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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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erwachte in Lucia der Sinn für Humor zu neuem Leben. Seine letzten Worte hatten nach gutmütigem Spott geklungen, und es wäre albern gewesen, hätte sie sich darüber geärgert. Also lachte sie möglichst fröhlich: »Ich denke nicht daran, mich von Ihnen zur Explosion bringen zu lassen.« Sie schaute die andern an: »Mr. Ross ist nämlich nicht sehr diskret. Tatsächlich erwischte er mich dabei, wie ich im Begriffe war, Schweröl in seinen Wagen zu gießen. Ich bin ja noch neu im Beruf.«
    Ihr offenes Lächeln und das freimütige Geständnis nahm alle andern für sie ein, und ihr schien es, als werfe Nigel dem spöttischen Fremden einen recht abgekühlten Blick zu. Ross jedoch schien die allgemeine Mißbilligung überhaupt nicht zu spüren, vielmehr fügte er in aller Ruhe hinzu, Miss Field würde ja vielleicht von dem allgemeinen Trubel profitieren, der Campingplatz hingegen würde aller Voraussicht nach Einbußen erleiden.
    »Natürlich werden manche Besucher kommen, die aus Neugier eine Nacht oder zwei bleiben wollen, aber der friedliebende und gesetzestreue Normalbürger, der seine Ferien in Ruhe und Abgeschiedenheit verbringen will, dürfte einen Platz meiden, der bereits einen Mord gesehen hat. Wie ist Ihnen denn bei diesem Gedanken zumute, Mrs. Middleton? Erwägen Sie etwa auch schon, die Koffer zu packen und in Ihr geruhsames Heim zurückzukehren?«
    Annabel lächelte, obwohl Lucia hätte schwören mögen, daß der Zynismus von Ross auch sie empörte.
    »Keine Spur! Ich fühle mich hier vorzüglich aufgehoben. Schließlich ist der Mord nicht in unmittelbarer Nähe des Lagers geschehen, und ich habe mehrere Beschützer; abgesehen davon, ist Jim stets in der Nähe. Im übrigen kann ich mir nicht vorstellen, daß der Verbrecher sich noch in der Umgebung des Tatortes herumtreibt — falls es überhaupt ein Mord war!« Lucia bemerkte wohl, daß Annabel sich noch immer an die Hoffnung klammerte, alle Aufregung beruhe nur auf einem unverständlichen Versehen der Polizei.
    »Sie haben recht, Annabel!« bestätigte Nigel herzlich. »Bestimmt lungert der Mörder nicht mehr hier herum, wo es doch von Polizisten wimmelt. Meilenweit entfernt ist er inzwischen, trottet vermutlich längst in aller Ruhe über das Pflaster irgendeiner Stadt und winkt dem Polizisten an der Straßenecke freundlich zu.«
    »Immerhin sagt man«, wandte Ross herausfordernd ein, »daß es jeden Mörder unwiderstehlich zum Ort seines Verbrechens hinzieht.«
    »Sie sind ein ganz schrecklicher Mensch!« fuhr Lucia ihn rücksichtslos grob an. »Weshalb legen Sie es denn darauf an, uns Angst zu machen? Ein Glück nur, daß andere nicht so veranlagt sind! Sie sind der Überzeugung, daß die Lage hier unbedingt sicher ist. Nicht wahr, Nigel?«
    Sie schwieg und wurde rot. Hatte sie ihn wirklich beim Vornamen genannt? Eilig stieß sie hervor: »Um Gottes willen! Len hat mich schon angesteckt: Er nennt alle Welt beim Vornamen. Schon nach zwei Tagen war ich für ihn Luce!«
    Alle lachten, und Nigel erklärte: »Ich sage aber lieber Lucia, und Nigel finde ich viel schöner als Howard.« Dankbar schaute Lucia ihn an. Er war nicht nur ein sehr anziehender Mann, sondern er wußte auch eine Scharte auszuwetzen!
    »Und was die Gefahr angeht, Annabel«, fuhr er fort, »will Philipp Sie nur ins Bockshorn jagen! Unser Lagerplatz ist vollkommen sicher. Nicht umsonst steht in unsern Prospekten, daß man hier alle Sorgen vergißt und vollkommene Erholung findet. Bedenken Sie außerdem, was für eine Leibwache Sie haben: Drei Mann hoch — ohne Ihren Gatten, der den vorgeschobenen Posten besetzt hält! Welcher Mörder würde sich an eine so tief gestaffelte Verteidigung heranwagen?«
    »Ohnehin kommt der Mörder nur in Kriminalromanen zurück!« warf Lucia ein. »Im wirklichen Leben verzieht er sich so weit, wie er nur kann, bevor jemand auch nur den ersten Verdacht schöpft!«
    »Offenbar«, erklärte Ross boshaft, »haben Sie sich eingehend mit der Psyche des Verbrechers befaßt!« Zu ihrer Beschämung mußte Lucia feststellen, daß sie unbeherrscht genug war, ihm eine Grimasse zu schneiden, ehe sie sich zum Gehen wandte.
    Die beiden jungen Frauen schlenderten nebeneinander am Strand entlang. »Sie sind nett, die beiden, nicht wahr?« meinte Annabel. »Bestimmt hat Nigel recht, als er erklärte, Mörder machten sich stets so weit wie möglich aus dem Staube!«
    »Natürlich tun sie das! Weshalb sollte er sich auch noch hier herumdrücken? Etwa abwarten, bis man ihn

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