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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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wir, daß er Tierzüchter wird oder Veterinärmedizin studiert«, meinte die Mutter des Kleinen ernsthaft, fügte aber eilig hinzu: »Mutter allerdings findet den bloßen Gedanken grauenhaft: Ihr sind Tiere zu gewöhnlich und zu erdnah!«
    »Sie können sich vorstellen, wie sie darunter leidet, daß ihr Schwiegersohn Pferde einreitet!« lachte Jim fröhlich. »Mrs. Wharton sähe es lieber, wenn ihr Enkel Professor für englische Literatur würde; etwas Geringeres könnte ihr schwerlich genügen.«
    »Falls er das etwa tatsächlich werden sollte, obwohl er augenblicklich nicht die leiseste Neigung dazu hat«, bemerkte Annabel sanft, »kann ich nur hoffen, daß er die Romane seiner Großmutter etwas ernster nimmt als heute! Bisher wirft er sie nur aus dem Fenster oder in die Mülltonne. Glücklicherweise vermutet Mutter, sie sähen deshalb so abgewetzt aus, weil wir sie so häufig lesen!«
    Alle lachten, und Lucia meinte, James müsse mit der Zeit ein bißchen mehr Ehrfurcht vor Bestsellern entwickeln. Allerdings, fügte sie hinzu, zeige er offenbar bereits erste Anzeichen von gesunder Urteilsfähigkeit.
     

FÜNFTES KAPITEL
     
    Als Lucia zwei Tage später zur Tankstelle kam, fand sie Len in die Morgenzeitung vertieft, die der erste Bus des Tages ihm dagelassen hatte.
    »Kommen Sie doch mal her, Luce!« empfing er sie. »Sehen Sie!« Damit deutete er auf die Überschrift: »Mord oder Unfall?«
    Während Lucia den Artikel las, wurde ihr ausgesprochen elend zumute. Mord in der Umgebung, die Onkel Peter >langweilig gesetzestreu< genannt hatte? Mord gerade in der Nacht, als sie, nichts Böses ahnend, aus dem Fenster schaute und das Feuer oben in den Bergen sah?
    Offenbar suchte die Polizei fieberhaft nach Leuten, die an jenem Abend in der Nähe von Davis’ Haus gewesen waren. »Der zuständige Kriminalinspektor teilt mit, eine erste Untersuchung des Leichnams scheine zu bestätigen, daß der Tote im Feuer umgekommen sei, als seine Garage nach dem Umstürzen eines Benzinkanisters in Brand geriet. Diese Annahme ist um so glaubwürdiger, als der Tote als Kettenraucher bekannt war und ganz offensichtlich gerade am Motor seines Wagens bastelte, als das Feuer ausbrach; noch ehe die Flammen ihn ganz erfaßten, wurde er von dem entstehenden Qualm erstickt. Als die Leiche, die nur teilweise verbrannt war, näher untersucht wurde, stellte sich heraus, daß der Tote einen Schlag auf den Hinterkopf erhalten hatte, der so kräftig war, daß er ihm die Besinnung raubte, noch ehe das Feuer ihn erreichte.«
    Lucia gab Len die Zeitung zurück. »Wie schrecklich! Ich kann es einfach nicht glauben — aber sie müssen es ja wissen! Und die gerichtliche Leichenschau ist vertagt! Was mag die Polizei nun in Wirklichkeit vermuten? Ach, hoffentlich täuscht sie sich! Unvorstellbar schrecklich, wenn sich hier im Busch ein Verbrecher versteckt hielte! Aber so etwas ist doch völlig ausgeschlossen! Inzwischen ist er bestimmt über alle Berge!«
    Aber so leicht ließ sich Len die Aufregung über die erste Sensation im Umkreis der Tankstelle >Zum Kreuzweg< nicht nehmen.
    »Na, im Busch kann man sich jedenfalls prima verstecken! Düstere, unzugängliche Stellen in Hülle und Fülle! Es kann lange dauern, bis man dort jemanden findet — womöglich Monate!«
    »Welch schrecklicher Gedanke! Sprechen wir lieber von etwas anderem!«
    Er grinste und fügte sich. »Richtig. Sprechen wir vom Pferde-Toto!« Für eine ganze Weile vertiefte er ich in seine Zeitschrift, dann leuchtete sein Gesicht auf, und er stieß aufgeregt hervor: »Da haben wir’s! >Ausreißer< ist am kommenden Wochenende am Start. Was sagen Sie dazu?«
    Lucia war leicht erschüttert. Für Len führten anscheinend alle Wege zum Buchmacher, und darin mochte sie ihn nicht noch unterstützen. Aber dann konnte sie der Versuchung doch nicht widerstehen. »Und im zweiten Rennen? Finden Sie da vielleicht auch etwas, was mit Mord zu tun hätte?«
    »Hm, bis jetzt nicht. Aber sehen Sie doch selbst nach, ob Ihnen etwas zusagt!«
    Während Lucia die Zeitschrift entgegennahm, überlegte sie, was ihre Mutter wohl gesagt hätte, wenn sie ihre Tochter hätte beobachten können, wie sie Pferdewetten mit dem jungen Mann ausheckte, der ihr Angestellter war. Während sie dann die Listen mit ungeteilter Aufmerksamkeit studierte, erklang plötzlich eine freundliche Stimme: »Hochinteressant, wie? Was nimmt denn Ihre Aufmerksamkeit so gefangen? Die Sensation des Tages etwa? Ach nein? Ach nein, etwas viel

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