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Lautlos wandert der Schatten

Lautlos wandert der Schatten

Titel: Lautlos wandert der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Breitenbach
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unser
Rucksack an die zwölf Kilo, das Wasser, der Rotwein und die Verpflegung für den
Tag kommen noch dazu. In den ersten Tagen scheint unser Gepäck immer schwerer
auf unseren Schultern zu lasten, bis es auf einmal ganz leicht wird, weil es zu
uns gehört. Wie hat Jesus gesagt: „Mein Joch ist sanft und meine Bürde ist
leicht...“
     
    Rochegude
taucht auf. Seine Jakobuskapelle ist mit dem Felsen zusammengewachsen. Wir
treffen zwei Pilger aus dem Bayerischen, die sich viel Zeit lassen. In diesem
Jahr wollen sie vielleicht nur bis Conques gehen. Sie sehen aus wie rechte
Pilger mit Stab, Tasche, Hut, Mantel und Flasche. Wir dagegen nur wie bessere
Touristen mit unserem Rucksack und dem Daunenschlafsack. Wie heißt es in einem
alten galizischen Lied?
     
    Wer
Pilger sein will,
    muß
schöne Pilgerschuhe tragen,
    wie
der heilige Jakob,
    der
nach Galizien kam...
    Pilgerstab
und Tasche sollen nicht fehlen.
    Dazu
ein großer Hut
    und
ein weiter Mantel...
    wie
der heilige Jakob.
     
    Gewöhnlich
wird der Santiagopilger noch mit einer Kürbisflasche und einer Trinkschale
abgebildet. Die Kürbisflasche war billig, leicht und überall in den Dörfern zu
bekommen. Der Pilger liebte allerdings nicht nur blankes Wasser:
     
    Die
Kürbisflasche ist meine Freundin,
    der
Pilgerstab mein Begleiter.
    Jedes
Gasthaus zieht mich an.
    Die
Herberge ist meine Heimat.
     
    So
dicht gesät wie früher sind die Gasthöfe und Hospitäler auf dem Weg heute nicht
mehr. Für die Pilger gab es einst auf jeder Tagesetappe, und die lag bei etwa
25 Kilometern, Rastplätze und Zufluchtsorte. Wir sehen davon oft nur noch
Ruinenreste und einzelne Steine. Gasthäuser gegen unseren Hunger und Durst
müssen wir in Frankreich wie in Spanien oft lange suchen. Viele Dörfer sind
verlassen oder so klein, daß sich eine Bar nicht mehr rentiert. Schließlich
finden wir am Abend des ersten Tages doch eine komfortable Unterkunft in
Ministrol an der Allier. Hier sind Sportsleute mit lautem Rufen zu Gange, die
auf dem Wildwasser ihren Zeitvertreib finden. Während wir ihnen zuschauen,
gemütlich ein Bier trinken und den ersten Tag überdenken, setzt sich Jehan zu
uns, der sich als Atheist bezeichnet. Nach der abendlangen Diskussion über Gott
und die Welt, die in englisch und französisch geführt wird, schreibt er uns als
erster ins Pilgerbuch:
     
    Möge
der Gott des Universums
    mit
euch sein.
    Ich
wünschte, mehr Leute
    von
eurer Art zu treffen,
    Schwarze,
Weiße, Gelbe, Rote, Blaue,
    die
Glück und Einfachheit
    in
die Welt bringen.
     
    Beim
Weiterweg am nächsten Tag sind die Felder mit gelbem Ginster und wilden Rosen
umsäumt. Große Gruppen von weißem und violettrotem Fingerhut grüßen uns. Wir
suchen den Weg nach Conques. Die Karte wird gebraucht; der Pfad ist nicht immer
gut markiert und verliert sich manchmal in den weiten Feldern und tiefen
Schluchten. Endlos durchqueren wir übermannshohe Maisfelder; da wird die
Orientierung noch schwieriger. Dann endlich an der Chapelle-Saint-Roch herrlich
kühles Wasser aus vier Quellen. Hier stand einst ein großes Hospital; der
Brunnen ist der letzte Beweis dafür. Die Italiener haben als Begleiter nach
Santiago immer den hl. Rochus mitgenommen. Vielerorts, so auch hier, ist sein
Bild anzutreffen; geradezu kokett zeigt er, den Mantel hochgeschürzt, auf seine
Pestbeulen am rechten Bein. Gelegentlich ist zu seinen Füßen ein Hund zu sehen,
der im Maul ein Brot trägt.
     
    Wie
so oft. Wir haben keine zuverlässigen Nachrichten über Rochus, den wichtigen Patron
gegen die Pest und andere Seuchen, die den Pilger bedrohten und ihn oft zum
Aussätzigen und Ausgestoßenen machten. Wieder weiß die Legende mehr: Rochus ist
in Montpellier um das Jahr 1295 geboren. Er verschenkte sein Vermögen, pilgerte
nach Rom und pflegte dort Pestkranke. Bei der Heimkehr zeigten sich an seinem
Körper die Spuren der entsetzlichen Krankheit. Doch Rochus wurde auf wunderbare
Weise geheilt. Unerkannt lebte er fortan in seiner Heimatstadt und stand den
Kranken und Pilgern bei. Als fremder Spion verdächtigt, wurde er ins Gefängnis
geworfen und starb dort im Jahre 1327. Schon vor der Übertragung seiner Gebeine
nach Venedig (1485) verbreitete sich seine Verehrung im ganzen Abendland,
besonders dort, wo die Pest gewütet hatte. In Deutschland ist die bekannteste
Verehrungsstätte des Heiligen der Rochusberg bei Bingen.

3
    Der erste Schritt ist
    entscheidend,
    alle anderen sind nur
    die Folge dieser Entscheidung

I n
einem alten

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