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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Lavallier. »Er kann früh aufgestanden sein. Die Zimmermädchen können es gemacht haben.«
    »Haben sie aber nicht. Er war nicht in diesem Zimmer! Die ganze Nacht nicht. Und auf dem Handy ist er auch nicht zu erreichen. Er ist ganz einfach verschwunden.«
    »Läuft seine Mailbox?«
    »Ich habe zweimal draufgesprochen«, sagte Wagner hilflos. »Was hätte ich sonst tun können? Gestern Nacht hat er noch gesagt, er sei den ganzen Tag über erreichbar.«
    »Und sein Wagen?«
    »Was ist mit seinem Wagen?«
    »Haben Sie nachgesehen, ob er noch da ist?«
    »Monsieur Lavallier …« O'Connor lächelte entschuldigend. »Ich darf Sie doch Monsieur nennen?«
    »Hauptkommissar tut's auch.«
    »Verzeihung. Wir laufen seit etwa einer Stunde auf Beinen herum, die weniger als eine halbe Nacht gelegen haben und außerdem zwei dicke Köpfe tragen müssen. Ich bin versucht zu sagen, wir stehen unter Schock. Selbstverständlich haben wir an der Rezeption nachgefragt, in sein Zimmer gesehen und dann beschlossen, unserem Besuch bei Ihnen Vorrang vor der Inspektion des Parkhauses einzuräumen. Ich bin etwas verblüfft. Mir war nicht bekannt, dass man hierzulande erst Kriminologie studieren muss, bevor man auf ein Revier geht und einen Verdacht äußert.«
    »Mir auch nicht«, sagte Lavallier kühl. »Wissen Sie übrigens, wo der Wagen steht? Auch ohne Studium.«
    »In der Tiefgarage des Maritim«, sagte Wagner schnell, bevor O'Connor etwas erwidern konnte.
    »Wagentyp?«
    »Ente. Ich meine, ein …«
    »Schon okay.« Lavallier lächelte sie freundlich an. »Das Kennzeichen haben Sie nicht zufällig in Griffweite?«
    »Es ist die schäbigste Ente auf Gottes weiter Erde«, sagte O'Connor. »So ziemlich jedes Glaubensbekenntnis der Achtundsechziger lässt ahnen, dass der Wagen unter all den Aufklebern grün ist, und zwar die richtig grüne Version von Grün, wenn Sie verstehen, was ich meine. So, dass es wehtut beim Hingucken. Ich schätze, das Kennzeichen verrät Ihnen das Hotel.«
    Lavallier verzog die Mundwinkel.
    Er wählte die Nummer des PPK, des Polizeipräsidiums Köln, und ließ sich mit Hauptkommissar Peter Bär verbinden. Lavalliers Domäne war der Flughafen. Dieser Fall würde, wie es aussah, außerdem die Kölner Kripo beschäftigen. Er bat Bär, im Maritim nach dem Wagen zu forschen und den Barmann von letzter Nacht aus dem Bett zu holen. Dann schlug er ihm vor, mit seinem Team raus zum Flughafen zu kommen, um die Ermittlungen dort weiterzuführen. Sie hatten hier ebenso Zugriff auf die Datenbänke wie im Hauptquartier, und es würde die Zusammenarbeit erleichtern.
    Er hatte kaum aufgelegt, als der Anruf von der Sicherheit kam. Lavallier hörte eine Minute schweigend zu und richtete seinen Blick dann auf O'Connor.
    »Ich hoffe, der Schock hindert Sie nicht daran, sich später ein paar Bilder anzusehen. Mehr haben wir leider nicht aufzubieten. Ryan O'Dea ist heute Morgen nicht erschienen.«
    O'Connor starrte ihn an.
    »Er ist auch telefonisch nicht erreichbar«, fügte Lavallier hinzu.
    »Das kann doch alles nicht wahr sein«, flüsterte Wagner.
    Lavallier lehnte sich zurück.
    »Ist es aber.« Er machte eine Pause. »Also gut, damit Sie im Bilde sind, ich werde Europol und notfalls Interpol mit einbeziehen. Von Ihnen brauche ich alle verfügbaren Informationen über Clohessy, sodann über Kuhn. Natürlich auch Ihre Personalien. Noch was. Ich muss Sie bitten, uns fürs Erste zur Verfügung zu stehen. Das kann heißen, für die nächsten Stunden oder Tage.«
    Wagner sah unglücklich drein.
    »Es tut mir leid«, fügte er hinzu.
    O'Connor blinzelte. Erstmals erkannte Lavallier, dass der Ire hinter seiner kontrollierten Fassade bemüht war, die Allgewalt über seine Sinne nicht zu verlieren. Dann sagte er:
    »Wie ernst nehmen Sie die Sache eigentlich, wenn ich fragen darf?«
    »Ernst.«
    »Mhm.«
    »Wir würden sie sogar ernst nehmen, wenn es keinen Kölner Gipfel gäbe. Genügt Ihnen das?«
    O'Connor wirkte unentschlossen. Dann zog er einen Stuhl heran und nahm Lavallier gegenüber Platz.
    »Ich kenne Paddy Clohessy«, sagte er eindringlich. »Ich meine, wir hatten seit dem Trinity keinen Kontakt mehr miteinander, aber Menschen ändern sich nicht. Was sich ändert, ist nur die Art, wie andere sie sehen. Missverstehen Sie es nicht als Einmischung oder Arroganz, aber mir scheinen mehr unbekannte Größen in dem Spiel zu sein als Paddy.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, dass es nicht seiner Art entspricht, eine größere

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