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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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für ihr Künstlertum.«
    »Stieg sie direkt bei Davis’ Haus aus?«
    »Keineswegs. Dazu war sie zu gewitzt. Erst fast drei Kilometer weiter ließ sie halten und marschierte zu Fuß zurück.«
    »Und in die Stadt fuhr sie überhaupt nicht?«
    »Doch. Aber nicht an jenem Abend. Sie wußte, daß Davis am Dienstagabend stets spät heimkehrte, und so vertrieb sie sich die Zeit damit, daß sie Skizzen zeichnete. Als es dunkel wurde, versteckte sie sich und wartete. Ja, das alles hat sie inzwischen gestanden. Die Ärmste ist nun völlig übergeschnappt und rühmt sich ihrer Tat auch noch. Sie schlich sich von hinten an Davis heran, und es bedurfte keiner großen Kraftanstrengung, ihn besinnungslos zu schlagen.«
    »Carmen war erstaunlich stark!« warf Len ein. »Die Gartenarbeit hat sie bei Kräften gehalten.«
    Das Wort >übergeschnappt< beschäftigte Annabel noch weiter. »Aber wenn sie verrückt ist, dann... dann wird sie doch wohl nicht...«
    »Bestimmt nicht. Man wird sie unter Aufsicht stellen, und sie wird ihre Tage froh und glücklich beschließen: Sie wird malen und von ihrem Großvater schwatzen, das arme Wesen. Wie die meisten Verrückten benahm sie sich sehr listig und zielbewußt: Nachdem sie Davis mit einer Eisenstange, die sie in der Garage gefunden hatte, besinnungslos geschlagen hatte, kippte sie den Benzinkanister um und wartete, bis die Flüssigkeit Feuer fing. Dann verließ sie den Schauplatz im festen Glauben, nun würde alles in Flammen aufgehen und niemand würde ahnen, daß ein Mord geschehen war.«
    »Und sie schlich heim, ohne daß jemand sie bemerkte?« fragte Lucia.
    »Nein. Auch dazu war sie zu vorsichtig. Noch viele Kilometer weit wanderte sie in der Nacht zu Fuß, und erst in den frühen Morgenstunden ließ sie sich von einem Lastwagen mitnehmen. Sie scheint die Stadt ohne Unterbrechung erreicht zu haben. Genau wissen wir es noch nicht, aber wir werden es überprüfen. Am folgenden Tage kehrte sie mit dem Bus zurück, im Besitze eines einwandfreien Alibis: Nachweislich war sie vierundzwanzig Stunden fort gewesen!«
    Schweigen folgte, nur gestört vom ungeduldigen Hupen eines Wagens draußen an der Tankstelle. Len sprang auf und lief hinaus, und auch Augusta erhob sich, um ihre Koffer fertigzupacken. Annabel folgte ihr, um ihr zu helfen. Nur Jim, Lucia und Ross blieben allein zurück. »Und was ist mit den andern — mit den Männern im Campinglager?« fragte das Mädchen. »Ich hatte stets das Gefühl, daß Sie sie verdächtigten — und daß Jim deshalb seine Frau ausquartierte. Haben denn auch sie etwas angestellt?«
    Ross lächelte verkniffen. »Sie waren nette Leute, um mit Mrs. Middleton zu sprechen. Natürlich kenne ich Ihre Schwäche für Nigel — aber Sie brauchen keine Angst zu haben. Zwar glaube ich nach wie vor, daß die beiden fleißig geschmuggelt haben; aber nur Radios und Uhren. Howard ist ganz wie Sie: Er liebt das mäßig Abenteuerliche, eine Haltung, die vielen anständigen und netten Leuten gewiß nicht fremd ist. Insgesamt haben wir nichts herausgefunden, was Anlaß zur Verfolgung böte. Ich werde mit den beiden reden. Ich habe so eine Ahnung, daß im Ferienlager an der Halbmond-Bucht kein einziger Fall von Schmuggel mehr zu beklagen sein wird.«
    »Werden Nigel und George ihr Lager weiter betreiben können?«
    »Das möchte ich annehmen. Nach Davis’ Tod ist der Grundeigentümer erheblich zugänglicher geworden, und er scheint ihnen das Land zu annehmbaren Bedingungen verkaufen zu wollen. Die beiden sind also versorgt. Und nun wollen Sie vermutlich wissen, was mit Kelly los ist. Sie sind wirklich ein wißbegieriges Geschöpf. Falls Sie jemals im Leben einen Polizisten heiraten sollten, müßten Sie diesen Drang ein wenig bändigen!«
    Lucia wurde blutrot, aber ernst und würdevoll brachte sie hervor: »Natürlich wüßte ich gern, was mit Kelly und seiner kleinen netten Frau ist. Ich habe das Gefühl, als wäre mit ihrer Heirat nicht alles in Ordnung.«
    »Gefühle sind das, was Polizeibeamte bei ihren lieben Angehörigen nach Kräften niederhalten müssen. Aber auch über Kelly brauchen Sie sich nun keinen Kummer mehr zu machen. Seine erste Frau ist tot, und Kelly hat für einen gewiß nicht unverständlichen Irrtum bitter bezahlt. Inzwischen habe ich ihm mitteilen lassen, daß Judith Kelly tatsächlich gestorben ist, so daß er das Gefühl los sein kann, in Bigamie zu leben. Nun wird es allein seine Sache sein, wie er weiter vorgeht. Jedenfalls nehme ich an, daß er

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