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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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ungestörte Nachtruhe!«
    »Freude und Ruhe umgaben mich, hüllten mich ein. Das war alles, was ich brauchte!«
    »Wenigstens hat man nicht auch zu Ihrer Begrüßung ein Erdbeben arrangiert, wie es bei der Ankunft von Miss Field geschah!«
    »Das hätte mir nicht viel ausgemacht — ich schlummere ohnehin stets nur mit langen Unterbrechungen«, prahlte Mrs. Wharton, wobei aus ihrer Stimme Verachtung für alle jene gröber angelegten Geister schwang, die fest zu schlafen pflegten. »Mein Geist ist viel zu lebendig, um sich völlig auslöschen zu lassen.«
    Wieder stellte Lucia fest, wie unmöglich es war, auf zahlreiche Äußerungen der Dame etwas zu erwidern — ein Umstand, der geradezu ein soziales Problem darstellte!
    Aber Ross ließ sich nicht entmutigen. Auf völlig unbefangene Art setzte er das Gespräch fort und lauschte sichtlich ergriffen den Offenbarungen verschiedenster Schwierigkeiten, denen ein schöpferischer Geist ausgesetzt ist.
    »Lucia, die Waffeln sind einfach erstklassig!« schwärmte Annabel endlich in eine kurze Pause hinein. »Und Sie tun immer, als verständen Sie nichts von der Küche!«
    Augusta, die sich soeben zum drittenmal reichlich bediente, fügte würdevoll hinzu, zwar habe sie selbst sich nie zu häuslichen Tätigkeiten herabgelassen, jedoch erkenne auch sie Kochen und Backen als ein höchst nützliches Tun an.
    »Und zwar als eine, die auch dem Mann Hochachtung abnötigt«, pflichtete Ross ernsthaft bei. »Mit einer Hand Waffeln zu backen, während man mit der andern Benzin einfüllt, ist eine beachtliche Leistung!«
    Nur kurz zauderte Lucia. Dann aber dachte sie wieder an ihren jämmerlichen Königskuchen — und setzte sich über Lens Bitte hinweg. Die Ehre sollte dem werden, dem sie gebührte!
    »Ich habe sie ja gar nicht gebacken!« beichtete sie. »Ich habe versucht, einen Kuchen zu backen — aber den hätten Sie sehen sollen! Außen schwarz und innen brodelnd — wie ein Krater, meinte Len. Immerhin hat Rosie ihn gegessen, und er scheint ihr wider Erwarten bekommen zu sein! Ach, leider bin ich wohl am Tank besser zu gebrauchen als in der Küche — sogar dann, wenn ich in Wagen unbekannten Typs Öl einfüllen muß!«
    »Aber wer hat sie denn dann gebacken?« rief Annabel erstaunt. »Sie sind jedenfalls vorzüglich.«
    »Len!« erklärte Lucia. »Nach einem mitleidigen Blick auf meinen Kuchen forderte er mich auf, ihn gewähren zu lassen. Und da sehen Sie das Ergebnis!«
    »Ein vielseitig begabter Junge, dieser Len«, urteilte Ross nachdenklich, während Mrs. Wharton erläuterte, Menschen mit Maori-Blut in den Adern verfügten, wie sie selbst in ihren Romanen schon mehrfach dargestellt habe, über mancherlei Begabungen. »Erst vorgestern abend war in einer Buchbesprechung im Radio von dem Maori-Mechaniker in meinem jüngsten Buch die Rede! Haben Sie es gehört?« fragte sie Lucia mit einem Blick, unter dem das Mädchen errötete.
    »Leider nicht«, gab sie zerknirscht zu und ließ impulsiv die Erklärung folgen: »Onkel Peters Apparat ging nämlich während des Erdbebens zu Bruch, und vorgestern hatte mir Nigel seinen Transistor noch nicht geliehen.«
    »Wie funktioniert er eigentlich?« fragte Annabel.
    »Großartig! Ich kann mir kaum vorstellen, daß es wirklich ein alter Apparat ist, wie Nigel behauptet hat: Er sieht funkelnagelneu aus.«
    Ross war aufgestanden und musterte das kleine Gerät mit völlig überflüssigem Interesse. »Ein Typ, den ich noch gar nicht kenne!« murmelte er, und dann wandte er sich zu Lucia um. »Er stammt also vom Campingplatz?«
    »Allerdings. War es nicht nett von Nigel, ihn mir zur Verfügung zu stellen?« fragte sie boshaft.
    »Ungemein liebenswürdig«, gab er steif zu, ließ aber noch immer kein Auge von dem Apparat. »Eine feine Erfindung, nicht wahr? Übrigens setzen sich diese Transistoren immer mehr durch. Hallo, da kommt ein neuer Kunde — und er kündigt sich bemerkenswert munter an!«
    Es war Michael Kelly, der hupend einfuhr. Lucia lehnte sich aus dem Fenster und lud ihn zu einer Tasse Kaffee ein. Ohne Zögern lehnte er jedoch ab. »Herzlichen Dank, Miss Field; aber ich bin ohnehin reichlich spät dran. Im Gegensatz zu müßigen Jägersmännern muß ich nämlich für meinen Lebensunterhalt sorgen!« Er winkte ihr und Ross, der neben Lucia ans Fenster getreten war, fröhlich zu und teilte Len seine Wünsche mit.
    Auch Mrs. Wharton war ans Fenster getreten. Plötzlich fuhr sie sich mit der Hand an die Stirn. »Ha, endlich dämmert es

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