ohne große Überzeugungskraft — , als habe er alle Hände voll zu tun. »Guten Tag, Miss Mills. Haben Sie schon von Peter gehört? Prima, nicht wahr? Das hier ist Miss Field. Sie kann Ihnen erzählen, wie es Peter geht!« Damit verzog er sich geschäftig in die Garage.
    Lucia begrüßte die Besucherin höflich, wenn auch mit leisem Erschrecken. Das also war die Carmen, die Onkel Peter so geplagt hatte! Dabei sah sie ganz harmlos aus, ein kleines, mageres Frauchen mit spitzer Nase und forschenden Augen. Angriffslustig sah sie aus, einen ziemlich kargen Blumenstrauß in Händen haltend, als sei er eine Waffe. Und dann legte sie unaufhaltsam los, mit hellklingender, durchdringender Vogelstimme, und Lucia beobachtete, daß zuweilen ihre Nasenspitze zuckte wie die eines schnuppernden Hundes.
    »Das freut mich aber, daß Sie beruhigende Nachrichten über unseren lieben Mr. Rolfe haben! Er macht also gute Fortschritte? Da fällt mir ja ein Stein vom Herzen. Ein Mann, wie man ihn nur selten findet, wenngleich, wie so manche seines Geschlechtes, ohne Gespür für gewisse Dinge.«
    >Sie meint den Garten!< dachte Lucia, aber laut erwiderte sie nur, zwar käme aus dem Krankenhaus erfreulich gute Kunde, jedoch würde der Onkel wohl noch für längere Zeit nicht in sein Alltagsleben zurückkehren können.
    »Gewiß, ja. Er wird sich eine Weile schonen müssen. Nun, vielleicht wendet sich gerade dadurch sein Geist den schönen Dingen zu, zum Beispiel dem Malen und den Blumen!« Da erinnerte sich Miss Mills an ihr Mitbringsel. »Ein paar Frühlingsblümchen!« Sie streckte Lucia den Strauß entgegen. »Ein winziger, wenn auch später Willkommensgruß! Leider war ich ja gerade verreist, als Sie eintrafen. Ach ja, es ist mein ständiger Kummer, daß sich der liebe Mr. Rolfe damit begnügt, hier nur Gras wachsen zu lassen — gewiß ein gepflegter Rasen, das gebe ich zu, aber doch eben nichts als Gras! Ohne Blumen — kein Garten! Welche Gelegenheit wird dabei verpaßt!
    Aber dem werden Sie leicht

Weitere Kostenlose Bücher